»Herein!«, rief Ricarda Heller und hob den Kopf von den Papieren, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen.
»Guten Morgen«, wünschte Oberkellner Frank Behlmer und verneigte sich devot.
»Guten Morgen«, gab die entzückende junge Dame zurück und unterschrieb einen Brief. »Was wollen Sie?«
»Es handelt sich um das Menü, gnädiges Fräulein.«
Der Oberkellner war ein Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe brachte, aber vor seiner jungen Chefin fühlte er sich klein und befangen. Dabei war sie alles andere als einschüchternd, die Besitzerin des Grandhotels. Nur wenn sie jemanden anschaute mit ihrem kühlen, unpersönlichen Blick, dann allerdings wirkte sie einschüchternd.
»Was für ein Menü?« Ricarda Heller trommelte mit den Fingerspitzen ungeduldig auf den Schreibtisch. Sie hasste Umständlichkeit, denn ihre Zeit war kostbar.
»Ihr Hochzeitsmenü, gnädiges Fräulein.«
Ricarda schaute den Oberkellner einen Moment an, als wisse sie gar nicht, wovon er sprach.
»Wir brauchen kein Hochzeitsmenü«, erwiderte sie dann knapp. »Die Hochzeit findet nicht statt.«
»Aber …« Unwillkürlich schüttelte Frank Behlmer den Kopf. Die junge Chefin hatte ihnen schon einiges geboten, aber das hier ging entschieden zu weit. »Aber die Gäste … die Einladungen sind verschickt …«
Die junge Dame lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
»Ich habe alles abgesagt, lieber Behlmer.«
»Wie gnädiges Fräulein wünschen«, stammelte der Mann. Er war wie vor den Kopf geschlagen.
Seit Wochen war die bevorstehende Hochzeit der jungen Dame mit Arno von Korten nicht nur Thema eins im Grandhotel, sondern die ganze Stadt nahm Anteil an diesem Ereignis. Und fast einstimmig war man der Ansicht, es würde auch allerhöchste Zeit, dass Fräulein Heller unter die Haube kam.
Sie brauchte einen Mann, der ihren Hochmut zügelte und ihr