: Tabitha Lasley
: Seegang
: Luchterhand Literaturverlag
: 9783641264390
: 1
: CHF 13.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Ich wollte sehen, wie Männer sind, ohne Frauen in der Nähe.«
Tabitha Lasley ist Mitte 30, Journalistin, und hat sich für ein paar Monate in einem zwielichtigen Viertel in Aberdeen, Schottland, verschanzt, um ein Buch über Bohrinseln und die Männer, die auf ihnen arbeiten, zu schreiben - und sie kommt ihrem Thema gefährlich nahe. Sie taucht tief ein in die Welt der Schlägereien, Konkurrenz, harten Arbeit. Sie nimmt Drogen, tanzt exzessiv die Nächte durch und bemerkt: Je länger sie bleibt, desto destabilisierender wirkt ihre bloße Anwesenheit auf diese Welt - und auf sie selbst. Und dann gibt es da noch Caden: einen verheirateten Bohrarbeiter. Allein und zunehmend prekär lebend taucht Tabitha Laysley in die dunkle Tiefe einer rücksichtslosen, explosiven Beziehung, die sie beide bloßlegt.

Tabitha Lasley ist Journalistin. Sie hat in London, Johannesburg und Aberdeen gelebt. »Seegang« ist ihr erstes Buch.

2
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FOUM ASSAKA

»Der neue John Updike wird er aber nicht werden. Das ist dir schon klar, oder?«

Ich hatteLandleben für Caden gekauft. Tom tippte auf den Buchrücken.

»Selbst, wenn er es lesen sollte. Davon allein lernt er noch nicht den Unterschied zwischendass unddas

Tom war mein Schlussredakteur. Wir waren zu Besuch bei seiner Tante, die in einem Dorf nicht weit von Aberdeen wohnte. Ihr Sohn arbeitete auf einem Bohrschiff, das vor der Küste Marokkos lag, und sie fand, es könne vielleicht nützlich sein, wenn ich ihn kennenlernte.

»Wer gut schreibt, ist meistens auch gut im Lesen«, sagte ich und schob das Buch wieder in meine Tasche.

Das Haus war merkwürdig aufgeteilt. Die Schlafzimmer lagen alle nebeneinander im Souterrain versunken, die Küche hingegen befand sich im ersten Stock, mit Blick auf die Lärchen. Man fühlte sich wie in einem Baumhaus. Ich hoffte sehr, dass Tom das Thema wechselte, bevor sein Cousin wieder nach oben kam, mir fiel aber keine Möglichkeit ein, ihn darum zu bitten, ohne dass es klang, als wäre es mir übertrieben wichtig, was der Cousin von mir dachte.

Tom fingerte an seinem Telefon.

»Hör mal, hier:Die ersten Schritte beim Ehebruch sind die einzig freien; später entsteht eheähnlicher Zwang

Ich klopfte ihm auf die Schulter.

»Falsches Buch.«

Dabei stimmte es sogar, ich fühlte mich eingezwängt und hatte die Knoten selbst geknüpft. Nie war ich mir sicher, wie viel von Cadens Anziehungskraft dem quälenden Muster aus Fortsein und Verzögerung geschuldet war. Ich wusste nur, dass mir seine Stippvisiten in meinem Leben (wie ein Superstar beim Kurzauftritt in einem Club tauchte er auf, verschwand wieder und ließ mich mit einer Riesenrechnung und dem unguten Gefühl zurück, über den Tisch gezogen worden zu sein) nicht reichten.

Als ich ihn das letzte Mal zu sehen bekommen hatte, war der Hubschrauber schon verspätet auf die Plattform gekommen und Caden hatte seinen Flug nach London verpasst. Stattdessen kaufte er dann mir ein Ticket nach Aberdeen, und ich flog um zwanzig Uhr von Heathrow ab. »Wird das deiner Frau denn nicht auffallen?«, fragte ich, die unerklärliche Buchung auf dem Kontoauszug vor Augen. »Nein, nein«, beruhigte er mich. »Das läuft übers Geschäftskon