: Ulrike Schweikert
: Die Erben der Nacht - Vyrad Eine mitreißende Vampir-Saga
: cbt Jugendbücher
: 9783641077044
: Die Erben der Nacht
: 1
: CHF 8.10
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 576
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Historisc e Vampir-Fantasy von der Meisterin des Genres: actionreich, romantisch und herrlich düster
Schreckliche Kerker und schlimme Verbrechen - der fünfte Band führt die Akademie ins London zur Zeit Jack the Rippers. Vom Clan der Vyrad sollen die jungen Vampire lernen, wie man das Tageslicht erträgt und sich in Nebel auföst. Ivy sieht eine schreckliche Gefahr heraufziehen, die alle Clans bedroht. Doch sie kann ihre dunkle Ahnung mit niemandem teilen, denn nach wie vor ist sie aus der Akademie ausgeschlossen, seit entdeckt wurde, dass sie eine Unreine ist. Zudem wagt sie nicht einmal ihren Bruder Seymour einzuweihen, auf welche Weise sie ihr Wissen um diese Bedrohung erlangt hat ...

'Die Erben der Nacht' ist schaurig-romantisches und zugleich actionreiches Drama um Intrigen, Liebe und Verrat voll wunderbar düsterer Schauplätze. Mireißender Schmökerstoff für alle Fans von Vampiren und dunkler Fantasy.

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem fulminanten Romandebüt »Die Tochter des Salzsieders« ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane. Ihr Markenzeichen: faszinierende, lebensnahe Heldinnen. Nach ihren beiden großen historischen Jugendromanen »Das Jahr der Verschwörer« und »Die Maske der Verräter« hat die vielseitige Autorin inzwischen ihre erste Fantasy-Saga für Jugendliche verfasst, die auf Anhieb ein Erfolg wurde: »Die Erben der Nacht«. Ulrike Schweikert lebt und schreibt in der Nähe von Stuttgart.

Der neue Schatten


Ivy saß im Schneidersitz auf einem flachen Stein. Mondlicht umflutete sie und ließ ihr Haar silbern leuchten. Nichts regte sich um sie. Selbst der Nachtwind war eingeschlafen. Weit breitete sich das nächtliche Moor unter ihr aus. Im Westen konnte sie bis zur Küste sehen, dort, wo das braune, feuchte Gras in schroffes Felsgestein überging, gegen das die Wellen in ihrem immerwährenden Rhythmus schlugen, es unterhöhlten, in Stücke brachen und sich so immer weiter ins Land hineinfraßen. Auf der anderen Seite glitt der Blick in ein weites Tal und hinüber zur nächsten Bergkette, deren Silhouette sich im Osten im noch finsteren Nachthimmel verlor.

Ivy war allein. Selbst die tastenden Gedanken des Werwolfs waren verstummt und ließen sie wenigstens für ein paar Augenblicke in Ruhe. Vielleicht schlief er. Sie wusste, dass er am Abend auf der Jagd gewesen war. Mit Erfolg. Und nun fühlte er sich satt und müde. Sein Geist ruhte und hatte die stete Suche nach seiner Schwester für eine Weile aufgegeben.

Ja, sie war vollkommen allein. Endlich. Erleichtert legte Ivy die Unterarme auf ihre Knie, die offenen Handflächen dem Mond zugewandt. Sie schloss die Augen. Ihr Atem stockte. Mit gerade aufgerichtetem Rücken saß sie bewegungslos da. Ihr Geist dagegen war hellwach. Ivy versuchte, ihre Gedanken nicht zu lenken. Sie bemühte sich, all ihre Überlegungen und Schlüsse, die die Erfahrung ihr eingaben, beiseitezuschieben.

So einfach es war, den Körper zur Ruhe zu bringen, so schwer war es, dasselbe mit dem Geist zu erreichen, ohne in tiefen Schlaf zu fallen. Es war eine Art Trance, die sie lange geübt hatte.

Ivy wartete. Sie saß einfach mit offenem Geist da und wartete. Sie wusste nicht genau worauf, aber sie war sicher, dass irgendetwas geschehen würde.

Da war es wieder. Eine Welle von Hass überlief sie, dass es sie am ganzen Körper schüttelte. Dann eine Gier, die größer war, als sie selbst je empfunden hatte. Sie spürte die zunehmende Erregung und dann den kurzen Augenblick des Triumphes, als das Wild in der Falle saß. Fast war es ihr, als könne sie das fremde Blut, von dem sie nicht einmal wusste, wem es gehörte, auf der Zunge schmecken.

Ivy schüttelte sich. Sie zog alle Kraft in sich zusammen und schloss die Pforten ihres Geistes. Die Gefühle, die nicht die ihren waren, verebbten.

Gut, wenn sie achtgab, konnte sie sich schützen. Bedeutete das, sie würde nun immer auf der Hut sein müssen?

Ivy unterdrückte einen Seufzer. Wie sollte sie ihren Geist auf Wanderschaft schicken, wenn sie gezwungen war, eine undurchdringliche Festung um ihn zu errichten?

Wider Willen dachte sie an Poienari und an Dracula. Tagelang hatte er ihren Geist und ihren Willen unterworfen und sie sich mit der Kraft seiner Gedanken untertan gemacht. Ivy hatte dagegen angekämpft und das Schlimmste verhindert – dachte sie zumindest –, dennoch war es ihr nicht gelungen, sich ohne Hilfe aus dieser Umklammerung zu befreien. Ausgerechnet mit Kreuzen, Weihwasser und einer Hostie war es Alisa, Luciano und Franz Leopold gelungen, sie aus Draculas Geist zu lösen. Und doch war seit dem irgendetwas anders als zuvor.

Zuerst hatte Ivy es nicht bemerkt. Sie hatten genug damit zu tun gehabt, aus Transsilvanien zu entkommen. Dann ging das A