: Christian Dörge, Kurt Letsche, Günter Teske, János Fülöp
: DAS HAUS OHNE TÜR - ERZÄHLUNGEN Im Dunkel der Nacht - Krimis aus der DDR, Band 2
: BookRix
: 9783748717089
: 1
: CHF 5.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 276
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Band Das Haus ohne Tür, zusammengestellt und herausgegeben von Christian Dörge, erscheint in der Reihe Im Dunkel der Nacht - Krimis aus der DDR im Apex-Verlag und enthält die folgenden spannenden Krimi-Erzählungen: Das Haus ohne Tür von Arne Leonhardt (1966), Späte Rechnung von Peter Niemann (1981), Gesucht wird Erzsébet Labró von János Fülöp (1979), Kennwort Laubenspringer von Günter Teske (1965) und Alarm in der Nacht von Kurt Letsche (1966).

  SPÄTE RECHNUNG von Peter Niemann


 

 

In diesem Jahr hatte es der April gut gemeint. Temperaturen um zwanzig Grad waren keine Seltenheit. Von den Launen, die man diesem Monat nachsagt, war kaum etwas zu merken. Bäume standen schon in Blüte und erfreuten das Auge. Die Sonne sorgte für einen prächtigen Rasen und für Blumen. Nachmittags, wenn ich im Garten arbeitete, wurde mir die Jacke zu warm. Auch die Leute, die an meinem Zaun vorbeigingen, vor allem die Teens und Twens und solche, die sich noch dafür hielten, ließen fast alles, was an den Winter erinnerte, im Kleiderschrank.

Ich liebe meinen Garten und beschäftige mich seit vielen Jahren in ihm, und ich freute mich, dass ich nach den hässlichen Monaten, die zurücklagen, wieder mit Spaten und Pflanzholz hantieren konnte.

Vor ein paar Wochen hatte ich in Stuttgart bei meinem Antiquar, den ich immer aufsuche, wenn ich in die Stadt fahre, »Das Jahr des Gärtners« von dem Tschechen Karel Capek erstanden, einem Autor, den ich sehr schätze. Ich las abends, wenn ich mich müde gebückt hatte, darin und gab Capek aus tiefster Überzeugung recht:April, das ist der richtige und gesegnete Monat des Gärtners.Die Verliebten sollen uns ungeschoren lassen mit ihrem gepriesenen Mai; im Mai blühen die Bäume und Blumen nur, aber im April schlagen sie aus; glaubet mir, dieses Keimen und Ausschlagen, diese Knospen, Knösplein und Keimlinge sind das größte Wunder der Natur.

Ja, in der Tat, ich war richtig verliebt in das Werden und Wachsen in diesen Tagen.

Sonntags blieb mancher Spaziergänger stehen, wenn er die Schönheit meines nicht großen, dafür jedoch umso gepflegteren Gartens bemerkte. Anerkennende Worte fielen. Das tat mir gut, denn meine Frau, die gerade bei unserem Sohn in Münster war, hatte eine tiefe Abneigung gegen die Stunden, die ich der Gartenarbeit widmete, diesemDreckszeug, wie sie sagte.

Was ich für meine Frau empfand, machte es mir die Jahre über unmöglich, ihr zu widersprechen, wenn sie über mein Hobby herzog. Aber ich war traurig darüber, dass sie gar keinen Blick für die Herrlichkeiten hatte, die unser Garten beherbergte.

Wie konnte man die wunderschönen Blüten, wie konnte man all die Früchte, die sie natürlich lieber aß als das chemisch gedüngte Zeug vom Händler,Dreckszeug nennen! Unsere Kinder sind ebenso. Sie belächeln mich, und ich habe mich irgendwie schon damit abgefunden. Menschen sind nun einmal sehr verschieden. Dagegen kann man nichts unternehmen, und vielleicht sollte man es auch nicht.

Dass das Bücken und Verrenken, ohne das Gartenpflege nicht möglich ist, zumal bei Hitze und nach harten Arbeitstagen in der Praxis, meinem schadhaften Kreislauf wenig zuträglich sind, weiß ich natürlich, aber ich halte es in dieser Beziehung wie viele meiner Patienten: Ich will es nicht zugeben, will es nicht zur Kenntnis nehmen, weil ich spüre, wie wohltuend sich die Betätigung in frischer