: Stephanie Schuster
: Die Wunderfrauen Wunderfrauen-Bestseller-Serie
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104912301
: Wunderfrauen-Trilogie
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vier starke Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaft - die Wunderfrauen-Trilogie von Stephanie Schuster 'Darf's ein bisschen mehr sein?' 1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen ... und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen. Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein. Der erste Band der Wunderfrauen-Trilogie - drei Romane über vier Freundinnen, deren Leben wir über drei Bände von den Wirtschaftswunderjahren Mitte der 1950er bis zu den Olympischen Spielen 1972 begleiten können. Band 1 »Alles, was das Herz begehrt« Band 2 »Von allem nur das Beste« Band 3 »Freiheit im Angebot« Zusatzband »Wünsche werden wahr«  Entdecken Sie die neue Romanserie von Stephanie Schuster: »Glückstöchter« - Eine Reise durch sechs Jahrzehnte: Anna und Eva, verbunden durch ihr tiefes Verständnis zur Natur, aber getrennt durch ein schicksalhaftes Geheimnis. Band 1 »Glückstöchter. Einfach leben«  Band 2 »Glückstöchter. Einfach lieben« erhältlich ab dem 31.01.2024

Stephanie Schuster lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Bio-Hof in Oberbayern. Sie arbeitete viele Jahre als Illustratorin, bevor sie selbst Romane schrieb - zuletzt die Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«. Sie engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung, in einem »Eine-Welt-Laden« und setzte sich für fairen Handel ein.

Prolog


Herbst 1953

»Yip, yip«, rief Fräulein Knaup, setzte den Tonarm auf die Schallplatte und schnippte mit den Fingern. Die anderen Frauen fielen ein, klatschten im Rhythmus der Musik, und bald bebte der Laden. Die Schöpfkellen über der Theke wippten, die Gläser und Flaschen in den Regalen klirrten, der Schinken an der Schnur schaukelte vor und zurück, sogar die eingelegten Heringe schlackerten mit. Die nackten Füße in Waschlappen, rutschten die Frauen zur Musik übers Linoleum. Das Schlagzeug gab den Takt vor, eine Gitarre schnurrte die Melodie, und ein Sänger verlangte einer gewissen Josephine das Versprechen ab, ihm heute Nacht zu gehören. Mehr verstand Luise von dem Lied nicht, obwohl sie Englisch einigermaßen beherrschte, aber die Übungen, die sie nachturnen sollten, erforderten ihre ganze Konzentration. Die Arme hoch, dann zur Seite ausstrecken. Bloß nicht irgendwo anstoßen und womöglich etwas herunterreißen. Sie bangte um ihr Geschäft. Natürlich war es hier beengter als im Pfarrsaal. Vor der Turnstunde hatten sie zwar versucht, so viel freie Fläche wie möglich zu schaffen, aber die große Säulenvitrine in der Mitte, das Prunkstück aus der Möbelsammlung ihrer Schwiegermutter, ließ sich um keinen Deut verrücken. Kein Wunder, sie war aus marmoriertem Vollholz und außerdem komplett mit Ware gefüllt. Also rutschten sie nun wie bei einer Polonaise um die Vitrine herum. Immer im Kreis. Die Frauen kamen sich in die Quere, schubsten einander weg, grinsten sich an. Prompt schepperte es, und die Orangen und Grapefruits, die Luise heute früh liebevoll auf einer Schale drapiert hatte, kullerten zur Tür. Die stand sogar noch einen Spalt auf. Rasch schloss Luise sie, gemeinsam sammelten sie die Früchte wieder ein, und schon ging es weiter. Helga Knaup kannte kein Pardon. Arme schräg nach oben, nach hinten, nach vorn, auf die Seite und dabei mit den Füßen vor- und zurückgleiten. Yip, yip. Dass Gymnastik so viel Spaß machen und gleichzeitig so anstrengend sein konnte, hätte Luise nie gedacht.

Way bop de boom, ditty, boom, ditty. Allein der Rhythmus brachte sie dazu, die Hüften zu schwingen wie schon lange nicht mehr. Nur auf die drei Käsebrote vorher hätte sie besser verzichten sollen. Der Hosenbund zwickte. Sie keuchte, wollte aber nicht aufgeben. Nicht vor all den anderen. Ein Turnkurs in ihrem Alter verlangte Mut. Schließlich war sie schon sechsundzwanzig und dazu noch eingerostet. Das hatte sie davon, dass sie nicht zu Fuß ging, sondern immer mit ihrem Moped unterwegs war, mit der grünen Triumph, die ihr Hans vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie sich unterFröhlich Swingen und Trimmen mit Helga vorstellen sollte, und einfach spontan zugesagt, weil sie das Fräulein Knaup so nett fand.

Baby when you hear me shout, kiss me quick, knock me out.

Ein toller Rhythmus, endlich war diese Musik wieder erlaubt. Die hätte sogar den Muff aus den Ecken des Pfarrsaals geholt. Kurz bevor sie der Pfarrer hinauswarf, hatte es fast so gewirkt als wippte Jesus am Kreuz – oder besser gesagt, yippte –, nur festgehalten von den Nägeln, mit. Welch eine Gotteslästerung! Wieder ein Punkt auf der Liste für die nächste Beichte, die länger und länger wurde … Luise grinste in sich hinein. Die Gedanken waren frei, man musste sie nur für sich behalten. Zum Glück hatte sie die Idee mit dem Laden gehabt, sonst wäre die Stunde geplatzt.Bop de boom. Diese Johnnie-Ray-Platte musste sie sich unbedingt kaufen. Unmittelbare Nachbarn, die sich beschweren konnten, gab es nicht. Das Dahlmannhaus war, außer zur Straße mit der Schaufensterseite, von einem kleinen Garten umgeben, und ihre stets genervte Schwiegermutter war im Sommer gestorben. Tja, Henriette, dachte Luise, du hattest recht, ich bringe tatsächlich frischen Wind in die Familie.

Neben ihr japste Marie, die sommersprossige, junge Schlesierin mit den feinen rotblonden Locken, die seit ein paar Monaten auf dem Hof ihrer Brüder lebte. Schlank wie sie war, tat sie sich bestimmt leichter mit den Übungen. Es freute Luise, dass Marie trotz der harten Arbeit hergekommen war. Wenn sie sich nicht irrte, steckte Marie in der alten Trainingshose von Luises sechzehnjährigem Bruder. Der hatte sie nicht einmal angehabt. Manni lief am liebsten da