: Pete Farn
: PLANET DER NAVIGATOREN
: p.machinery
: 9783957657374
: 1
: CHF 4.40
:
: Science Fiction
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ed ist ein eingefleischter Junggeselle, der ganz gut mit seinem Leben klarkommt. Er hat einen öden Job, mit dem er sich abgefunden hat, und seine Musik, Science-Fiction-Literatur, Computerspiele und seine Freunde helfen ihm ganz gut über die Runden - wenn sie nicht gerade bekifft zwischen leeren Pizzakartons liegen und über die neuesten SF-Romane philosophieren. Sein geruhsames Leben gerät aus den Fugen, als eines Morgens eine überirdisch gut aussehende Frau an seiner Tür klingelt und ihm einen Job anbietet. Mehr von der Frau als vom Job fasziniert, nimmt er diesen an, und tatsächlich verdient er sein Geld im wahrsten Sinne des Wortes im Schlaf. Aber lange ignoriert Ed offensichtliche Ungereimtheiten ... Ihm wird immer klarer, dass außerirdische Mächte mit im Spiel sind. Doch was können Außerirdische schon von einem einfachen kaufmännischen Sachbearbeiter wollen? Als Ed die unterirdische Einrichtung der Außerirdischen sieht, beginnt er zu begreifen: Eine Invasion findet nicht statt; vielmehr geht es um den PLANET DER NAVIGATOREN ...

Pete Farn wurde 1962 im badischen Karlsruhe geboren. Statt sich jedoch von der heimischen Sonne verwöhnen zu lassen, verbrachte er viel Zeit auf Weltreisen. Ohne bodenständigen Job geht natürlich nichts: Pete war Anwendungsprogrammierer in der EDV (so nannte man früher die heutige IT) und später kaufmännischer Sachbearbeiter. Seine große Liebe gilt bis heute der elektronischen experimentellen Musik und natürlich der Science-Fiction-Literatur. Schon als Jugendlicher beschäftigte er sich mit dem Fieldrecording und eigenen fantastischen Musikkonstruktionen, die auf mehreren Tonträgern erschienen sind (u. a. auch auf dem Label »IC« von Klaus Schulze). Pete Farn lebt heute unweit von Tübingen. Der Autor im Netz: www.FARNtastisch.de.

17.


 

Am Montag rief mich mein Chef zu sich ins Büro. Das hatte ich ganz vergessen. Am Morgen war der Termin für ein sogenanntesMitarbeitergespräch.

»Hallo, Herr Wagner. Wie geht es Ihnen denn?«

»Guten Morgen, Herr Wedel. Nun, ich kann nicht …«

»Gut, gut. Wie Sie wissen, verlangt die Konzernleitung, dass wir sogenannte Mitarbeitergespräche führen. Das wurde so in unseren Verfahrensanweisungen festgelegt und daran muss auch ich mich halten.«

Er schien sich selbst motivieren zu müssen.

»Wie ich sehe, sind Sie bereits etliche Jahre bei uns.« Er schaute dabei auf eine Akte; ein dünner Schnellhefter. Bei den Gehaltsanpassungen hatte man mich des Öfteren übergangen, was letztendlich meine Schuld war. Ich glänzte nicht durch herausragende Leistungen, sondern machte schlicht und einfach den Job, für den ich vor langer Zeit eingestellt wurde. Rudi hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht mal einen Inflationsausgleich hätte, so gesehen immer weniger verdiene. Natürlich hatte er recht. Alle paar Jahre pilgerte ich zu Herrn Wedel und fragte nach. Dort erhielt ich die üblichen Antworten, die man als Führungskraft drauf hatte: »Durch welche besondere Leistung haben Sie sich hervorgetan, die eine Gehaltserhöhung rechtfertigen würde?«, und dergleichen mehr.

»Sind jetzt einundzwanzig Jahre, Herr Wedel. Letztes Jahr hatte ich meinen zwanzigsten«,und keiner hat es gemerkt, fügte ich insgeheim zu. Die Fluktuation in der Abteilung war in letzter Zeit größer geworden. Kaum gewöhnte ich mich an einen Kollegen, schaute sich dieser wieder nach etwas Besserem um. Es gab zwar noch Edna, die Sekretärin vom Chef, die nahezu zeitgleich mit mir angefangen hatte, dummerweise vermuteten wir, dass sie mit dem Boss eine Affäre hatte. Darum hielt ich mich zurück und war vorsichtig. Nichts war lästiger als der ständige und bisweilen destruktive Bürotratsch. Selbst wenn man sich neutral verhielt, schützte es nicht vor den Lästermäulern.

Ein kurzes Augenzucken war Wedels einzige Reaktion auf mein verpenntes Jubiläum. Er war selbst seit einem guten Jahrzehnt im Unternehmen. Als Sachbearbeiter hatte er angefangen und war anschließend kometenhaft aufgestiegen. Sicherlich hatte er sich dies verdient. Er war zugegebenermaßen fleißiger als ich und verfolgte ehrgeizige Ziele.

»Da sind Sie eine positive Ausnahme, Herr Wagner. Damit erübrigt sich die Frage, ob es Ihnen bei uns gefällt?«

Welche Chance hätte ich noch, in einem anderen Betrieb unterzukommen? Ab einem bestimmten Alter schaute man, wo man blieb. Das sagte ich ihm natürlich nicht.

Wedel sah auf einen Bogen, auf dem scheinbar die ganzen Fragen standen; er schob ihn beiseite und blickte mich direkt an. »Sparen wir uns das. Eigentlich haben Sie alles richtig gemacht, Herr Wagner.« Erstaunt schaute ich auf.

»Ausbildung. Die ersten Praxisjahre. Ein-, zweimal den Arbeitgeber gewechselt und dann die Entscheidung, bei uns zu bleiben. Für den einen bedeutet dies Langeweile, für den anderen ist es Kontinuität. Wie würden Sie das bezeichnen?«

»Ich finde, ein Betrieb braucht beides: Leute, die beständig sind, aber auch solche, die mit ihrem Ehrgeiz etwas bewegen. Zu Letzteren mag ich nicht gehören, aber ein Unternehmen wie unseres benötigt Anker an der richtigen Stelle.« Na, war das die passende Antwort?

»Bei manchem Pott ist die Verankerung gerissen. Nicht auf jeden Anker ist Verlass. Ein Boot muss lange Zeit ohne Verankerung manövrieren können, insbesondere in stürmischen Zeiten. Kein Schiff kann auf hoher See ankern, wenn sich Monsterwellen auftun. Und nicht immer ist ein Hafen in der Nähe.« Frank wäre bestimmt schlagfertiger mit den Antworten gewesen, war er doch mit der Seefahrerromantik vertraut.

Es war mir etwas mulmig zumute. Zwar gab es Gerüchte, dass es unserer Firma nicht mehr allzugut ging, aber unterm Strich hatten wir im letzten Geschäftsjahr nicht übel abgeschnitt