: Kathrin Lange
: Fabelmacht. Die komplette Reihe (Band 1-2 und das Prequel) im Bundle
: Arena Verlag
: 9783401809175
: Die Fabelmacht-Chroniken
: 1
: CHF 14.00
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 885
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
***Die zwei Bände des Fantasyspektakels inkl. Prequel im Bundle*** Glaubt Mila an Liebe auf den ersten Blick? Im Zug nach Paris trifft sie einen alten Mann, der ihr diese Frage stellt. Mila ahnt noch nicht, was er längst weiß: Paris wird in ihr eine uralte Fähigkeit wecken. Eine Gabe, mit der sie in ihren Geschichten die Wirklichkeit umschreiben kann. Und tatsächlich, als sie am Bahnhof auf den geheimnisvollen Nicholas trifft, scheint er direkt ihren Geschichten entsprungen. Doch auch Nicholas beherrscht die Gabe der Fabelmacht - und er hat ebenfalls über Mila geschrieben. Ein Kampf der Geschichten um die einzig wahre Liebe entbrennt. Und Mila und Nicholas sind mitten drin. Im Bundle enthalten sind: Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen (Band 1) Die Fabelmacht-Chroniken. Brennende Worte (Band 2) Die Fabelmacht-Chroniken. Nicholas' Geschichte (Prequel)

Kathrin Lange wurde 1969 in Goslar am Harz geboren. Obwohl sie sich beruflich der Hundestaffel der Polizei anschließen wollte, siegte am Ende ihre Liebe zu Büchern, und sie wurde zuerst Buchhändlerin und dann Schriftstellerin. Heute ist sie Mitglied bei den International Thriller Writers und schreibt sehr erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf bei Hildesheim in Niedersachsen.

 

1

Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?«

Mila sah von ihrem abgegriffenen Notizbuch hoch. Sie hatte versucht zu schreiben, aber sie hatte noch nicht viel zustande gebracht.

Draußen vor dem Zugfenster waren die ersten Ausläufer von Paris zu sehen, schäbige, düster wirkende Hochhaussiedlungen, in denen der Beton alles Leben zu erdrücken schien.

Der Mann, der Mila diese sonderbare Frage gestellt hatte, war in Straßburg zugestiegen und hatte sich ihr gegenübergesetzt. Bis eben hatte er geschwiegen, sie nur ab und an neugierig betrachtet.

»Wie bitte?«, fragte Mila.

»Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?«, wiederholte er. Er schien alt zu sein. Er war auf diese besondere Art geschrumpft, wie das nur bei sehr betagten Menschen manchmal vorkam. Mila schätzte ihn auf über achtzig. Sein Gesicht war faltig, die Augen lagen tief in den Höhlen, die von hervorstehenden Wangen- und Stirnknochen gebildet wurden.

»Keine Ahnung«, antwortete Mila. »Ich habe noch nie darüber nachgedacht.«

Was gelogen war. Natürlich hatte sie schon ab und zu darüber nachgedacht, ob es Liebe auf den ersten Blick gab, und wenn ja, ob sie ihr irgendwann einmal begegnen würde. Sie war siebzehn. Welches siebzehnjährige Mädchen dachte nicht über solche Sachen nach?

Aber sie hatte keine Lust, sich mit dem Mann darüber zu unterhalten. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich zu unterhalten.

Sie richtete den Blick wieder auf ihr Notizbuch. Ihr Handy, das sie neben sich auf den leeren Nachbarsitz gelegt hatte, summte zum vierten Mal, seit der Zug Straßburg verlassen hatte. Mila warf einen Blick auf die Textnachricht, die sie erhalten hatte.

»Wo bist du??????«

Mittlerweile war ihre Mutter bei sechs Fragezeichen angekommen. Nicht mehr lange und sie würde auch anfangen zu fluchen.

Du mich auch!, dachte Mila und drehte das Telefon um, sodass sie die Nachrichten nicht mehr sehen musste.

»Sie sollten ihm antworten«, sagte der alte Mann. Jetzt fiel Mila auf, wie altmodisch sein Französisch klang. Trotzdem konnte sie ihn gut verstehen. Sie war in Paris geboren, aber gleich nach ihrer Geburt hatte ihre Mutter Frankreich verlassen und war mit ihr nach Berlin gezogen. Aus diesem Grund war Mila mehr oder weniger zweisprachig aufgewachsen. Sie sprach Französisch fast genauso gut wie Deutsch.

Mila sah dem Mann ins Gesicht, und das schien ihm ein wenig unangenehm zu sein. Nervös kratzte er sich mit dem kleinen Finger den Nasenflügel. Seine Nägel waren ein bisschen zu lang für einen Mann und sorgfältig gefeilt. Auch an seinen Händen erkannte man sein Alter: dürr, knotig waren sie, mit faltiger Haut. Mila musste bei ihrem Anblick an den Geruch von Pergament und altem Leder denken.

Der Mantel, den der Alte trotz der stickigen Luft im Zug nicht ausgezogen hatte, war von einem unauffälligen Grau, was insgesamt zu ihm zu passen schien. Irgendwie wirkte er, als sei er nicht richtig existent.

»Woher wissen Sie, dass es einEr ist?«, fragte Mila.

»Ich habe nur geraten. Seit Straßburg haben Sie vier Nachrichten erhalten und keine davon beantwortet. Dafür haben Sie mindestens zwanzigmal geseufzt.« Er schürzte die Lippen zu einer Art Kussmund, dann zog er sie ein, als müsse er seine Zähne davon abhalten, ihm aus dem Mund zu fallen. »Das lässt mich auf Liebeskummer tippen.«

»Kein Liebeskummer, nein.« Sie drehte ihren Bleistift zwischen den Fingern.

»Nicht?« Der alte Mann schien überrascht. »Ich finde, Sie sehen aus, als hätten Sie Liebeskummer.«

Wenn du selbst mal Liebeskummer gehabt hast, dachte Mila,dann ist das vermutlich schon ziemlich l