: Dania Dicken
: Auf den Schwingen des Blutes
: tolino media
: 9783752143768
: Libby Whitman
: 1
: CHF 3.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 280
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für FBI-Profilerin Libby Whitman geht ein langgehegter Traum in Erfüllung, als aus ihrer Freundin Julie Thornton eine Kollegin wird. Gleich ihr erster gemeinsamer Fall schockiert selbst die erfahreneren Teamkollegen: In Seattle wird die Leiche einer Frau gefunden - teilweise gehäutet und zu Tode gefoltert. Schnell befürchten die Profiler, dass der Täter erst am Anfang einer Mordserie steht. Doch nicht nur die Ermittlungen verlangen Libby einiges ab, sie kämpft auch privat immer noch darum, wieder eine normale Beziehung mit ihrem Mann Owen zu führen. Als sie unverhofft eine Nachricht von ihrem Ex-Freund Kieran erhält, der seit ihrer Trennung in Seattle lebt, stellt ihr Wunsch nach einem Wiedersehen ihre Ehe vor eine Belastungsprobe - und reißt bei Libby alte Wunden auf ...

Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die in Krefeld lebende Autorin hat Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium schreibt sie Psychothriller zum Thema Profiling. Bei Bastei Lübbe hat sie die Profiler-Reihe und"Profiling Murder" veröffentlicht, im Eigenverlag erscheinen"Die Seele des Bösen" und ihre Fantasyromane. Die Thriller-Reihe um die FBI-Profilerin Libby Whitman ist ihr neuestes Projekt.

 

 

Samstag, 12. November

 

„Endlich nimmt das alles Gestalt an.“ Nachdem er sich aufs Sofa gesetzt hatte, ließ Owen seine Blicke durchs Wohnzimmer schweifen. Mit einem Glas Wasser in der Hand gesellte Libby sich zu ihm und nickte zustimmend.

„Wir haben uns ja auch ordentlich rangehalten. Fehlt bloß noch der Hobbyraum“, sagte sie.

„Ach, der …“ Grinsend machte Owen eine wegwerfende Handbewegung, womit er Libby zum Lachen brachte.

„Nicht so wichtig, oder?“, murmelte sie.

„Nicht wirklich. Für heute habe ich jedenfalls genug.“

„Ich auch. Ich glaube, ich gehe gleich duschen, bevor wir zu Julie und Kyle fahren.“

„Gute Idee“, fand Owen. „Ich freue mich schon auf den Abend.“

„Und ich mich erst.“

An Owen gelehnt, saß Libby auf dem Sofa und genoss den wohnlichen Zustand, in den sie ihr Haus endlich versetzt hatten. Seit ihrem Umzug vor zwei Wochen hatten sie jede freie Minute darauf verwendet, Möbel aufzubauen, Kartons auszupacken und sich einzurichten. Im Erdgeschoss hatten sie nun eine fertige Küche, ein gemütliches Wohnzimmer und auch das Arbeitszimmer befand sich bereits in einem nutzbaren Zustand. Es war nur ein kleiner Raum, aber bis jetzt kam es auch nicht oft vor, dass Libby oder Owen zu Hause arbeiteten. Das änderte sich jedoch möglicherweise bald.

Nachdem Libby ihr Glas geleert hatte, ging sie nach oben. Dort waren Bad und Schlafzimmer fertig, auch das Gästezimmer war bereits nutzbar. Einzig dem Hobbyraum hatten sie noch keinerlei Beachtung geschenkt, darin stand neben einigen Kartons bloß ein Heimtrainer. Um sich davon nicht frustrieren zu lassen, hatte Libby in weiser Voraussicht die Tür geschlossen und ignorierte den Raum, während sie ins Schlafzimmer ging und sich aus dem Kleiderschrank etwas zum Anziehen für den Abend heraussuchte, das sie auf dem Bett ausbreitete. Anschließend warf sie einen Blick in den Garten, der in einem tristen novemberlichen Grau dalag. Darum würden sie sich im Frühjahr kümmern, Owen hatte bislang ein einziges Mal den Rasen gemäht und die Hecke geschnitten, mehr war draußen noch nicht passiert.

Während Libby sich unter die Dusche stellte, dachte sie wieder daran, wie froh sie jetzt war, endlich ein richtiges, neues Zuhause gefunden zu haben. Sie mochte das Haus und konnte sich vorstellen, dort viele Jahre zu verbringen.

Schließlich stieg sie wieder aus der Dusche, ein Handtuch um den Kopf geschlungen und eins um den Körper. Als sie vor dem Spiegel stand, versuchte sie zwar, gedanklich den Anblick vorwegzunehmen, der sich ihr bieten würde, aber als ihr Blick ihre Narben streifte, hielt sie trotzdem inne und konnte den Blick nicht davon abwenden.

Die vielen kleinen Schnittwunden an ihren Armen waren in den drei Monaten, seit Vincent sie ihr beigebracht hatte, gut verheilt und fielen kaum noch auf. Für das Brandzeichen galt zu ihrer Erleichterung Ähnliches – sie hatte sich bei ihrem Arzt danach erkundigt, ob es möglich war, die Narbe entfernen zu lassen, doch davon hatte er ihr vorerst abgeraten und empfohlen, einfach abzuwarten. Er war der Meinung, dass sie mit der Zeit so weit verblassen würde, dass sie kaum noch auffiel, und bislang schien er Recht zu behalten. Brandings zu entfernen war teurer und komplizierter als bei Tätowierungen, die Erfolgsaussichten nicht allzu groß. Nachdem sich das