Kapitel 2Betty
«Betty! Hallo! Darf ich rüberkommen?», schallte eine helle Stimme aus dem Nachbargarten auf die Terrasse herüber.
Betty, die sich gerade wieder mit ihrem Laptop auf die Hollywoodschaukel verzogen hatte, spürte, wie ihre Gesichtszüge sich entspannten, und sie musste lächeln.
«Natürlich! Ich habe schon den ganzen Morgen auf dich gewartet!», rief sie und sprang auf.
Ihr Garten war von dem der Nachbarn durch einen Zaun getrennt. Aber ganz hinten, am Ende des Grundstücks, war vor drei Jahren bei einem Sturm ein Baum darauf gefallen. Jamie, der kleine Sohn der Nachbarn, hatte zugeschaut, als die Arbeiter den Stamm in Stücke gesägt und abtransportiert hatten. Der Kleine hatte in seinem Rollstuhl, der viel zu groß für seinen schmächtigen Körper wirkte, so verloren ausgesehen, dass Betty ihn gefragt hatte, ob er zu ihr herüberkommen wollte, um mit ihr einen Cupcake zu essen und eine Tasse Kakao zu trinken. Die kaputten Latten im Zaun hatte Betty nach diesem Besuch nie ersetzen lassen, und über die letzten Jahre war zwischen ihr und dem mittlerweile achtjährigen James eine Freundschaft entstanden.
Jamie war auch der Einzige, der von der Mutmachgeschichte wusste, an der sie gerade arbeitete. Schließlich war er es gewesen, der sie zuPete Pinguin möchte fliegen lernen inspiriert hatte. Denn seine Eltern Sue und Michael kümmerten sich zwar rührend um ihren Sohn und erfüllten ihm jeden Wunsch, der mit Geld zu erfüllen war. Aber Beine, mit denen er springen und mit anderen Kindern um die Wette laufen konnte, die konnten sie ihm nicht schenken.
In der Geschichte, die sie Jamie widmen wollte, wurde der kleine Pinguin Pete von den anderen Tieren in seiner Polarkindergartengruppe geärgert, weil er als einziger Vogel nicht fliegen konnte. Deshalb machte Pete sich zusammen mit dem Schneehasen Rudi auf die Suche nach jemandem, der ihm dabei half, es