: Eva Maaser
: Kim und die Seefahrt ins Ungewisse - Band 2 Band 2
: dotbooks GmbH
: 9783955202675
: 1
: CHF 3.50
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 169
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Um sie herum war es abgrundtief finster. Kim hatte nur einmal kurz die Augen aufgerissen, die tintenschwarze Dunkelheit erfasst und entsetzt die Lider wieder geschlossen.' Bei dem Versuch, die rätselhafte alte Uhr von Kims Großvater in Gang zu setzen, werden Kim, Lisa und Dennis plötzlich von einem seltsamen Wirbelsturm erfasst ... Plötzlich finden sich die drei Freunde im Jahr 1762 wieder, auf einem Segelschiff mitten im Atlantischen Ozean, das in einer besonderen Mission unterwegs ist: Es soll eine neue Methode erprobt werden, mit der man exakt den Längengrad bestimmen kann. Wer wird das Rennen machen: die Astronomen mit ihren komplizierten Berechnungen oder John Harrison mit seinem Chronometer? Als die Freunde einer Sabotage auf die Spur kommen, lässt Kim sich dazu überreden, die magische Uhr und damit ihre Rückkehr aufs Spiel zu setzen ... Fesselnd und voller Spannung erzählt Eva Maaser von einem historischen Abenteuer, das die Seefahrt im 18. Jahrhundert revolutionierte. Jetzt als eBook: 'Kim und die Seefahrt ins Ungewisse' von Eva Maaser. dotbooks - der eBook-Verlag.

Eva Maaser, geboren 1948 in Reken (Westfalen), studierte Germanistik, Pädagogik, Theologie und Kunstgeschichte in Münster. Sie hat mehrere erfolgreiche Krimis, historische Romane und Kinderbücher veröffentlicht. Bei dotbooks erschienen bereits Eva Maasers Kriminalromane »Der Clan der Giovese« sowie die Rohleff-Reihe mit »Das Puppenkind«, »Die Eisfrau«, »Das Schwanenmädchen« und »Der Purpurjunge«. Kommissar Rohleffs erster Fall »Das Puppenkind« ist auch im Sammelband »Tatort: Deutschland« erhältlich. Eva Maaser veröffentlichte bei dotbooks außerdem ihre historischen Romane »Krone der Merowinger - Das Schicksal der Königin«, »Krone der Merowinger - Die Herrschaft der Königin«, »Der Moorkönig«, »Die Rückkehr des Moorkönigs«, »Der Paradiesgarten« und »Die Astronomin«. Zudem erschienen bei dotbooks Eva Maasers Kinderbuchserien um Leon und Kim: »Leon und der falsche Abt«, »Leon und die Geisel«, »Leon und die Teufelsschmiede« und »Leon und der Schatz der Ranen«, »Kim und die Verschwörung am Königshof«, »Kim und die Seefahrt ins Ungewisse« und »Kim und das Rätsel der fünften Tulpe«

1. Ist Dennis noch zu retten?


„Das ist peinlich, wenn du den Vermittler für einen Fiesling wie Latte spielst, Dennis.“ Lisas Stimme triefte vor Verachtung.„Wo bleibt eigentlich dein Schamgefühl? Und was ist mit deinem Verstand? Ich dachte immer, du bist schlau. Und jetzt begreifst du nicht mal ...“

Dennis musste genau wissen, wie sehr Lisa Latte verabscheute, den größten Rüpel der Schule, der mit Kim und Lisa in die siebte Klasse ging. Staunend, fast schon ehrfürchtig hörte Kim zu. Er bewunderte Lisa restlos, wie sie dastand, den Kopf mit den wundervollen roten Locken hocherhoben, während sie aus ihren jadegrünen Augen ein Feuerwerk vernichtender Blicke auf den armen dicken Dennis abschoss. Lisa machte ihren kleinen Bruder gekonnt zur Schnecke. Dabei sprach sie nicht einmal besonders laut. Nur klar und deutlich genug, um auch in der Ecke des Schulhofs gehört zu werden, in der sich Latte mit seinem bulligen Kumpel Bobo aufgebaut hatte. Unverhohlen starrte er Lisa an. 

Latte hatte Dennis beauftragt, für den Nachmittag eine Einladung ins chicste Café von Münster zuübermitteln. Lisa würde sich auf seine Kosten bestellen können, was immer sie wollte: Schwarzwälder Kirschtorte, Sahnebaiser, Schokoladenkuchen, Nussecken, Milchshake, Cola ... Mit seltsamer Verzweiflung hatte Dennis alle möglichen Köstlichkeiten heruntergebetet. Dabei war schon vorher glasklar gewesen, was Lisa von diesem Angebot halten musste. Und jetzt schrumpfte Dennis sichtlich zusammen. Seine Schultern hingen herab, er wurde langsam blass und schaute immer unglücklicher und furchtsamer drein.

