: Raoul Biltgen, Ina Coelen, Astrid della Giustina, Gitta Edelmann, Ria Klug, Rita Hausen, Simone Jöst
: Ingrid Schmitz
: Porridge, Pies and Pistols Eine kulinarische Krimi-Anthologie
: Conte Verlag
: 9783956020094
: 1
: CHF 5.60
:
: Anthologien
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Den Charakter eines Menschen erkennt man daran, welchen Tee er zum High Tea wählt. Hatte ihr Vater selig immer gesagt. Ihr Gegenu?ber wählte Kräutertee. Kräutertee!' Seit Sherlock Holmes, Miss Marple und Jack the Ripper haben wir eine genaue Vorstellung, wie Verbrechen in Großbritannien und Irland vonstattengehen. Mit ihren Küstenlandschaften, den berühmten Kirchen, den märchenhaften Schlössern und dem unablässigen Regen bieten die britischen Inseln eine traumhafte Kulisse für das perfekte Verbrechen. Kombiniert mit den mörderischen Qualitäten der landestypischen Küche - man denke nur an Bangers, Bubble and Squeak oder Haggis - ist mit 'Porridge, Pies and Pistols' ein kulinarischer Krimiband erschienen, der einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Nach der erfolgreichen Anthologie 'Muscheln, Mousse und Messer' hat die Kriminalschriftstellerin Ingrid Schmitz Ihre KollegInnen erneut gebeten Kurzkrimis mit besonderen Zutaten zu liefern. So versammeln sich zwanzig delikate Storys nebst nachkochbaren Rezepten zu einem mörderisch guten Menü.

Raoul Biltgen
Tír na nÓg

Nicht gerade das beste Wetter haben Sie sich ausgesucht, um die Cliffs zu besuchen, nicht wahr? Da reisen Sie hunderte von Kilometern nach Irland, schlagen in Ihrem Reiseführer nach, was Sie auf keinen Fall verpassen sollten, stoßen auf die unvergleichlichen Cliffs of Moher, und dann das: Nebel. Aber das stand doch sicher auch in Ihrem Reiseführer, dass Nebel in Irland nicht allzu selten ist.The famous irish mist.

Haben Sie das schon probiert?Irish Mist? Ein Getränk, ein Likör, Whiskey, Kräuter und Honig, nicht zu verachten und uralt, tatsächlich, man möchte ja meinen, da hat sich eine marketingtechnisch clevere Firma was einfallen lassen für die Touristen, aber dem ist nicht so,über tausend Jahre soll das Rezept alt sein. Also, wenn Sie es noch nicht probiert haben, tun Sie es. Gibt es ja auch unten im Visitor Center zu kaufen. Da gibt es ja alles zu kaufen, im Visitor Center, alles was das Touristenherz begehrt, nicht wahr? Sogar Samen, Kleesamen, haben Sie das schon gesehen? Hier,überall gehen wirüber den Klee,the famous irish shamrock, aber im Visitor Center legt man gut und gerne fünf, sechs Euro hin für ein kleines Papier mit was? Fünf, sechs Samen? Na, da verdienen sich aber einige ein goldenes Näschen damit.

Ja ja, und nun stehen Sie hier und mümmeln sich in Ihre Jacke und schauen in denirish mist, so ein Mist, und haben nichts von der spektakulären Sicht, die Ihnen versprochen wurde. Da kann ich nur sagen: Visitor Center, dort gibt es Bilder in Hülle und Fülle, und Sie können sich ausmalen, was Sie gerade nicht zu sehen bekommen.

Ja, ich weiß, nur ein schwacher Trost.

Wollen Sie was wirklich Irisches? Selbstgemacht, hier,the famous irish Shepherd’s Pie, Schäferpastete, bitte, nehmen Sie nur.

Doch, wirklich, ich bestehe darauf, als Entschädigung sozusagen, dafür, dass Sie nichts zu sehen bekommen.

Gut, es ist nicht ganz das Originalrezept, ich mache sie nicht mit Lammfleisch, viele Menschen mögen kein Lammfleisch. Ich schon, aber man trifft dann doch immer wieder jemanden, der’s nicht mag, und deshalb… Bitte. Ich backe sie extra so klein, normalerweise ist das ja eher eine Art Auflauf, Fleisch mit Kartoffelpüree, gratiniert, sehr lecker, aber so im Teig lässt es sich dann doch besser essen, wenn man hier steht und der Wind weht.

Ich habe mir sofort gedacht, dass ich Sie auf Deutsch ansprechen muss, das hab ich mir gedacht. Oh, nicht dass Sie jetzt glauben, ich hätte Ihr Auto unten auf dem Parkplatz gesehen, ich weiß ja nicht einmal, ob Sie mit dem Auto da sind, und wenn, haben Sie ja wahrscheinlich ein Mietauto, nicht wahr? Stimmt es, dass man ganze sechs Euro bezahlen muss, nur um sein Auto abstellen zu dürfen? Billig ist das ja auch nicht gerade. Und dann auch noch Eintrittsgeld für die sogenannteCliffs of Moher Experience und was da nicht noch alles angeboten wird. Aber sehen Sie, dafür haben Sie jetzt eineShepherd’s Pie umsonst bekommen, schmeckt’s?

Das dachte ich mir, dass es Ihnen schmeckt, ich wusste, Sie haben einen Sinn für so etwas. Wenn Sie noch eine wollen, bitte, greifen Sie nur zu, gestern frisch zubereitet, weil man muss sieüber Nacht stehen lassen, dann schmecken sie am besten, der leichte Hauch von Minze und das saftige Fleisch.

Soll ich Ihnen mal etwas verraten? Seien Sie froh, dass es Sie gerade heute hierher verschlagen hat, wo der Nebel tief in den Felsen hängt und Sie das Meer dort unten nur erahnen können, nur hören, wie die Wellen gegen die Felsen schlagen, denn an solchen Tagen sind einfach viel weniger Menschen unterwegs, gerade hier, die Touristen stecken jetzt alle in Doolin und kaufen sich CDs mit folkloristischer Musik,the famous irish folk music, statt hier rumzuhängen. Es ist eine Schande, wie es sich verändert hat, gerade in den letzten Jahren. Im Sommer ist es ja noch schlimmer, busweise werden sie angekarrt, die Touristen, und trampeln sich gegenseitig auf die Füße, nur weil’s in den Touristenführern so steht, dass man dieCliffs of Moher nicht verpassen darf,the famous Cliffs of Moher, aber da hat man doch nichts davon, nicht wahr?

Nein, ich bin kein gebürtiger Ire, fa