Die unsichtbare Patientin
Dr. Kersten und eine junge Frau, die nicht erkannt werden wollte
Karin Graf
Erschöpft lässt sich Dr. Peter Kersten auf die Couch im Ruheraum der Notaufnahme sinken. Stundenlang hat er gerade in einer dramatischen OP um das Leben einer jungen Frau gekämpft. Alles, was er jetzt braucht, ist etwas Schlaf. Doch noch bevor er seine Augen schließen kann, meldet sich das Telefon mit einem schrillen Klingeln.
»Die Patientin ist nicht mehr da! Weg! Verschwunden! Oder unsichtbar! Ihr Bett ist leer«, berichtet Schwester Tanja von der Intensivstation mit aufgelöster Stimme.
»Das kann nicht sein!« Der Notarzt runzelt unwillig die Stirn. »Die Frau wäre um ein Haar gestorben. Sie ist schwer verletzt und hat einen enorm hohen Blutverlust erlitten. Ich glaube kaum, dass sie dazu fähig ist, aus dem Zimmer zu spazieren.« Er seufzt. »Ich komme rauf.«
Doch als Dr. Kersten wenige Minuten später das Zimmer der Patientin betritt, stockt ihm der Atem. Das ungemachte Bett ist tatsächlich leer, die Elektroden der Überwachungsgeräte liegen kreuz und quer auf dem Laken verstreut. Was ist hier nur passiert?
Es begann am Dienstagmorgen um halb sechs. Die Sonne war noch gar nicht richtig aufgegangen, doch man konnte bereits erkennen, dass sich hier in Frankfurt am Main ein strahlend schöner und warmer Frühlingstag anbahnte.
Die ersten Vögel waren bereits unterwegs und stürzten sich – nach dem Motto: Der frühe Vogel fängt d