: Erik Simon, Dominik Irtenkauf, Judith C. Vogt, Kai U. Jürgens, Hans Frey, Uwe Neuhold, Gary Westfahl
: Melanie Wylutzki, Hardy Kettlitz
: Das Science Fiction Jahr 2023
: Hirnkost
: 9783988570345
: Das Science Fiction Jahr
: 1
: CHF 14.10
:
: Science Fiction
: German
: 620
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Science Fiction und wie sie die Welten verändert Welches literarische Genre lädt Schreibende wie die Science Fiction dazu ein, sich eine andere als unsere Realität auszumalen, Was-wäre-wenn-Fragen zu stellen, neue Gesellschaftsformen zu denken und Konflikte ohne Gewalt zu lösen? Diverse aktuelle gesellschaftliche und politische Anlässe haben dazu geführt, dass wir genau diesen Themen unsere diesjährigen Schwerpunkte widmen: Alternate History und Pazifismus in der SF, die von Autor*innen wie Judith Vogt, Guido Sprenger oder Maurice Schuhmann beleuchtet werden. Zudem finden Gedanken und Erinnerungen an den wohl prägendsten deutschsprachigen SF-Autor, Herbert W. Franke, der im Juni 2022 verstarb, Platz. Zudem wartet die 38. Ausgabe des von Wolfgang Jeschke ins Leben gerufenen Almanachs mit einem umfangreichen Überblick über die Entwicklungen des Genres in Rezensionen und Beiträgen zu Buch, Film, Game, Serie und Hörspiel auf. Abgerundet wird der Jahresrückblick mit einer Liste der Genre-Preise, einem Nekrolog sowie einer Bibliografie der Bücher, die 2022 erstmals auf Deutsch erschienen sind. Das SCIENCE FICTION JAHR erscheint seit 2019 im Hirnkost Verlag und wird von Melanie Wylutzki und Hardy Kettlitz herausgegeben und wurde mehrfach mit dem Kurd Laßwitz Preis ausgezeichnet, zuletzt 2023 in der Kategorie 'Bester deutschsprachiger Sachtext zur SF mit Erstausgabe 2022'.

Während Hardy Kettlitz bereits Anfang der Neunziger als Herausgeber (u. a. 'Alien Contact' und 'SF-Personality') auftrat, seither ein fester Bestandteil der SF-Szene ist und der SF verbundene Buchprojekte als Verleger des Memoranda Verlags verwirklicht, gelangte Melanie Wylutzki durch Terry Preatchetts Scheibenwelt in phantastische Welten und konnte bei unterschiedlichen Phantastik-Verlagen in Lektorat und Programmarbeittiefer in die SF eintauchen. Seit einigen Jahren arbeiten Melanie Wylutzki und Hardy Kettltitz im Hintergrund gemeinsam an den Ausgaben von DAS SCIENCE FICTION JAHR. Seit 2019 geben sie den Almanach gemeinsam heraus.

In Erinnerung an Herbert W. Franke

Hans Esselborn
Herbert W. Franke

Zum Gedenken an den Altmeister der Science Fiction

Herbert W. Franke, der Pionier der Computerkunst, kybernetischen Ästhetik, deutschsprachigen Science Fiction und Höhlenforschung, visionärer Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Kunst, ist am 16. Juli 2022 »zu den Sternen gegangen«, wie seine Frau schrieb. Seine Neugier galt dem Unbekannten, Geheimnisvollen, Wunderbaren, dem Zufall und der Ordnung des Kosmos, die er mit den Regeln der Physik und Mathematik und den Experimenten der Kunst und Literatur zu ergründen suchte. Sein literarisches Schaffen prägte das erste halbe Jahrhundert der neuen deutschen Science Fiction von 1960 an bis heute.[1] Es wird weiter bestehen und wir werden uns mithilfe der »Stiftung Herbert W. Franke« daran erinnern, die schon ein erstes Projekt,Tribute to Herbert W. Franke, veröffentlicht hat.

Meine Würdigung legt den Akzent auf seine Science-Fiction-Werke, ohne die anderen Facetten seines vielseitigen Schaffens, besonders seine innovative Computerkunst und kybernetische Ästhetik kontrastierend zu Max Bense, zu ignorieren. Neben 20 einschlägigen Romanen veröffentlichte er sieben Kurzgeschichtensammlungen, ein Dutzend Drehbücher für Hörspiele und unzählige theoretische Bemerkungen und Aufsätze zur Science Fiction, die einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung des Genres lieferten und in einem Sonderband der Werkausgabe veröffentlicht werden sollen. Nicht zu vergessen ist die vielfältige Mitarbeit an Multimediaarbeiten wie dem FernsehfilmDie Stimmen der Sylphiden 1980, dem VideoAstropoeticon 1994, dem HörtextDea Alba 1999 und den 20 Hörspielen, die zum Teil als Text vorliegen, zum anderen Teil in einem Sonderband der Werkausgabe soeben erschienen sind. Sie wurden in der Blütezeit der Gattung zwischen 1964 und 1999 gesendet und lieferten einen wesentlichen Beitrag zum deutschen Science-Fiction-Hörspiel[2]: die sechsStimmen aus dem All 1964/65,Zarathustra kehrt zurück 1969,Aktion im Niemandsland 1975,Papa Joe& Co 1976,Signale aus dem Dunkelfeld undIch bin der Präsident 1980 undKeine Spur von Leben … 1981,DerAuftrag undSonntagsfahrt 1984,Ferngelenkt 1986 undDie Rakete 1999.

Doch zuvor sind einige biografische Daten zu erwähnen, die Frankes »hard science fiction«, sein Engagement für Computerkunst, sein Interesse für virtuelle Welten, aber auch für Utopien und Dystopien der Diktatur wie der Konsumgesellschaft erklären können. Der am 14.5.1927 in Wien geborene österreichische Autor hat nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien Physik studiert und wurde dort mit einer Dissertation der theoretischen Physik über Elektronenoptik promoviert. Nach einer Tätigkeit in der Werbeabteilung von Siemens in Erlangen wurde er 1957 freiberuflicher Fachpublizist zu verschiedenen Gebieten der Technik und Naturwissenschaft, besonders zur künftigen Kommunikation, Weltraumfahrt und künstlichen Intelligenz. Seine beruflichen Kontakte ermöglichten ihm schon früh künstlerische Experimente mit den damals noch seltenen Computern, die ihn seit den Sechzigerjahren zu einem anerkannten Pionier der algorithmischen Kunst machten.[3]

Die Erfindung der Universalrechenmaschine und der Entwurf der Kybernetik als universelles Ordnungsprinzip durch Norbert Wiener werden zum verbindenden Glied zwischen seinen wissenschaftlichen Interessen und seinen multimedialen künstlerischen Tätigkeiten. Besonders zu erwähnen ist FrankesDas P-Prinzip,Naturgesetze im Rechnenden Raum, eine grundlegende kosmologische Theorie auf der Basis der Informatik und Kybernetik. Es handelt sich um den Entwurf eines Weltmodells, welches das Universum als Produkt eines Parallelrechners, das ist »ein System von elementaren Computern, worauf schon Konrad Zuse hingewiesen hat«, zu begreifen versucht.[4] »Unsere Welt verhält sich so, als sei sie unter bestimmten Zielsetzungen programmiert. Diese Zielsetzungen richten sich auf die Entstehung dynamischer und komplexer Systeme«.[5] Diese generieren Sinn und Ordnung und entsprechen somit auch der Le