1.
»Rosa?«, fragte Gregor skeptisch. »Wersoll das sein?«
»Die Toilettenfrau.«
»Nicht dein Ernst.«
»Absolut!«, erwiderte Klara. »Sie ist ein Original.«
»Original wofür?«
»Du musst sie kennenlernen.«
Gregor winkte ab. »Ich glaube nicht, dass sich unsere Leserinnen für eine Toilettenfrau interessieren.«
»Für sie selbst vielleicht nicht wirklich«, stimmte Vicki zu und blies den Rauch ihrer Zigarette in die Luft. Mit der langen Zigarettenspitze zwischen den Fingern erinnerte sie an Audrey Hepburn inFrühstück bei Tiffany. »Aber für ihre Geschichten. Wenn sie denn welche erzählt.«
»Tja, und deshalb brauchen wir dich, Gregor«, ergänzte Klara, als wäre es das Offensichtlichste der Welt.
»Ach,dafür braucht ihr mich«, erwiderte der Chefredakteur sarkastisch. »Dann weiß ich ja jetzt, dass ich doch zu etwas gut bin.«
Klara stand auf und warf die Arme in die Luft. »Wenn du es nicht machen willst …«, sagte sie. »Wir könnten auch Helga damit beauftragen.« Helga Achter, die bei derClaire für die Dokumentation gearbeitet und dann ebenfalls zurHolly gewechselt hatte, der neuen Zeitschrift, die sie selbst mitgegründet hatte.
»Warum schreibst du den Artikel nicht selbst?«, wollte Gregor wissen. Seit er die Verantwortung für eine ganze Redaktion trug, war aus dem stets spöttischen jungen Mann, der nichts ernst zu nehmen schien, ein Skeptiker geworden. Manchmal meinte Klara, ihn nicht wiederzuerkennen. Aber natürlich verstand sie ihn auch: An ihm hing alles. Ging er mit seiner Neugründung unter, würde er alle, die mit ihm gekommen waren, mit in den Abgrund ziehen. Sie alle hatten ihre sicheren und gut bezahlten Stellen bei derClaire aufgegeben, um ihn bei seinem Abenteuer zu unterstützen:Holly, einer jungen, frechen Zeitschrift über Musik, Mode, Stil und alles, was vor allem Frauen sonst interessierte, aber eben nicht nur Frauen, sondern alle jungen Menschen. Im Grunde machten sie ein Magazin für sich selbst.
»Das würde ich wahnsinnig gerne, Gregor«, erwiderte Klara. »Aber ich will die Fotos machen. Das ist mir wichtiger.«
»Fotos?«, fragte der Freund irritiert. »Was willst du ablichten? Klos? Waschbecken? Ihre Kittelschürze?«
»Ihr Hausboot.«
Jetzt kam Bewegung in die Mannschaft. »Sie hat ein Hausboot?«, fragte Heinz fasziniert.
Klara nickte. »Im Sandtorhafen. Und das Beste: Sie nimmt auch mal Musiker bei sich auf. Soweit ich weiß, hat sie gerade einen von den jungen Engländern bei sich, die für Koschmider gespielt haben.«
»Für Koschmider«, murmelte Gregor, der jetzt auch eine Story witterte. »Er ist der größte Ganove, den’s in dem Geschäft gibt. Was heißtgespielt haben? Hat er sie rausgeworfen?«
Jetzt mischte sich Rike ein,