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»Mrs. Myerson? Möchten Sie sich setzen? So. Atmen Sie tief durch. Sollen wir jemanden für Sie anrufen, Mrs. Myerson?«
Carla sank auf ihr Sofa. Sie klappte nach vorn, presste das Gesicht auf die Knie. Sie winselte wie ein Hund. »Theo«, stieß sie hervor. »Rufen Sie bitte Theo an. Meinen Mann. Meinen Ex-Mann. Die Nummer ist in meinem Handy.« Sie richtete sich auf, suchte das Zimmer ab, konnte das Handy aber nirgends finden. »Ich weiß nicht, wo es liegt, ich weiß nicht, wo ich …«
»In Ihrer Hand, Mrs. Myerson«, erklärte ihr die Detective nachsichtig. »Sie halten es in der Hand.«
Carla sah nach unten. Sie hielt ihr Handy tatsächlich in der heftig zitternden Hand. Kopfschüttelnd reichte sie es der Polizistin. »Ich werde noch verrückt …«
Die Frau verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln und legte die Hand kurz auf Carlas Schulter. Dann ging sie mit dem Handy nach draußen, um zu telefonieren.
Ihr Kollege,DI Barker, räusperte sich. »Soweit wir wissen, ist Daniels Mutter verstorben, stimmt das?«
Carla nickte. »Vor sechs … nein, acht Wochen.« Sie sah, wie die Brauen des Detectives nach oben zuckten, dorthin, wo früher vermutlich sein Haaransatz gewesen war. »Meine Schwester ist gestürzt«, erläuterte Carla, »zu Hause, das war kein … Es war ein Unfall.«
»Und haben Sie eine Adresse oder Telefonnummer von Daniels Vater?«
Carla schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Er lebt in Amerika, schon lange. Er spielt keine Rolle in Daniels Leben, er hat nie eine gespielt. Es gab immer nur …« Carla versagte die Stimme. Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Es gab immer nur Angela und Daniel. Und mich.«
Barker nickte. Er stand stocksteif vor dem Kamin und wartete stumm, bis Carla sich wieder gefangen hatte. »Sie leben noch nicht lange hier?«, fragte er nach einer – wie er es wohl einschätzte – angemessen respektvollen Pause. Verwirrt blickte sie zu ihm auf, und er zeigte auf die Kartons auf dem Esszimmerboden und die an der Wand lehnenden Gemälde.
Carla schnäuzte sich laut. »Die Bilder will ich seit fast sechs Jahren aufhängen. Vielleicht komme ich ja eines Tages dazu, Bilderhaken zu besorgen. Die Kartons sind aus dem Haus meiner Schwester. Briefe, Sie wissen schon, Fotos. Dinge, die nicht im Müll landen sollen.«
Barker nickte. Er verschränkte die Arme, verlagerte das Gewicht und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die zuschlagende Haustür kam ihm dazwischen. Carla zuckte zusammen. Seine Kollegin, Detective Constable Chalmers, trippelte ins Zimmer und schlug verlegen den Blick nieder. »Mr. Myerson ist schon unterwegs. Er ist gleich da.«
»Er wohnt nur fünf Minuten von hier«, sagte Carla. »In der Noel Road. Kennen Sie die? In den Sechzigern hat dort Joe Orton gewohnt, der Theaterautor. Dort haben sie ihn auch umgebracht – zu Tode geprügelt, glaube ich, oder haben sie ihn erstochen?«
Die Detectives sahen einander ausdruckslos an.
»Das war wahrscheinlich nicht …sachdienlich.« Einen grauenvollen Moment lang glaubte Carla, sie müsste loslachen. Warum hatte sie das erwähnt? Wieso redete sie von Joe Orton, von Menschen, die zu Tode geprügelt worden waren? Sie wurdewirklich verrückt, doch Barker und Chalmers schienen es nicht zu bemerken, oder es störte sie nicht. Vielleicht verhielten sich alle Menschen wie Geisteskranke, wenn ihnen eröffnet wurde, dass ein Angehöriger ermordet worden war.
»Wann haben Sie Ihren Neffen zuletzt gesehen, Mrs. Myerson?«, wollte Barker wissen.
Bei Carla setzte die Erinnerung aus. »Ich …Jesus, ich hab ihn … in Angelas Haus getroffen, im Haus meiner Schwester. Das ist nicht weit von hier, ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß am ande