: Robin Hill
: Strom - Das dunkle Erwachen Roman
: Penhaligon
: 9783641271534
: 1
: CHF 8.00
:
: Fantasy
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
So atmosphärisch wie »Dune«, so visionär wie »Mortal Engines«: ein außergewöhnlicher Fantasyroman zum Trendthema KI!
Die Welt, in der Fiora aufwächst, ist ein Albtraum aus Sand, Fels und einer alles versengenden Sonne. Doch schlimmer ist der Hass, welcher der jungen Frau entgegenschlägt. Denn ein dunkles Geheimnis umhüllt Fioras Herkunft. Im Schatten ihrer Halbschwester Mara versucht sie sich zu beweisen und lässt sich von Meister Konstantin, dem einzigen Gelehrten der Stadt, ausbilden. Doch der Meister ist nicht, wer er zu sein scheint: Die Energie, die durch ihn fließt, ist machtvoll genug, die Welt in Asche zu legen. Fiora muss herausfinden, wer sie wirklich ist - weit mehr als nur ihr eigenes Schicksal steht auf dem Spiel.

Robin Hill ist das Pseudonym eines deutschen Thriller-Autors. Sein Fantasy-Debüt »Strom - Das dunkle Erwachen« verbindet die epische Erzählgewalt eines Brandon Sanderson mit der kompromisslosen Sozialkritik eines Isaac Asimov. Die Möglichkeit einer starken KI hat Robin Hill lange als ein faszinierendes Gedankenspiel gesehen - inzwischen sieht er sie als eine Frage der Zeit.

1. Kapitel


Am Vorabend jener Nacht, die ihr den Vater raubte, besuchte Fiora das Grab ihrer Mutter. Es war kaum mehr als eine Erhebung im Geröll. Ein Unwissender hätte hinter den wenigen, hastig zusammengeworfenen Steinbrocken inmitten der Ödnis niemals Menschenhand vermutet.

Fiora zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, überprüfte den Sitz ihres Gesichtstuchs. Der Wind heulte, zerrte an ihrem Mantel; so zornig peitschte er den Sand auf, dass die Körner die kleinsten Lücken in den Schichten ihrer Kleidung fanden; wie Nadeln stachen sie, wo immer sie auf nackte Haut trafen. Dennoch war Fiora dankbar über den Sturm. Es war Sommer. Dem unverhüllten Blick des Feuergeists hätte sie nicht standgehalten. Eigentlich war es sogar verboten, die schützenden Mauern Bergquells zu verlassen, während der Dämon wachte. Doch später, wenn er schlief, würde Meister Konstantin Unterricht halten. Fiora hatte bereits mehrmals die Geduld des Meisters auf die Probe gestellt – und jener hatte klargemacht, dass er es nicht hinnehmen würde, wenn sie sich ein weiteres Mal verspätete.

Missmutig betrachtete sie den Steinhaufen. Von Jahr zu Jahr versank er tiefer im Sand. Eine gelbbraune Flechte überzog die letzten sichtbaren Brocken. Sie seufzte. Es war, als versuchten selbst die Kräfte der Natur, alle Erinnerungen an Mutter auszulöschen. Hin und wieder kämpfte Fiora dagegen an, legte die Steine frei, rückte sie zurecht, tauschte die verwittertsten aus. Doch es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Gefährlich obendrein. Immer wieder hatte Vater sie davor gewarnt, die Sitten der Stadt zu missachten. Und Vater wusste, wovon er sprach – denn er war es gewesen, der die Schande begangen hatte. Hatte ein Kind gezeugt mit einer Fremden – und noch schlimmer: mit einer Dunklen. Eine unaussprechliche Tat, welche die Lehre der Sternenherrin verhöhnte, ganz Bergquell der Verdammnis preisgab.

Zwanzig Stockhiebe standen darauf, die Stadtmauern bei Tage unerlaubt zu verlassen. Sollte der Rat herausfinden, dass sie das Grab einer Dunklen nicht nur besucht, sondern sogar gepflegt hatte, drohte die Verbannung. Und verbannt zu werden in eine Welt, die im Sterben lag, bedeutete den Tod.

Fiora griff in ihre Manteltasche, zog das hölzerne Figürchen hervor, das sie ihrer Mutter geschnitzt hatte. Es war der Form einer beleibten Frau nachgebildet, die einen Wasserkrug an ihren üppigen Busen drückte – die Herrin der Fruchtbarkeit. Eine weitere Sünde. Die Sternenmagd hatte die Verehrung der Alten unter Strafe gestellt. Sollte sie doch brennen.

Ohne sich von dem Toben des Sturmes stören zu lassen, kniete Fiora sich vor den steinernen Hügel, setzte behutsam die Göttin in den Sand. Sie glaubte an keine Götter, weder die alten noch die neuen. Aber das Andenken ihrer Mutter zu ehren, indem sie die wesentlichsten Gebote der Sternenmagd übertrat, verschaffte ihr eine finstere Befriedigung.

Es war ihr Weg, der Verzweiflung die Stirn zu bieten.

Sie war die Tochter einer Dunklen.

Solange sie lebte, würde sie von der Bevölkerung Bergquells mit Argwohn behandelt werden. Sie träumte davon, hinauszuziehen in die unbekannte Weite jenseits der Vierzehn Zinnen, wo niemand Angst vor ihr hätte. Wie oft hatte sie Vater angefleht, der Stadt den Rücken zu kehren,