Wieso eigentlich furchtsam? fragte sich Kim. Dennis hatte doch sonst keine Angst vor seiner zwei Jahreälteren Schwester. Und ihr ganzes hochtrabendes Gerede bedeutete nur eins: Sie wollte nicht, fertig aus!

Dennis verhielt sich mehr als merkwürdig, denn er gab auch jetzt nicht auf und  machte sich für Latte weiter zum Affen. Kim zuckte die Schultern. Ihn ging das alles gar nichts an. Trotzdem hörte er zu und amüsierte sichüber das Theater, das die Geschwister aufführten.

„Du könntest ihm wenigstens mal `ne Chance geben“, heulte Dennis auf und hielt sich krampfhaft das linke Handgelenk. Tatsächlich umklammerte er seine neue Armbanduhr, ein Geschenk zu seinem elften Geburtstag vor einer Woche. Eine protzige Taucheruhr, die er sich sehnlichst gewünscht hatte.

Dennis und tauchen? Der Junge war das unsportlichste Geschöpf, das Kim kannte. Schon beim bloßen Gedanken an Handstand oder Hürdenlauf musste bei Dennis das Herz aussetzen.

„Armleuchter!“ zischte Lisa.

Bedauernd schüttelte Kim den Kopf. Lisas Schatz an Flüchen und unflätigen Ausdrücken war nicht nur sehr beschränkt, sondern auch ausgesprochen fantasielos. Das war schade, er hatte mehr von ihr erwartet. Aber vielleicht war ja die deutsche Sprache hier etwas armselig. Die chinesische kannte etwa hunderttausend verschiedene Flüche, eine wertvolle Hilfe in allen Stresssituationen.

Kim war Halbchinese und lebte noch nicht lange in Deutschland. Vor etwas mehr als fünf Wochen hatte ihn sein Vater Lutz Reimer bei Großtante Betty in Drensteinfurt abgeliefert, einem Dorf nicht weit von Münster, wo Kim inzwischen aufs Gymnasium ging. Ein halbes Jahr zuvor war Kims chinesische Mutter gestorben, und sein Vater hatte beschlossen, China den Rücken zu kehren und wieder in Deutschland zu leben. Seit fünf Wochen nun hockte Kim in Großtante Bettys gruftartigem Haus und sehnte sich nach Shanghai zurück, nach der strahlenden Metropole am Meer.

Einen Augenblick hatte er sich in wehmütige Erinnerungen verloren.

Lisa schaute ihn an.„Was sagst du dazu? Ist das zu fassen? Ist er nicht dämlich?“

Lisa und Dennis Wagner wohnten im Nachbarhaus und waren in den vergangenen vier Wochen seine Freunde geworden.

Kim hob die Hände und klatschte bedächtig Beifall.

„Bis auf Armleuchter und Fiesling war alles großartig, was du gesagt hast. Vor allem die Art, wie du Dennis runtergeputzt hast, hatte richtig Stil. Nur diese Schimpfwörter sind einfältig. Has du nichts Besseres auf Lager? Wenn nicht: Kannst du alles heute Nachmittag wiederholen? Dann nehme ich`s auf CD auf und wir arbeiten es durch.“

Entgeistert schauten ihn Dennis und Lisa an.

„Idiot!“ zischte Lisa außer sich und ließ ihn stehen. Es hatte gerade zur ersten Stunde geschellt.

Dennis trottete hinter seiner Schwester her, nachdem er einen verwirrten, nein, einen verschreckten Blicküber die Schulter zurück in die Schulhofecke geworfen hatte. Neugierig schaute sich Kim um.

Latte stand breitbeinig, massig und riesig mit in die Seiten gestemmten Händen da. Jetzt hob er drohend eine Faust und umfasste mit einer zackigen Bewegung sein Handgelenk.

Komische Geste, fand Kim und dachte an Dennis. Flüchtigüberkam ihn Besorgnis, die er rasch loszuwerden trachtete, um sich auf Mathe zu konzentrieren.

In der großen Pause war Lisa im Klassenzimmer geblieben. Es war ihr, hatte sie behauptet, zu kalt auf dem Schulhof. Nieselregen hatte eingesetzt, auch so eine westfälische Eigenart, für die Kim nichtsübrig hatte. Typisches Novemberwetter. Deprimierend. Fröstelnd zog er den Reißverschluss seiner Jacke zu und ließ den Blicküber den Hof schweifen. Von Dennis keine Spur, wahr