: Edgar Wallace
: Der Banknotenfälscher Roman
: Goldmann
: 9783894803049
: 1
: CHF 3.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 169
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ganz London zittert vor dem »Fuchs« - dem berüchtigten Banknotenfälscher, der seit Jahren sein Unwesen treibt. In Hertfordshire findet man Basil Hate im Park eines Schlosses erschlagen auf. In Sydenham wird der alte Rechtsanwalt Radlow erschossen. Ist das die Handschrift des Banknotenfälschers?

Geboren wurde Edgar Wallace 1875 als unehelicher Sohn eines Schauspielers. Er wuchs in armen Verhältnissen auf, blieb ohne Schulabschluss und hielt sich mit Gelegenheitsjobs wie Milchhändler, Maurergehilfe oder Zeitungsverkäufer über Wasser. Schließlich begann er kleine Artikel für die Zeitung zu schreiben. Mit Erfolg: Er arbeitete sich hoch bis zum Chefredakteur. Später lebte er als freier Schriftsteller und schrieb Sachbücher, Lyrik und Theaterstücke, 1904 schließlich seinen ersten Krimi (»Die vier Gerechten«) - das Debüt einer beispiellosen Karriere. Edgar Wallace verfasste 175 Romane, 24 Theaterstücke, eine große Anzahl von Kurzgeschichten, Essays, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und Drehbüchern. Die Filme, die nach seinen Vorlagen gedreht wurden, sind kaum zu zählen. Edgar Wallace verstarb hoch verschuldet 1932 in Hollywood.

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Der große Ordinationsraum im Hause Harley Street Nr. 903 war ein Mittelding zwischen Salon und Bibliothek. Überall lagen Bücher umher, und von der üblichen Ausstattung einer ärztlichen Praxis war kaum etwas zu bemerken.

In einer Ecke führte eine Tür aus poliertem Holz in einen gekachelten Raum, dessen Einrichtung schon eher auf eine medizinische Tätigkeit hindeutete: ein Tisch mit Glasplatte, gläserne Regale und verschlossene, verglaste Wandschränke, angefüllt mit langen Reihen von Flaschen aller Farben und Größen sowie sorgsam verdeckten Bakterienkulturen.

Peter Clifton, der seit vier Jahren regelmäßig Dr. Wells Sprechstunden aufsuchte, hatte diese Tür noch nie geöffnet gesehen. Er saß auf der Armlehne eines schweren Klubsessels und blickte, ohne etwas wahrzunehmen, starr durchs Fenster hinaus. Peter haßte es, seine Gefühle zu zeigen, und gerade in diesem Augenblick wollte er niemandem sein Gesicht sehen lassen, nicht einmal Dr. Donald Wells.

Dann aber gab er sich einen Ruck und wandte sich dem Mann zu, der breitbeinig vor dem Kamin stand und ihn durch die Rauchschwaden seiner Zigarette nachdenklich aus dunklen Augen musterte. Dr. Wells war ziemlich hager und erschien dadurch größer, als er wirklich war. Sein dunkles, melancholisches Gesicht mit dem gepflegten schwarzen Schnurrbärtchen hatte fast etwas Unheimliches, doch das war wie weggewischt, wenn er lächelte. Und jetzt lächelte der Arzt, als er dem Blick seines Patienten begegnete.

Peter holte tief Atem und erwiderte das Lächeln. »Es war wirklich ein außerordentlicher Glückstag für mich, als ich damals auf der Suche nach einem Zahnarzt versehentlich zu Ihnen gekommen bin!«

»Mein lieber Junge«, antwortete der Arzt kopfschüttelnd, »das beruht ganz auf Gegenseitigkeit; möglicherweise habe ich Ihnen geholfen, aber Sie waren der großzügigste Patient, den ich jemals hatte.«

Wieder lächelte Peter. »Sie haben mich damals aber nicht nur von meinen Zahnschmerzen befreit, sondern auch gleich den ganzen Menschen geheilt«, entgegnete er.

Der Arzt wurde ernst. »Ich habe lediglich Ihre Depressionen bekämpft. Doch Ihren Entschluß haben Sie auf dem Gutachten meines großen Kollegen Sir William Clewer aufgebaut. Ich selbst hätte es nicht gewagt, mich so bestimmt zu äußern wie er, und ich muß Ihnen leider sagen, daß ich Anfälle der befürchteten Art auch jetzt noch für nicht ganz ausgeschlossen halte. Die Hauptgefahr scheint allerdings beseitigt zu sein. Ich hielt es nicht für richtig, Sir William gegenüber meine Bedenken zu äußern, aber vielleicht konsultieren Sie ihn noch einmal?«

Peter schüttelte heftig den Kopf: »Ich werde in Zukunft einen weiten Bogen um die Harley Street machen. Das klingt zwar höchst undankbar, aber...«

Der Arzt winkte ab. »Absolut verständlich«, erklärte er kurz. Dann ging er plötzlich auf ein anderes Thema über: »Wann wird denn die Feier stattfinden?«

Er sah, wie sich das Gesicht seines Patienten verdüsterte – eine merkwürdige Reaktion bei einem sehr reichen und sehr gut aussehenden jungen Mann, der im Begriff stand, das schönste Mädchen zu heiraten, das Dr. Wells jemals gesehen hatte.

»Um – um zwölf Uhr dreißig. Sie werden doch kommen? Der Empfang findet imRitz statt, und dann fahren wir nach Longford Manor hinaus. Ich glaub