: Michael Ghanem
: Deutschlands tiefer Fall Band 1B Gesundheit : Das Gesundheitssystem / Covid 19
: Tredition
: 9783347922983
: 1
: CHF 12.50
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: Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
: German
: 584
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das deutsche Gesundheitssystem ist einem desolaten Zustand. Dieser hat sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt, vor allem aufgrund der Unfähigkeit und dem mangelnden Willen der gesellschaftlichen und politischen Eliten zur Umsetzung von Veränderungen. Bedingt durch die Fehler der Ära Merkel und in verstärktem Maß der heutigen politischen Elite. Die Missstände werden jedoch unter den Teppich gekehrt und in der öffentlichen Diskussion von zunehmend korrumpierten Journalisten der öffentlichen Medien vertuscht oder verleugnet. Heute steht das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich nur noch mittelmäßig dar. Am Beispiel des Gesundheitswesens wird deutlich, dass Deutschland einen Weg beschreitet, der zum Verlust von Versorgungsqualität, Wohlstand und Zukunftsperspektiven führen wird. Die Corona Krise der letzten drei Jahre hat die Defizite in allen Bereichen mehr als deutlich gemacht und wurde durch die Mängel in Organisation, Logistik, Koordination der personellen und materiellen Ressourcen sogar noch verschärft. Corona hat der deutschen Gesellschaft vor Augen geführt, dass sie auf Katastrophen - wie Corona es zweifelsfrei ist - nicht vorbereitet ist. Weder die Politik, noch das Gesundheitswesen, noch Presse und Medien waren in der Lage, angemessen mit dieser Krise umzugehen. Corona lässt Deutschland geschwächt zurück, die Bevölkerung zweifelt an der Kompetenz und Verantwortung der Handelnden. Die wirtschaftlichen und finanziellen Schäden sind für die Bürger und für Handel, Dienstleistung und Industrie enorm und münden in einem Rückgang der Leistungsfähigkeit Deutschlands. Diese derart geschwächte Gesellschaft muss nun weitere Krisen verkraften. Zunehmend verbreitet sich das Gefühl von Apathie, Misstrauen gegen die Eliten und Rückzug ins Private. Der tiefe Fall Deutschlands von einer ehemals führenden und international anerkannten Nation auf ein Niveau der Mittelmäßigkeit zeigt sich besonders am Beispiel des Gesundheitswesens. Eine kranke Gesellschaft kann nicht in der Lage sein, mit den aktuellen und kommenden Krisen fertig zu werden und sich international zu behaupten.

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik. Arbeitete jahrelang bei einer internationalen und einer europäischen Organisation sowie in mehreren internationalen Beratungsunternehmen - dabei 5 Jahre als Projektcontroller einer internationalen Institution für Wasserprojekte (davon ca. 300 in Afrika). Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Reorganisation und Umstrukturierung von großen Konzernen, Ministerien, Verwaltungen sowie seinen Erfahrungen im Controlling der Politik, weltweit, in Europa und in Deutschland, hat er miterlebt, wie viele Fehler durch Leichtsinn und mangelnde Professionalität der wirtschaftlichen und politischen Elite tagtäglich vorkommen, deren Preis wir alle bezahlen. Er hat außerdem erlebt, wie viel Frustration bei seinen beruflichen Mitstreitern und einem zunehmenden Teil der Bevölkerung vorhanden ist. Zudem beobachtet er mit Sorge, dass durch das verordnete Mainstream-Denken ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich von der Demokratie abwendet. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hat er sich zum Ziel gesetzt, diese Erfahrungen und Kenntnisse zu Papier zu bringen, um das kritische Denken seiner Mitbürger zu fördern. Sein Motto ist: 'Die Gedanken sind frei' Er ist Autor von mehreren Werken, u.a. 'Ich denke oft.... an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc - Versunkene Insel der Toleranz' 'Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie' '2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre, Teile 1 bis 13' 'Eine Chance für die Demokratie' 'Deutsche Identität - Quo vadis?' 'Sprüche und Weisheiten' 'Nichtwähler sind auch Wähler' 'AKK - Nein Danke!' 'Afrika zwischen Fluch und Segen Teil 1: Wasser' 'Deutschlands Titanic - Die Berliner Republik' 'Ein kleiner Fürst und eine kleine blaue Sirene' '21 Tage in einer Klinik voller Narren' 'Im Würgegriff von Bevölkerungsbombe, Armut, Ernährung Teil 1' 'Im Würgegriff von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Rechtsradikalismus, Faschismus, Teil 1' 'Im Würgegriff der politischen Parteien, Teil 1' 'Die Macht des Wortes' 'Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1' 'Im Würgegriff von Migration und Integration' 'Weltmacht Wasser, Teil 1: Die Bilanz 2019' 'Herr, vergib ihnen nicht! Denn sie wissen, was sie tun'

2 Das deutsche Gesundheitswesen

2.1 Wer sind die Mitspieler und was sind ihre Interessen?

Weltweit ist der deutsche Gesundheitssektor der undurchschaubarste. Undurchschaubar, da es für den Patienten keine reale Vertretung gibt. Hinzukommt, dass sich ein Kartell gebildet hat, das großen Anreiz zur Selbstbedienung bietet. Widersprüchlich ist auch der Versuch eines Controlling Systems von Krankenkassen und kassenärztlichen Vereinigungen, das unverhältnismäßig und nicht angemessen ist. Deswegen ist es vor allem wichtig zu erfahren, welche Rolle die einzelnen Beteiligten spielen und welche Interessen und Strategien sie verfolgen, aber auch welche Rolle die Politik einnimmt. Somit sind die Beteiligten: Patienten, Krankenkassen, Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken, die Pharmaindustrie und die Politik.

