: Polly Samson
: Aus Freundlichkeit Roman | Ein neuer Roman von der Sunday-Times-Bestsellerautorin!
: Ullstein
: 9783843726634
: 1
: CHF 16.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Eine mitreißende, unglaublich gut gebaute und berührende Geschichte einer Liebe, voller Lügen und falscher Versprechen.« The Sunday Times Julia ist verloren, kaum dass sie Julian erblickt hat. Und umgekehrt ist es genauso. Sie ist verheiratet und acht Jahre älter als er. Er ist ein begabter Student, der eine große akademische Laufbahn vor sich hat. Alle Warnungen in den Wind schlagend, geben sie alles auf und beginnen ein neues Leben. Ein Leben voller Glück, und bald schon bekommen sie eine Tochter. Julian verwirklicht seinen Traum, ein Haus auf dem Land so zu renovieren. Julia liebt ihn auch dafür, doch was wird aus ihrem vielversprechenden Job in London? Als ihre Tochter Mira krank wird, bekommt ihre heile Welt Risse. Hat Julia immer die Wahrheit gesagt? Und hat Julian wirklich nichts mit seiner Exfreundin, die ihn rührend unterstützt, wenn Julia in London ist? Polly Samson erzählt von Täuschungen in der Liebe und davon, dass Rücksichtnahme ihr Feind Nummer eins sein kann.

Polly Samson, geboren, 1962, ist eine englische Autorin, die Romane und Songtexte verfasst. Sommer der Träumer ist ihr dritter Roman. Zudem hat sie zwei Erzählbände veröffentlicht und Songtexte für vier Nummer-eins-Alben geschrieben, darunter Pink Floyds THE DIVISON BELL und David Gilmours ON AN ISLAND. 2018 wurde sie zum Mitglied der Royal Society of Literature ernannt.

Eins


Von Mira gab es keine Fotos mehr. Ein wie bewusstloser Schlaf, ein schrillendes Telefon, ein Zimmer voller Tageslicht, aus dem ihr Leben gelöscht worden war. Julian taucht auf, rudert mit den Armen und erwacht zu einem Morgen, ohne dafür einen Grund zu haben. An Julias Bettseite kein klebriges Fläschchen Perfalgan, an seiner kein angekautes Bilderbuch, kein Gute Nacht, Mond. Die Babypuppe ist verschwunden, auch der Karton in der Ecke, in der Mira immer gespielt hatte. Selbst das zusätzliche kleine Kissen, das immer zwischen ihnen lag, die unausgesprochene Übereinkunft, dass sie nachts stets zwischen sie krabbeln konnte, war diskret entfernt worden. Julian ignoriert das Telefon und vergräbt sich wieder in die Laken, sinkt zurück in den Mief, der nur nach ihm selbst riecht, weshalb er sich zusammenrollen muss, um ihn ertragen zu können.

Ein weiterer Augusttag beginnt, skandalöserweise fast schon Mittag, die Arme und Hände so schlaff, dass er Mühe hat, das Telefon abzustellen, als es wieder zu klingeln beginnt. Es ist stickig. Weil er vom durchdringenden Geruch des Nachtjasmins neuerdings Kopfschmerzen bekommt, muss er die Fenster geschlossen halten. Vögel zanken im Efeu, irgendwas kratzt übers Glas, in der Ferne brüllt eine Kuh. Durch eine Lücke im Vorhang schneidet ein Lichtstreif, Staubflocken wirbeln auf, und obwohl ihr Bild nicht länger auf dem Nachttisch steht, ist Miras Gesicht doch das Erste, was er deutlich sieht: Mira im Sonnenschein, ein Gänseblümchenkranz im Haar.

Unbeholfen geht er die Treppe runter, hält sich am Geländer fest, um nicht zu fallen. Vor dem doppelten Kick durch Kaffee und Nikotin ist er mit seinen neunundzwanzig Jahren ein alter Mann. Noch halb weggetreten, kratzt er sich, T-Shirt und Boxershorts von gestern, zieht unterm Balken an der Ecke automatisch den Kopf ein und noch einmal vor der Küchentür. Der Hund umtanzt ihn, ist so ganz anders gelaunt, schlägt mit dem wedelnden Schwanz an Julians Beine, kennt nur den Notfall seiner fast platzenden Blase, schießt wie ein Korken durch die Tür und rennt schnüffelnd zwischen den Obstbäumen umher. Ehe Julian den Kessel auf