: Pierre Martin
: Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens Ein Provence-Krimi | SPIEGEL Bestseller-Autor
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426459942
: Ein Fall für Isabelle Bonnet
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Provence-Urlaub zum Lesen: Kommissarin Isabelle Bonnet löst ihren 10. Fall im Urlaubskrimi »Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens« von Bestseller-Autor Pierre Martin.  Ein eingemauertes Skelett lässt die Arbeiter beim Abriss eines alten Ferienhäuschens im zauberhaften Fragolin in der Provence vor Schreck erstarren. Ein Loch in der Schädeldecke lässt keinen Zweifel daran, dass das Opfer eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Isabelle Bonnet übernimmt den Fall eher widerwillig - schließlich widmet sie ihre Aufmerksamkeit lieber aktuellen Verbrechen. Außerdem bereitet ihr das geheimnisvolle Abtauchen ihres Maler-Freundes Nicolas zunehmend Sorgen. Plötzlich erreicht sie ein Hilferuf aus Marokko .... Im Fall des Skeletts führt eine erste Spur zu einem zwielichtigen Finanzberater. Fluchtgefahr ausgeschlossen: Er sitzt im Gefängnis.  Doch die Ermittlungen kommen ins Stocken. Sie stoßen auf eine Mauer des Schweigens ...  Mit seinen atmosphärischen Wohlfühlkrimis aus der Provence landet Pierre Martin einen Bestseller nach dem anderen: Die Krimi-Reihe »Ein Fall für Isabelle Bonnet« verbindet spannende Fälle, liebevoll gezeichnete Figuren und den unvergleichlichen Zauber der Provence zur perfekten Urlaubslektüre.  Die Provence-Krimis um Kommissarin Isabelle Bonnet sind in folgender Reihenfolge erschienen: - Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer - Madame le Commissaire und die späte Rache - Madame le Commissaire und der Tod des Polizeichefs - Madame le Commissaire und das verschwundene Bild - Madame le Commissaire und die tote Nonne - Madame le Commissaire und der tote Liebhaber - Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis - Madame le Commissaire und die panische Diva - Madame le Commissaire und die Villa der Frauen - Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens     

Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. 'Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens' war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete 'Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens' - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.

4


Im Dämmerzustand des Aufwachens träumte Isabelle am nächsten Morgen von einem Skelett, das mit klapperndem Gerippe einen wilden Tanz aufführte. Ziemlich spooky. Ein Hammer flog durch die Luft und traf den Knochenmann am Kopf. Das Skelett brach röchelnd zusammen, robbte sich mit letzter Kraft in einen aus Ziegeln gemauerten Sarg – und verstarb …

Isabelle drehte sich auf den Rücken und rieb sich die Augen. Ein Skelett konnte nicht sterben, es war ja schon tot. Außerdem, was sollte dieser Unsinn? Sie brauchte eine Weile, bis ihr die gestrigen Ereignisse in Erinnerung kamen. Nun wurde ihr klar, warum sie ausgerechnet von einem klappernden Knochengerüst geweckt wurde. Freilich war das inakzeptabel. So weit kam es noch, dass sie von einem Skelett im Traum verfolgt wurde. Das würde ihr nicht noch mal passieren, nahm sie sich vor. Erst recht, weil sie sich nur wenig für dessen Schicksal interessierte. Sie sah den Knochenfund nicht einmal als richtigen Fall an, dem sie sich als Kommissarin widmen müsste – trotz des eingeschlagenen Schädels. In ihrer beruflichen Vita hatte sie es mit terroristischen Anschlägen zu tun gehabt, mit Attentatsversuchen auf den französischen Präsidenten oder mit Entführungen … alles Ereignisse, die sich in der unmittelbaren Gegenwart abspielten und auf die sie aktiv Einfluss nehmen konnte. Dafür war sie ausgebildet, so war sie konditioniert. »Cold cases« mochte sie nicht. Es entsprach nicht ihrem Naturell, zur Passivität verdammt längst vergangenen Taten nachzuspüren. Das war eher was für Apollinaire …

