»Was willst du heute Vormittag machen?«, fragte Jan-Henrik Hofer seine Frau, während er nach einer Brötchenhälfte griff, die Judith ihm vorbereitet hatte.
»Ich fahre zu Tante Gertrud und beziehe ihr Bett neu. Vielleicht wasche ich auch noch die Gardinen im Wohnzimmer, mal sehen, wie es mit der Zeit hinkommt.«
»Wenn sie dich nicht hätte«, meinte der Mann. Er lächelte seiner Frau zu. »Ohne dich müsste sie wahrscheinlich in ein Altenheim. Dabei hast du mit dem Haus und den beiden Kindern eigentlich schon genug zu tun.«
»Solange ich lebe und gesund bin, wird Tante Gertrud nie in ein Altenheim müssen. Am Wochenende gehe ich mal in ihren Garten. Hoffentlich hält sich das Wetter.«
»Ich werde dir helfen.«
»Wie immer«, meinte Judith schmunzelnd.
Jan-Henrik wurde verlegen. Am Wochenende hatte er meistens etwas vor, er war ein begeisterter Fußballspieler und der beste Stürmer im Verein, außerdem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, und Tennis spielte er auch gern.
»Ich will versuchen, mich zu bessern«, versprach er.
Judith zuckte die Schultern. Sie bezweifelte seinen guten Willen nicht, war aber überzeugt, dass ihm bestimmt wieder etwas dazwischenkommen würde.
Sie warf einen Blick auf ihre beiden Kinder, die vollauf damit beschäftigt waren, ihr Frühstück zu vertilgen. Judiths Blick drückte die ganze Liebe aus, die sie für Lisa und Maik empfand. Beide waren gesund und sehr lebhaft, manchmal fast zu lebhaft. Allerdings dachte Judith nicht im Traum daran, sich deshalb zu beklagen. Gesunde Kinder brauchten Bewegung!
»Es wird Zeit für euch«, mahnte sie nach einem Blick auf die Küchenuhr. Beide gingen schon in die Schule, Maik in die erste, Lisa in die dritte Klasse, und beide schienen recht begabt zu sein, ihren Zensuren nach zu urteilen.
»Immer diese Antreiberei«, murrte Maik. Es klang etwas undeutlich, denn er hatte den Mund gerade voll.
Von Natur aus war er etwas phlegmatisch, jedenfalls was Schule anging. Auf dem Sportplatz allerdings gehörte er zu den Besten. Er schlug ganz nach seinem Vater, während Lisa mehr nach der Mutter kam.
Jan-Henrik war froh darüber, denn Judith war nicht nur außergewöhnlich tüchtig, sondern auch sehr hübsch. Sie hatte braunes Haar und wunderbare braune Augen. Man sah ihrem Gesicht an, dass sie mit ihrem Leben zufrieden war. Und dazu hatte sie auch allen Grund, fand sie jedenfalls. Seit zwei Jahren wohnten sie im eigenen Einfamilienhaus auf einem schönen Grundstück. Es war immer ihr Traum gewesen, eigene vier Wände zu besitzen, und jetzt hatten sie es geschafft.
»Wann krieg ich ein Mountainbike?«, fragte M