: Beate Maxian
: Der Tote im Fiaker Ein Wien-Krimi
: Goldmann
: 9783641225667
: Die Sarah-Pauli-Reihe
: 1
: CHF 8.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für ein Mitglied der feinen Wiener Gesellschaft führt eine Fiakerfahrt in den Tod ...
Als Chefredakteurin des Wiener Boten weiß Sarah Pauli stets Bescheid, wenn sich etwas Ungewöhnliches in der Donaumetropole ereignet. So schreibt sie auch als Erste über das geheimnisvolle Kreuzsymbol, das plötzlich überall in Wien an Häusern und Sehenswürdigkeiten prangt. Und die Graffiti sind erst der Anfang eines unheimlichen Rätsels. Denn an einem nebeligen Tag wird in der Wiener Altstadt der Fahrgast eines Fiakers ermordet - und in der Kutsche findet man eine mysteriöse Zahlenreihe und darüber ein Kreuzzeichen ...

Beate Maxian lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Attersees und in Wien und zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen Österreichs. Ihre Wien-Krimis um die Journalistin Sarah Pauli stehen dort regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Auch »Ein tödlicher Jahrgang«, Auftakt ihrer Krimireihe um die Feinkosthändlerin Lou Conrad, wurde auf Anhieb ein Bestseller.

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Der Ausblick widerte ihn an. Die Spinnweben in den Hecken ringsum kündigten den bevorstehenden Herbst an. Dazu gesellte sich Nieselregen samt Nebel. Ein Tag zum Trübsalblasen. Dabei war gestern noch Sommer gewesen. Der Reisepass glitt in die Tasche seines Sakkos, der Blick obligatorisch zum Nachbarhaus. Danach zur Uhr. Noch drei Minuten. Einen Morgen wie diesen hatte Leopold Bahnen schon gefühlte tausend Mal erlebt. Langweilig. Nervtötend. Zum Kotzen. Sein Leben war eine Endlosschleife aus Eintönigkeit.

Das Radio lief. ABBA.I have a dream.

Einen Traum hatte auch er.

Er brühte Pfefferminztee für Else auf, stellte die Eieruhr. Seine Frau bestand darauf, dass der Tee vier Minuten zog. Warum auch immer. Wieder wanderte sein Blick durchs Fenster. Noch eine Minute. Die Bewegung des Vorhangs im Haus gegenüber verriet, dass es gleich so weit sein würde. Die Nachbarin spähte durch die Gardine ihres Küchenfensters zu ihm herüber. Sobald er das Haus verließ, würde sie ihren Beobachtungsposten wechseln und sich ans Fenster des Esszimmers setzen, das zur Straße hinaus zeigte. Ab diesem Moment fixierte sie den halben Tag ihre Umgebung, registrierte jeden und alles. Ob er ihr einfach den Kopf einschlagen sollte? Mit einem kantigen Stück Hartholz aus dem Wald? Eiche böte sich dafür an. Wäre sie dann erlöst von ihrem kümmerlichen Dasein, oder empfand sie ihr Leben am Ende doch noch als lebenswert? Einsam hoffend, weitestgehend darauf angewiesen, dass etwas vor ihrer Haustür passierte. In dem Grätzel, in dem sie wohnten, war nicht viel los. Es würde ihm zweifellos gelingen, unbemerkt rüberzugehen, zu läuten, und dann: ein fester Schlag auf den Kopf. Doris würde tot zusammensinken, bevor sie realisiert hätte, was geschehen war. Ihre Leiche könnte er in die Wohnung zurückschieben, die Tür wieder zuziehen. Die Nachbarin hatte keine Familie, die sie regelmäßig besuchen kam. Auch Freundinnen waren rar gesät. Denkbar, dass es Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern würde, bis man sie entdeckte. Er lächelte bei dem Gedanken. Seine Frau wäre entsetzt ob seiner Idee. Else war eine strenge Katholikin, eine Heilige. Auch so was, was ihn ankotzte.

Die Nachrichtensprecherin versprach schöneres Spätsommerwetter erst ab Mitte der Woche. Egal, die Touristen nahmen auch an einem trüben Tag wie diesem die Innenstadt in Beschlag. Wie die Fliegen krochen sie in jede erdenkliche Ritze. Möglicherweise würden sich einige in seinen Laden verirren. Darauf wetten wollte er aber nicht. Das Angebot war zu speziell. Christliches Zeug interessierte in der Stadt nur mehr eine Minderheit.

Im Radio lief ein Werbespot für ein Deo. Er schaltete das Gerät aus und trat mit dem Tablett in der Hand ins Wohnzimmer. Else lag auf dem Sofa, zugedeckt bis zum Hals. Teilnahmslos nahm er ihr blasses Gesicht zur Kenntnis. Das Haar klebte förmlich an ihrem Kopf. War sie eigentlich jemals attraktiv gewesen? Er stellte die Tasse auf den Tisch, daneben die Kanne und zwei Wassergläser.

»Ich muss gleich los.«

»Wann kommst du zurück?« Sie hielt sich ein Taschentuch unter die Nase. Die Erkältung wollte einfach nicht besser werden. Schon seit vier Tagen fesselte die Erkrankung sie ans Bett. Das spielte ihm in die Hand.

»Nach der Arbeit, wie jeden Tag.« Er reichte ihr das erste Wasserglas. »Trink das, da sind Erkältun