Dasha König sah über den Uni-Campus. Der Wind spielte mit ihren kastanienbraunen Haaren, die ihr weit den Rücken hinunterfielen, und die Sonne der letzten Frühlingstage kündete einen warmen Sommer an.
Wo blieb Vanessa nur? Sie hatte sich doch mit ihr nach der Vorlesung hier, vor der Mensa, verabredet, um gemeinsam Mittag zu essen.
»Dasha«, rief da eine warme Stimme, und eine junge Frau winkte in ihre Richtung.
»Hey, Vanessa!« Dasha kam ihrer Freundin entgegen und umarmte sie zur Begrüßung. »Ich hab schon gedacht, du hast mich vergessen.«
Vanessa sah ihre Freundin spöttisch an.
»So ein Quatsch«, sagte sie. »Mein Prof hat wieder kein Ende gefunden und kam vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ich frage mich echt, wie ich die Klausur am Semesterende bestehen soll. Aber egal, lass uns essen gehen! Mir knurrt schon seit zwölf Uhr der Magen …«
Dasha musste grinsen. Obwohl sie jeden Morgen gemeinsam mit Vanessa frühstückte, konnte diese zum Mittagessen schon wieder einen Bären verschlingen. Vanessa hakte sich bei Dasha unter und zog sie in die Mensa.
»Na, was gibt es denn heute Leckeres?«, fragte sie mehr sich selbst als Dasha und studierte die Speisekarte. »Mensaburger.«
»Bloß nicht«, sagte Dasha sofort und verzog das Gesicht. »So lebensmüde ist man nur im ersten Semester.«
»Stimmt. Dann gibt es noch Risotto und Schweinelendchen in Käsesauce.«
»Risotto?«, fragte Dasha, und Vanessa nickte.
»Ja, vermutlich ist das das einzig Essbare heute. Na ja, besser als nichts.«
Die beiden nahmen sich ein Tablett und stellten sich in der Schlange an.
»Wie war deine Theaterübung?«, fragte Vanessa.
»Es ging so. Wir haben schon wieder nur an der Atemtechnik gearbeitet. Ich finde das so langweilig. Meiner Meinung nach ist Stimmbildung mindestens genauso wichtig, aber die Dozentin ist total begeistert von ihren Übungen.«
»Ätzend«, pflichtete Vanessa ihr bei. Dann bestellte sie an der Theke zwei Portionen Risotto. »Wo sollen wir hin?«, fragte sie, als sie bezahlt hatten und mit ihren Tabletts durch die Mensa gingen.
»Hier ist es doch ganz nett«, sagte Dasha und deutete auf einen Platz am Fenster. Die beiden Freundinnen setzten sich und probierten vorsichtig das Mittagessen.
»Immerhin ist es warm«, stellte Dasha überrascht fest. »Und sogar halbwegs genießbar.«
»Ja, ich wundere mich auch. Vielleicht haben sie einen neuen Koch eingestellt.«
»Glaube ich nicht«, meinte Dasha. »Vermutlich haben w