: A. Ketschau
: Weiße Schweizer Schäferhunde: Als hätten weiße Wolken die Erde still geküsst
: Books on Demand
: 9783758391774
: 1
: CHF 13.50
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: Hobbytierhaltung
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Weiße Schweizer Schäferhund gehört heute zu den beliebtesten Rassen. Über seine Entstehung, seinen Charakter, Vereine, Fütterung, Genetik und vieles mehr informiert dieses Buch. Viele Fotos und Zeichnungen runden das Buch ab.

Die Geschichte


Hütehunderassen stammen von uralten Arbeitsrassen der Schäfer ab. Hüte- und Herdenschutzhunde hatten viele Farben. Oft waren sie weiß, um sie von möglicherweise angreifenden Beutegreifern unterscheiden zu können, die sich bevorzugt im Halbdunkel der Morgen- und Abenddämmerung an die Herden wagten und angriffen. Die Schäfer brauchten wetterfeste, gesunde und gehorsame Hunde. Die Hunde brauchten Mut und mussten sich auch gegenüber der Herde durchsetzen, notfalls mit Zwicken und Kneifen. Sie durften die Schafe aber nicht angreifen, verängstigen oder verletzen. Durch konsequente Zuchtauswahl entstand schließlich ein gelehriger, wetterfester und belastbarer Herdengebrauchshund. Baron von Knigge besaß in den 1880er Jahren drei weiße Schäferhunde: die Rüden Greif und Greif 2 sowie die Hündin Greifa. Friedrich Spaarwasser, ein Frankfurter Züchter, kaufte den Rüden Greif und kreuzte ihn mit der wolfsgrauen Lotte. Eine Hündin aus diesem Wurf, die vermutlich ebenfalls wolfsgraue Lene, und der Rüde Kastor, wurden Eltern eines Wurfs, der am 1. Januar 1895 zur Welt kam. In diesem Wurf lag ein wolfsgrauer Rüde, der den Namen Hektor Linksrhein erhielt. Rittmeister Max von Stephanitz kaufte diesen Rüden auf einer Hundeausstellung am 22. April 1899. Noch am Tag der Hundeausstellung gründeten Max von Stephanitz und einige weitere Hundefreunde den Verein für Deutsche Schäferhunde (SV). Hektor Linksrhein wurde in Horand von Grafrath umbenannt (das Umbenennen von Hunden kam damals öfter vor) und als erster Deutscher Schäferhund im Zuchtbuch des SV eingetragen. Horand kam stark züchterisch zum Einsatz und gilt heute als Stammvater des Deutschen Schäferhundes. Auch sein Wurfbruder Luchs kam viel in der Zucht zum Einsatz. Fast alle heute bekannten Deutschen, Altdeutschen (Langstock) und Weißen Schweizer Schäferhunde gehen irgendwie auf Horand oder seinen Wurfbruder Luchs zurück. Horand war ein dunkler Hund (wolfsgrau), trug aber rezessiv das weiße Gen, das er von seinem Großvater geerbt hatte und gab es an viele seiner Nachkommen weiter. Viele von Horands Nachkommen waren entweder selbst weiß oder trugen das weiße Gen verdeckt in ihrem Erbgut. 1913 wurde der weiße Schäferhund Berno von der Seewiese als direkter Nachkomme von Horand geboren. Er hatte eine weiße Wurfschwester namens Berna. Viele Jahre wurden weiße Schäferhunde in der Zucht geduldet. Aus rein optischen Gründen wurde die weiße Farbe aber 1933 gänzlich aus dem Standard entfernt. Man ging lange Zeit davon aus, dass Berno von der Seewiese der erste weiße Schäferhund im SV-Zuchtbuch gewesen sei. Auf der Website der 1. WS e.V. Einheit war jedoch nachzulesen, dass bereits vor Berno von der Seewiese ein weißer Schäferhund in das Zuchtbuch eingetragen wurde, und zwar die weiße Schäferhündin „Lotte von Burg Eltz“. Lotte von Burg Eltz wurde wohl schon 1913 eingetragen. Berno wurde als zweiter weißer Schäferhund ebenfalls 1913 eingetragen, und nicht erst 1926, wie es in vieler Literatur heißt. Lotte von Burg Eltz hatte die Zuchtbuchnummer 43091, Berno von der Seewiese 43629. Das heißt, Lotte von Burg Eltz muss VOR Berno von der Seewiese eingetragen worden sein. In sämtlicher Literatur (auch in den meistenmeiner früheren WSS-Bücher) wird Berno als erster eingetragener Weißer genannt. Als ein altes SV-Zuchtbuch aus dieser Zeit in den Besitz der 1. WS e.V. Einheit gelangte, wurde dieser Fehler offenbar. Lotte vor Burg Eltz wurde als erster weißer Schäferhund registriert. Ihr folgte Berno von der Seewiese als zweiter weißer Schäferhund, der registriert wurde. Wer sich dafür interessiert, kann versuchen, alte SV-Zuchtbücher aus dieser Zeit zu bekommen. Mir sind die derzeit dafür geforderten Preise allerdings schlicht und ergreifend zu hoch. Ich besitze einen Nachdruck des Buchs „Der deutsche Schäferhund in Wort und Bild“ von Max von Stephanitz, welches im Original 1921 erschien. Dieses Buch enthält ein Foto von Berno von der Seewiese. Leider ist die altdeutsche Schrift für mich als ungeübte Person sehr schwer zu entziffern.

