: Jussi Adler-Olsen
: Erwartung Der Marco-Effekt - Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423439015
: Carl-Mørck-Reihe
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein obdachloser Teenager. Ein Teufel in Menschengestalt. Ein erbitterter Kampf ums Überleben. Der fünfte Fall für Carl Mørck und das Sonderdezernat Q der Kopenhagener Polizei für Cold Cases »Marco zitterte am ganzen Körper. Er zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Ihre Schritte kamen immer näher, er konnte hören, wie sie fluchten. Aber so wütend sie auch klangen, Marco hörte vor allem eines heraus: Angst.« Die große skandinavische Bestseller-Reihe - spannender geht es nicht Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem gewalttätigen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als er flieht, stößt er ganz in der Nähe von Zolas Wohnsitz auf eine Männerleiche ... Die Suche nach dem Mörder führt Kriminalkommissar Carl Mørck, Assad und Rose tief hinein in das Netzwerk der Kopenhagener Unterwelt, in den Sumpf von Korruption und schweren Verbrechen in Politik und Finanzwelt - und zieht seine Kreise bis in den afrikanischen Dschungel. »Jussi Adler-Olsen gilt als Meister der skandinavischen Thriller.« Welt am Sonntag »Ein Page-Turner im besten Sinne des Wortes.« hr-online.de »Was mir an Jussi Adler-Olsen vor allem gefällt, ist die Mischung aus Humor, Spannung und Tiefgang.« Luzia Stettler>SRF 1< Neben der Carl-Mørck-Reihe sind bei dtv außerdem folgende Titel von Jussi Adler-Olsen erschienen: ->Das Alphabethaus< ->Das Washington-Dekret< ->Takeover< ->Miese kleine Morde<

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser. Mit seiner Thriller-Serie um Carl Mørck und seinen Romanen>Das Alphabethaus<,>Das Washington-Dekret< und>Takeover< stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in 42 Ländern.

Prolog


Herbst 2008

Der letzte Morgen im Leben von Louis Fon begann wie ein sanftes Flüstern.

Er rieb sich die Augen, richtete sich schlaftrunken von der Pritsche auf, tätschelte die Kleine, die ihm die Wange gestreichelt hatte, wischte ihr den Rotz von der Nase und steckte die Füße in die Flipflops auf dem gestampften Lehmboden.

Blinzelnd reckte er sich. Der von der Sonne gewärmte Raum war erfüllt vom Gackern der Hühner und den entfernten Rufen der Jungs, die Bananenbüschel von den Stauden schnitten.

Wie friedlich, dachte er und atmete tief den würzigen Geruch des Dorfes ein. Nur der Gesang der Baka-Pygmäen auf der anderen Seite des Flusses, wenn sie um das Feuer tanzten, konnte ihn mehr erfreuen. Wie immer war es ein gutes Gefühl, in das Dja-Reservat und nach Somolomo, das entlegene Dorf der Bantus, zurückzukehren.

Hinter der Hütte rauften die Kinder miteinander und wirbelten rötlichen Staub auf, ihre schrillen Stimmen ließen einen Schwarm Webervögel von den Baumkronen aufsteigen.

Louis ging zum Fenster, durch das die Sonnenstrahlen fielen, stützte die Ellbogen aufs Fensterbrett und lächelte der Mutter des Mädchens zu, die vor der gegenüberliegenden Hütte stand und einem Huhn den Kopf abhackte.

Es war das letzte Lächeln im Leben des Louis Fon.

Gute zweihundert Meter entfernt tauchte ein drahtiger Mann auf dem Weg am Palmenhain auf, und ein Gefühl von nahendem Unheil beschlich Louis. Mbomos sehnige Gestalt kannte er aus Jaunde, aber den hellhäutigen Mann mit dem schlohweißen Haar, der ihn begleitete, hatte er noch nie gesehen.

»Was will Mbomo hier, und wen hat er da bei sich?«, rief er der Mutter des Mädchens zu.

Die zuckte nur die Achseln. Am Rand des Dja-Reservats waren Touristen kein ungewöhnlicher Anblick, was also scherte es sie? Vier, fünf Tage mit den Baka im undurchdringlichen Dickicht des Regenwalds – darum ging es den meisten doch, oder? Jedenfalls den Europäern mit gut gefüllter Brieftasche.

Aber Louis ahnte, dass etwas nicht stimmte. Das sah er an den ernsten Mienen der beiden Männer und an der Vertraulichkeit zwischen ihnen. Nein, dieser Weiße war kein Tourist, und Mbomo hatte ohne Vorankündigung in diesem Distrikt nichts zu suchen. Schließlich war er, Louis, der Leiter des dänischen Hilfsprojekts – Mbomo hingegen war nur ein Laufbursche für die Geschäftsleute in Jaunde. So waren die Spielregeln.

Hatten die beiden dort unten am Weg etwas am Laufen? Auf die Idee konnte man ja leicht kommen. In letzter Zeit hatte es allerlei Schwierigkeiten rund um das Projekt gegeben: Die Vorgänge zogen sich zunehmend in die Länge, der Informationsfluss war ins Stocken geraten, die Zahlungen gingen zu spät ein oder blieben völlig aus. Das alles entsprach ganz und gar nicht dem, was man ihm versprochen hatte, als er für die Aufgabe angestellt worden war.

Louis schüttelte den Kopf. Er selbst gehörte zu den Bantu, er stammte aus einer Region Kameruns, die Hunderte Kilometer nordwestlich von diesem Dorf hier lag. Dort oben, wo er herkam, wurde einem das Misstrauen allen und allem gegenüber in die Wiege gelegt, und das war letztlich vielleicht der Grund, weshalb Louis sich mit so viel Herzblut für die Baka, die Pygmäen des Dja-Reservats, engagierte. Diese sanften Menschen, die Wörter wie »Misstrauen« nicht kannten und deren Wurzeln bis tief in jene Zeit zurückreichten, als der Wald entstande