: Linda Castillo
: Dein ist die Lüge Der neue Fall für Kate Burkholder. Thriller | Kate Burkholder ermittelt bei den Amischen: Band 12 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104913896
: Kate Burkholder ermittelt
: 1
: CHF 5.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lügen, Korruption und tödliche Intrigen: Der 12. Band der Serie mit Polizeichefin Kate Burkholder von Bestsellerautorin Linda Castillo Der Anruf von Adam Lengacher, einem verwitweten amischen Familienvater, erreicht Kate Burkholder mitten in einem Schneesturm. Er habe eine halb erfrorene Frau auf seinem Grundstück gefunden, sie sei eine 'Englische' und Kate solle sofort kommen. Kate erkennt die Frau sofort: Es ist Gina Colorosa, ihre Team-Partnerin von damals auf der Polizeiakademie in Columbus. Doch jetzt ist Gina auf der Flucht. Und das vor ihren eigenen Kollegen. Sie soll einen Kollegen ermordet haben. Doch Gina behauptet, diese Tat nicht begangen zu haben. Man wolle sie aus dem Weg räumen, weil sie kurz davor war, Unregelmäßigkeiten in ihrer Dienststelle aufzudecken. Je näher Kate der Wahrheit kommt, desto näher kommt den beiden Frauen auch der auf sie angesetzte Mörder.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.

Prolog


Sie hatte gewusst, dass sie irgendwann kommen würden. Dass es mitten in der Nacht passieren würde, überfallartig und brutal. Sie wusste aber auch, dass sie trotz all des Trainings, trotz mentaler und körperlicher Vorbereitung, in dem Moment nicht darauf gefasst wäre.

Etwas hatte sie geweckt. Ein kaum hörbares Geräusch – das Klicken einer behutsam geschlossenen Autotür, das Knirschen von Schritten im Schnee oder das Kratzen von Schuhsohlen auf Steinstufen. Vielleicht war es auch eine Veränderung in der Luft, ähnlich der statischen Aufladung kurz vor einem Blitz.

Ihr Verstand begann zu arbeiten. Sie rollte sich aus dem Bett und hatte kaum die Füße auf den Boden gesetzt, als die Haustür donnernd aufflog. Mit einem Griff zum Nachttisch hatte sie die Sig SauerP320 Nitron in der Hand, eine lebensrettende Kugel im Lauf und siebzehn im Magazin. Dutzende Füße trampelten übers Wohnzimmerparkett.

Stimmengewirr, dann: »Polizei! Auf den Boden! Hände über den Kopf! Sofort!«

Mit zwei Schritten war sie an der Schlafzimmertür, schlug sie zu und schob den Riegel vor. Sie wirbelte herum, riss die Jacke vom Stuhl, fuhr mit einem Arm in den Ärmel und hob ihn schützend vor den Kopf, sprintete zum Fenster und hechtete kopfüber hindurch. Glas splitterte und Holz krachte, begleitet vom Schmerz rasiermesserscharfer Schnitte.

Sie knallte mit der Schulter auf den Boden, rang um Luft, überall war Schnee, im Gesicht, im Kragen, im Mund. Spuckend rappelte sie sich hoch und lief geduckt los, alle Sinne auf ihre Umgebung konzentriert. Sie steuerte auf die Hecke am Maschendrahtzaun zu, folgteDEM PLAN, den sie in den letzten Tagen Tausende Male durchgespielt hatte. Aus dem sternenlosen Himmel fiel Schnee. Beim Blick zurück sah sie parkende Autos an der Straße, ohne Licht. Das war typisch für unangekündigte Hausdurchsuchungen. Oder irrte sie sich vielleicht?

Sie hatte fast den Weg hinter ihrem Grundstück erreicht, als zehn Meter vor ihr aus dem Hof nebenan eine Gestalt auftauchte und mit klirrendem Equipment in ihre Richtung lief. »Halt! Polizei! Stehen bleiben!«

Sekundenschnell registrierte sie die Details: Mann, groß, schwarz gekleidet; Jacke mitPOLIZEI-Aufdruck, Beretta Kaliber 9 mm im Anschlag.

»Hände hoch! Runter auf den Boden!« Seine Waffe war auf sie gerichtet, und er fuchtelte mit der linken Hand: »Runter! Auf den Boden! Sofort!«

Sie hob die Sig – und erkannte, dass es der Neuling war, ein junger, guter Kerl. Sie murmelte seinen Namen, spürte, dass die Entscheidung, die sie jetzt treffen würde, ihr schwer zu schaffen machte. »Tu’s nicht«, flüsterte sie.

Sein Mündungsfeuer blitzte auf. Die Kugel traf ihre Schulter, hart wie der Schlag eines Baseballschlägers, und sie wurde herumgewirbelt. Wie ein glühender Schürhaken wütete der Schmerz zwischen Schlüsselbein und Bizeps, und mit einem animalischen Stöhnen sank sie aufs Knie.

Steh auf. Steh auf. Steh auf.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er einen Schritt zurück trat und die Waffe sinken ließ. Jetzt stand er reglos da und sah sie einen Moment zu lange an. »Waffe fallen lassen! Runter auf den Boden. Herrgott nochmal, es ist vorbei!« Dann schrie er in sein Ansteckmikro.

Sie raffte sich auf, rannte das letzte Stück bis zur Hecke, und trotz des schlimmen Schmerzes im ganzen Körper schienen ihre Füße kaum den Boden zu berühren. Als sie den Drahtzaun übersprang, setzte donnernder Kugelhagel ein, und sie rechnete die ganze Zeit damit, dass eine Kugel sie im Rücken traf.

Dann erreichte sie den Weg. Keine Polizeilichter, alles war ruhig. Von Adrenalin getrieben, sprintete sie über den schmalen Streifen Asphalt, überwand den Zaun zum Nachbargrundstück und rannte zur Garagentür. Sie drehte am Knauf, stieß di