Der weiße Farbschlag wurde nach und nach aus der Zucht verbannt. Von Stephanitz fand keinen Gefallen an einheitlich gefärbten Hunden, seien sie nun schwarz oder weiß. Aber er stellte die Farbe nicht über die Gebrauchstüchtigkeit. Von Stephanitz schrieb dazu: „Dagegen“ (im Gegensatz zu Kakerlaken, also Albinos, Anm. d. Aut.) „handelt es sich bei auf weiße Farbe gezüchteten Schäferhunden, deren Farbstoff in der Haut zurückgehalten wird und an sonstigen Stellen klar zum Ausdruck kommt, nicht um Verblassung, sondern um ein Rassemerkmal. Im Übrigen ist die Farbe reine Liebhaberangelegenheit (…). Ich bin kein Freund der Einfarbigkeit, sie passt nicht zu unserem Schäferhund.“ Einige Sätze weiter bemerkt von Stephanitz, dass ein lackschwarzer Schäferhund noch zu akzeptieren sei, weiße Schäferhunde (einschließlich gelblicher Wildfärbung) jedoch langweilig und verzüchtet aussähen.

Der weiße Schlag wurde nach und nach aus der Zucht verbannt. Anfangs vermutlich aus rein optischen Gründen, wurden ihm später fälschlicherweise sämtliche genetischen Probleme zugeschrieben, wie HD, Blindheit, Epilepsie, Ausbleichen der Farbe usw. 1932 durften nur noch zotthaarihge Schäferhunde ein weißes Fell haben. Diese zotthaarigen (und auch langhaarigen und langstockhaarigen) Schäferhunde wurden ebenfalls später aus der Zucht eliminiert. 1933 wurde der weiße Schäferhund schließlich gänzlich aus der Zucht des Deutschen Schäferhundes verbannt. Weiße Schäferhunde erhielten ein Zuchtverbot. Und gelegentlich fallende „Zufallsweiße“ wurden meist sofort nach ihrer Geburt aus den Würfen entfernt. Bald waren die weißen Deutschen Schäferhunde in Vergessenheit geraten. Da sich die weiße Farbe jedoch rezessiv vererbt, kann sie unentdeckt in farbigen Schäferhunden schlummern und bei bestimmten Verpaarungen können weiße Welpen fallen. Die weiße Farbe war 1933 nicht mehr auszurotten, und so fallen bis zum heutigen Tage in manchen Linien weiße Welpen. Wie beschrieben ist der Grund sehr einfach: Greif, der Großvater von Horand von Grafrath, war weiß. Auch heute noch fallen also weiße Welpen aus Verpaarungen Deutscher Schäferhunde, wenn auch bei weitem nicht so oft wie Langstockwelpen. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden bereits Deutsche Schäferhunde in die USA importiert, und in den ersten Würfen fielen weiße Welpen. So verbreiteten sich die weißen Schäferhunde über Amerika und Kanada. Dort galten die weißen Schäferhunde lange Zeit als normale Farbe der Deutschen Schäferhunde. Aufgrund der Interventionen des Vereins für Deutsche Schäferhunde wurde aber auch in den USA 1968 der weiße Schäferhund aus dem Standard und der Zucht verbannt, in Kanada dagegen erst 1998. Die weißen Schäferhunde werden aber nach wie vor in den USA und Kanada in die Zuchtbücher eingetragen und vom CKC (Canadian Kennel Club) und AKC (American Kennel Club) registriert. Die Züchter blieben vom Zuchtverbot unbeeindruckt und züchten neben den farbigen nach wie vor weiße Schäferhunde. Die weißen Schäferhunde werden noch immer beim AKC und CKC registriert und erhalten Ahnentafeln, wenn auch mit dem Vermerk „zur Zucht gesperrt“. Einige Züchter haben sich auf farbige oder weiße Schäferhunde spezialisiert, andere machen gemischte Würfe. In den USA und Kanada sind weiße Schäferhunde beliebte Familien-, Begleit-, Arbeits- und Diensthunde. Die ersten weißen Schäferhunde kamen 1970 zurück nach Europa. Agatha Burch importierte den weißen Schäferhundrüden Lobo White Burch, geboren 1966. Er besaß ein gültiges Export-Pedigree des AKC und wurde im Anhangsregister des Schweizer Hundestammbuchs eingetragen. Da auch der Schweizer Standard des Deutschen Schäferhundes keine weiße Farbe erlaubt, bekam der Eintrag den Vermerk „zur Zucht gesperrt“. Innerhalb von zwei Jahren absolvierte Lobo sämtliche Schutz- und Lawinenhundprüfungen mit Bravour. Er wurde schließlich doch zur Zucht eingesetzt. Liesbeth Mach, eine Freundin von Agatha Burch, besaß die englische weiße Schäferhündin Blinkbonny’s White Lilac. Die beiden wurden verpaart und der Wurf kam 1973 zur Welt. Der Wurf bestand aus einer Hündin – Shangrila’s Sweetygirl – sowie den drei Rüden Shangrila’s Silverboy, Shangrila’s Star und Shangrila’s Sunking. Diese vier Nachkommen wurden in das Anhangsregister des Schweizer Hundestammbuchs eingetragen. Als Agatha Burch ihre Zucht jedoch auf eine breitere Basis stellen wollte, wurden ihr weitere Eintragungen in das Anhangsregister verweigert. A-gatha Burch zog aus persönlichen Gründen zurück in die USA. Lobo starb dort 1980 im Alter von 14 Jahren. Lobo ist heute in vielen Stammbäumen Weißer Schweizer Schäferhunde zu finden. Der Schweizer Kurt Kron kaufte Sweetygirl. Bereits 1972 fiel ein Wurf im Zwinger von Kurt Kron unter dem...