Der erste vernünftige Gedanke an diesem Morgen: Apollinaire war wie geschaffen für diesen »Fall«. Ihm lag es, mit wissenschaftlicher Akribie im Internet zu recherchieren und Dokumente zu durchforsten. Dabei würden ihm zwar die Haare zu Berge stehen, und gelegentlich müsste er einen Kopfstand machen, um die Durchblutung im Gehirn zu fördern, so seine Begründung für diese Angewohnheit. Aber er wäre in seinem Element. Er würde im Kommissariat sein geliebtes Flipchart aufstellen und den Stand seiner Ermittlungen in verwirrende Schaubilder übertragen, die rasch so kryptisch wurden, dass nur noch er sie verstand – wenn überhaupt.

Ihr Entschluss stand fest: Sie würde ihm den Fall weitgehend übertragen und ihn einfach mal machen lassen. Blieb nur ein Problem: Sie war nicht gut darin zu delegieren. Aber sie würde es versuchen, das nahm sie sich fest vor.

Isabelle schlug die Decke zur Seite. Durch die Lamellen ihrer Fensterläden fiel Licht in ihr Schlafzimmer. Wie spät es wohl war? Als ob das eine Rolle spielen würde? Es gab keinen Grund zur Eile. Sie befand sich immer noch im Urlaubsmodus. Um den zu beenden, brauchte es mehr als ein eingemauertes Skelett.

Sie stand auf, öffnete die Fenster und atmete tief ein und aus. Jeden Morgen freute sie sich auf diesen Moment. Die provenzalische Luft wünschte ihr einen guten Tag. Einige Schleierwolken zogen am tiefblauen Himmel gemächlich in Richtung Meer. Von der Gasse unterhalb ihrer Dachwohnung hörte sie Kindergelächter.

Was für ein Kontrast zum lärmenden Paris … keine Abgase, kein Gehupe … Früher hatte Isabelle den urbanen Herzschlag der Großstadt geliebt, sie war geradezu süchtig danach gewesen – heute würde sie sich nach wenigen Tagen krank fühlen und zurück nach Fragolin sehnen. Die Provence hatte sie verändert, aus ihr einen anderen Menschen gemacht … Isabelle lächelte. Natürlich war ihr bewusst, dass sie noch derselbe Mensch war – nur irgendwie umprogrammiert.

Sie könnte jetzt ihre übliche Joggingrunde antreten, überlegte sie, durch den Wald zur alten Bastide und zurück. Alternativ könnte sie so lange auf ihren ledernen Sandsack einprügeln, bis ihr die Puste ausging. Ihr war wichtig, sich am Morgen zu bewegen und etwas für ihre Fitness zu tun. Sie brauchte das, sonst hatte sie den ganzen Tag schlechte Laune.

Isabelle dachte an gestern, wo sie zwischen Couscous und Ratatouille hatte wählen müssen. Um sich schließlich für Lammcarré zu entscheiden. Genauso würde sie es auch jetzt machen, beschloss sie. Keine Joggingrunde, kein Training am Sandsack – sondern sofort und auf der Stelle ein Workout vor dem offenen Fenster: Kniebeugen, Liegestütze, Sit-ups, Klimmzüge am Dachbalken … In hoher Frequenz und ohne Atempausen. Das Programm dafür stammte noch aus ihrer Zeit als Leiterin einer Antiterroreinheit in Paris. Dort hatten sie einen masochistisch veranlagten Fitnesstrainer, der sie alle regelmäßig bis an ihre Grenzen trieb. Isabelle schmunzelte. Jetzt war sie ihre eigene Fitnesstrainerin und entsprechend gnädig zu sich selbst. Folgerichtig begann sie mit moderaten Stretchübungen. Doch sie würde sich steigern – und zum Schluss vielleicht sogar ihrem Sandsack noch einige wuchtige Haken versetzen.

 

Es war schon später