Einleitung
Mythen, Glauben, Überzeugung
undRipley’s Unglaublich, aber wahr!
Als ich ein Kind war, glaubte ich alles, was mir gesagt wurde, was ich las, und jede Ausgeburt meiner übersteigerten Fantasie. Das genügte zwar für mehr als nur ein paar schlaflose Nächte, aber es erfüllte die Welt, in der ich lebte, mit Farben und Formen, die ich nicht für ein ganzes Leben voll geruhsamer Nächte eingetauscht hätte. Sehen Sie, ich wusste schon damals, dass es Menschen auf der Welt gab – sogar zu viele –, deren Fantasie entweder verkümmert oder abgestorben war, die in einem geistigen Zustand lebten, der völliger Farbenblindheit nahekam. Sie taten mir immer leid; ich hätte mir nie träumen lassen (jedenfalls damals nicht), dass viele dieser fantasielosen Typen mich entweder bemitleideten oder verächtlich auf mich herabsahen – nicht nur weil ich unter einer Vielzahl irrationaler Ängste litt, sondern auch, weil ich in fast jeder Hinsicht zutiefst und rückhaltlos leichtgläubig war.»Das ist ein Junge, der die Brooklyn Bridge nicht nur einmal kaufen wird, sondern immer wieder, sein ganzes Leben lang«, müssen einige von ihnen gedacht haben (von meiner Mutter weiß ich es ganz sicher).
Das traf damals sicher zu, schätze ich, und wenn ich ganz ehrlich sein will, dann ist auch heute noch etwas Wahres daran. Meine Frau erzählt den Leuten noch heute mit größtem Vergnügen, dass ihr Mann im zarten Alter von einundzwanzig Jahren bei seiner ersten Präsidentschaftswahl für Richard Nixon gestimmt habe.»Nixon sagte, er hätte einen Plan, wie wir uns aus Vietnam zurückziehen können«, sagte sie, gewöhnlich mit einem vergnügten Funkeln in den Augen.»Und Steve hat ihm geglaubt!«
Das stimmt; Steve hat ihm geglaubt. Und das ist längst nicht alles, was Steve im Verlauf seiner manchmal exzentrischen fünfundvierzig Lebensjahre geglaubt hat. Beispielsweise war ich der letzte Junge in unserem Viertel, der sich zu der Auffassung bekehren ließ, die vielen Nikoläuse an jeder Straßenecke bedeuteten nur, dass es keinenechten Nikolaus gab (ich zweifle immer noch an der Logik dieses Gedankengangs; es ist, als sagte man, eine Million Schüler seien der Beweis dafür, dass es keinen Lehrer gibt). Ich zweifelte nie an der Behauptung meines Onkels Oren, dass man den Schatten eines Menschen mit einem stählernen Zelthering abtrennen konnte (das heißt, wenn man genau am Mittag hineinstach), oder an der Theorie seiner Frau, dass jedes Mal, wenn man fröstelte, eine Gans über die Stelle lief, an der man einmal sein Grab haben würde. Wenn ich dabei anmein Leben denke, so heißt das, dass es mein Schicksal ist, hinter Tante Rhodys Scheune draußen in Goose Wallow, Wyoming, begraben zu werden.
Außerdem glaubte ich alles, was mir au