2.1.1 Krankenkassen

Gesetzliche und private Krankenkassen sind in ihrer heutigen Struktur bereits über 100 Jahre alt. Es bedarf daher einer erheblichen Umstrukturierung, die das gesamte deutsche Gesundheitssystem verändert. Die Krankenkassen vertreten die gesamten Einnahmen und Ausgabenaller Versicherten. Sie vertreten allerdings nicht den Einzelfall und stellen oft unverständliche Regeln auf, um die Kosten für die Allgemeinheit so klein wie möglich zu halten. Zudem haben sie sich in den letzten Jahren eine Macht angeeignet, die durch die politisch bestimmte Selbstverwaltung gefördert wird, aber gleichzeitig den Patienten entmündigt. In keinem anderen Land der Welt sind 101 verschiedene gesetzliche Krankenkassen vorhanden.

Also Kassen, die ihre Beiträge selbst festsetzen und sich trotzdem dabei nur minimal unterscheiden. Die Darstellung ihrer Produktpaletten, das heißt für welche Krankheiten sie im Einzelnen aufkommen oder nicht, für welche Medikamente, für welche Art von Krankheiten sie zuständig sind, stellt eine reale Entmündigung des Bürgers dar. Zudem gehen die Rechnungen der Dienstleistenden (Ärzte, Reha-Maßnahmen und sonstige Beteiligte) automatisch zu den Krankenkassen, ohne dass der Patient informiert wird. Das ist nicht nur unbefriedigend, es verstößt auch gegen das im Bundesgesetz verankerte Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen.

Ebenso ist es rechtlich ein unhaltbarer Zustand, dass die realen Vertragspartner, also Patient und Arzt oder Krankenhaus, sich nicht über Leistungen und Preise unterhalten und gegebenenfalls auch verhandeln können. Und vor allem, dass der Patient vom Arzt nur als bedingter Vertragspartner gesehen wird. Denn nicht der Patient bezahlt die Rechnung, sondern die gesetzliche Krankenkasse. Die privaten Krankenkassen sind hier Ausnahmen, da sie ihre Rechnungen grundsätzlich an den Patient senden und der Patient die Möglichkeit erhält zu verhandeln, oder sich an der Rechnung zu beteiligen.

Für die Gesundheitssysteme weltweit, inklusive vergleichbarer Länder wie Frankreich, Belgien, Niederlande, England und Italien gilt: Es gibt eine einzige gesetzliche Krankenkasse, die zuständig für eine bestimmte Anzahl an Krankheiten ist und den Grundbedarf deckt, unabhängig von den verschriebenen Medikamenten. Die Patienten erhalten die Rechnung direkt. Patienten, die sich in der Mittelschicht befinden, müssen in Vorkasse gehen und erhalten durchschnittlich zwischen 60 und 75 Prozent der Summe zurückerstattet. Dafür betragen die Zahlungsziele fast 90 Tage. Für die Zusatzwünsche der Patienten werden weitere Verträge benötigt, die von parallelen Versicherungen angeboten werden. Das reduziert den Verwaltungsaufwand bei den Krankenkassen, der im Gegensatz zu Deutschland lediglich 1 bis 1,5 Prozent beträgt. Das vermindert auch den Verwaltungsaufwand zwischen Arzt und Krankenkassen. So spart man auch in der Dokumentation Zeit.

Der daraus resultierende Zeitgewinn ist zugunsten des Patienten, denn in diesen Ländern dreht sich alles um den Patienten und nicht um die Krankenkassen. In Deutschland jedoch betragen die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen zwischen 4 und 5 Prozent der Aufwendungen. Dies stellt bei den gesetzlichen und privaten Krankenkassen jährlich einen Gesamtaufwand in Höhe von 20 bis 25 Milliarden Euro dar.

Eine zusätzliche Problematik ergibt sich durch die Anzahl der gesetzlichen Krankenkassen. Jede gesetzliche Krankenkasse hat ihre eigene Organisation, ihre eigene Verwaltung, ihre eigene Geschäftspolitik und ihre eigene IT-Infrastruktur. Diese Fragmentierung der Landschaft bereitet zusätzliche Aufwendung für die Koordinierung der Aufgaben zwischen den verschiedenen Beteiligten. Deswegen ist die Sanierung und Veränderung der Strukturen der gesetzlichen Krankenkasse notwendig, um sie auf Dauer zu erhalten.

Die Krankenkassen sind nicht berechtigt, über das Wohl und Wehe des Patienten zu entscheiden. Denn sie sind nicht einmal in der Lage, die Preise für Medikamente auf einem Europadurchschnittswert zu halten. Die Preise für Generika oder für forschungsgebundene Medikamente sind trotz Rabatten die höchsten in Europa. Und das geht sehr oft zu Lasten der Dienstleistenden. Die Krankenkassen, die G