: Clive Cussler, Dirk Cussler
: Unterdruck Ein Dirk-Pitt-Roman
: Blanvalet
: 9783641109615
: Die Dirk-Pitt-Abenteuer
: 1
: CHF 8.00
:
: Spannung
: German
: 512
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Sea Arrow ist bei Weitem das schnellste U-Boot, das jemals entwickelt wurde. Doch nun ist ein Schlüsselelement des Prototypen gestohlen worden, und der Entwickler ist tot. Zur selben Zeit verschwinden im Atlantik mehrere Schiffe. Die meisten werden niemals wiedergefunden. Aber wenn doch, befinden sich an Bord grausam verbrannte Leichen. Nur Dirk Pitt, der Direktor der NUMA, ist in der Lage, die Zusammenhänge aufzuklären. Wenn er versagt, bedeutet das das Ende der Welt, wie wir sie kennen.

Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein »New York Times«-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.

OKTOBER 1943
INDISCHER OZEAN

Von der wogenden See reflektiert, erschien das Licht des Halbmondes wie ein Streifen brennenden Quecksilbers. Leutnant Alberto Conti erinnerten die funkelnden Wellen an ein Aquarell von Monet, ausgestellt in einem dunklen Raum. Die silbrige Gischt warf das Mondlicht zum Himmel zurück und erhellte weit im Norden eine Wolkenbank. Es waren die Vorboten eines Unwetters, das sich gut fünfzig Meilen entferntüber der fruchtbaren Küste Südafrikas entlud.

Indem er sein Kinn vor der feuchten Brise einzog, die ihm ins Gesicht wehte, wandte er sich zu einem jungen Seemann um, der neben ihm im Kommandoturm des italienischen UnterseebootesBarbarigo stand.

»Romantischer Abend, nicht wahr, Catalano?«

Der Seemann sah ihn fragend an.»Das Wetter ist sehr angenehm, Tenente, wenn Sie das meinen.« Obgleich ebenso erschöpft wie die restliche Mannschaft, bewahrte der Seemann in der Anwesenheit von Offizieren eine stramme Haltung. Es war ein Ausdruck jugendlicher Ehrfurcht, dachte Conti, die sich im Laufe der Zeit gewiss verflüchtigen würde.

»Nein, den Mondschein«, sagte Conti.»Ich wette, er strahlt heute Nacht auchüber Neapel und bringt das Kopfsteinpflaster der Gassen zum Glänzen. Es würde mich nicht wundern, wenn in diesem Moment ein attraktiver Offizier der Wehrmacht mit Ihrer Verlobtenüber die Piazza del Plebiscito flaniert.«

Der junge Seemann spuckteüber den Rand des Kommandoturms, dann sah er den Offizier mit glühenden Augen an.

»Meine Lisetta würde eher von der Gaiola-Brücke springen, als sich mit einem deutschen Schwein einlassen. Wegen ihr mache ich mir keine Sorgen, denn sie hat, solange ich weg bin, immer einen Totschläger in der Handtasche. Und sie weiß auch, wie man damit umgeht.«

Conti lachte herzhaft.»Wenn wir alle unsere Frauen auf diese Art und Weise bewaffneten, würden weder die Deutschen noch die Alliierten es wagen, auch nur einen Fuß in unser Land zu setzen.«

Nach Wochen auf See und nach Monaten fern seiner Heimat konnte Catalanoüber diese Bemerkung nicht lachen. Er suchte den Horizont ab, dann deutete er mit einem Kopfnicken auf den dunklen aufgetauchten Bug, mit dem das Unterseeboot durch die Wellen pflügte.

»Tenente, weshalb sind wir dazu verdonnert worden, für die Deutschen Transportdienste zuübernehmen, anstatt Handelsschiffe zu jagen, wofür dieBarbarigo doch eigentlich gebaut wurde?«

»Wir sind zurzeit allesamt Marionetten des Führers, fürchte ich«, erwiderte Conti und schüttelte den Kopf. Wie die meisten seiner Landsleute hatte er keine Ahnung, dass in Rom Kräfte am Werk waren, die in wenigen Tagen Mussolini aus dem Amt jagen und mit den Alliierten einen Waffenstillstand schließen würden.»Kaum zu glauben, dass wir 1939 eine größere U-Boot-Flotte hatten als die Deutschen und jetzt unsere Einsatzbefehle von der deutschen Kriegsmarine erhalten«, fügte er hinzu.»Manchmal fällt es wirklich schwer, die Welt zu verstehen.«

»Ich finde das nicht richtig.«

Conti ließ den Blicküber das großflächige Vorderdeck des Unterseeboots gleiten.»Ich vermute, dass dieBarbarigo für die jüngsten bewaffneten Konvois zu langsam ist, darum taugen wir nur noch für den Frachtdienst. Zumindest können wir uns damit trösten, dass dieses Schiff aus der Zeit vor seiner neuen Verwendung eine stolze Abschussquote vorweisen kann.«

1938 vom Stapel gelaufen, hatte dieBarbarigo zu Beginn des Krieges ein halbes Dutzend Schiffe der Alliierten im Atlantik versenkt. Mit ihrer Wasserverdrängung vonüber eintausend Tonnen war sie viel größer als die gefürchteten Typ-VII-U-Boote der deutschen Verbände, die in Rudeltaktik operierten. Als die Verluste an deutschen Oberwasserschiffen jedoch zunahmen, verfügte Admiral Dönitz, dass mehrere der großen italienischensommergibili zu Frachtschiffen umgebaut wurden. Nachdem ihre Torpedos, das Deckgeschütz und sogar eine der Toiletten entfernt worden waren, hatte man dieBarbarigo als Frachtschiff nach Singapur geschickt, beladen mit Quecksilber, Stahl und 20-mm-Geschützen für die Japaner.

»Unsere Rückfracht wird als höchst kriegswichtig eingestuft, aus diesem Grund muss jemand das Maultier spielen, nehme ich an«, sagte Conti. Aber tief in seinem Innernärgerte er sichüber den Frachtdienst. Wie in jedem U-Boot-Fahrer steckte auch in ihm ein Jäger, beseelt von dem Wunsch, den Feind zu belauern. Nun