: Markus Heitz
: Der Orden der Schwerter Ulldart. Die Dunkle Zeit 2
: Piper Verlag
: 9783492950503
: Ulldart. Die dunkle Zeit
: 1
: CHF 9.90
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lodrik wird neuer Herrscher des Reiches Tarpol. Doch seine Reformen rufen Neider, Intriganten und falsche Freunde auf den Plan. Bald weiß Lodrik nicht mehr, wem er trauen kann, und ist auf die Hilfe finsterer Gestalten angewiesen, um seine Macht zu verteidigen. Und über allem schwebt die verhängnisvolle Prophezeiung, dass die Dunkle Zeit wiederkehren und die Welt in Leid und Zerstörung versinken wird ... Die spektakuläre Fortsetzung der großen Fantasy-Saga »Ulldart - Die Dunkle Zeit«.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit »Ulldart« begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Dazu kamen viele weitere erfolgreiche Werke auf den Gebieten der Fantasy und Science Fiction sowie Thriller. Er gewann bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.

Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Turandei, Königspalais, Winter 442/443 n.S.

Das Besteckgeklapper im Speisezimmer hatte aufgehört. Abgenagte Entenknochen lagen akkurat geordnet auf dem Abfallteller, die Schüsseln und Töpfe, die vor einer Stunde noch bis an den Rand gefüllt waren und den kleinen Tisch mit ihrer Last beinahe in die Knie gezwungen hatten, waren leergeräumt. Nur eine einsame Kartoffel befand sich als einzigeÜberlebende des Abendessens auf der Silberplatte, immer noch jungfräulich unangetastet, mit Butter, Salz und Kräutern appetitlich bestreut.

König Perdór, ein gemütlicher Mensch in bestem Mannesalter mit langen, grau gelockten Haaren, buschigen Augenbrauen und einem lockigen Vollbart, ließ die Nachricht sinken, die ihm vor wenigen Minutenüberbracht worden war.

»Er wird es sehr schwer haben, der junge Kabcar.« Behutsam legte er das Papier zur Seite, die Stirn zog sich in Falten. Scheinbar gedankenverloren nahm er die Serviette ab, die seinen teuren, bunten Brokatrock vor Flecken schützen sollte.

»Man muss kein Prophet sein, um das vorherzusagen.« Der dünne Hofnarr an seiner Seite wiegteübertrieben den Kopf, und seine Schellen an der farbenfrohen Kappe klingelten in unterschiedlichsten Tönen.»Ich setze mein Monatsgehalt darauf, dass ihn der Rat der Brojaken innerhalb eines Monats absägt und sie einen ihrer Hara¢s als Platzhalter einsetzen.«

»Mein guter Fiorell, diese Wette verlierst du.« Der Herrscher von Ilfaris lächelte.»Du vergisst, dass die Bardri¢-Dynastie immer einen gewaltigen Vorteil gegenüber den Großbauern hatte, und der nennt sich›Garnisonen‹. Das Militär war bisher stets auf der Seite der Kabcare, ebenso wie das Volk. Von daher sehe ich keine allzu große Gefahr, dass die Machthungrigen in Tarpol wirklich an die Macht gelangen.«

Fiorell, wie immer in einem farbigen, rautenverzierten Trikot gekleidet, setzte eben zu einer Erwiderung an, doch Perdór wandte sich zur Seite und zog an der Klingelschnur neben sich.

Sekunden darauf erschienen drei Bedienstete und brachten den Nachtisch.

»Ah«, sagte der König gedehnt und rieb sich die Finger.»Kirschgrießpudding mit einer Sauce aus Beerenkompott. Kandiertes Obst mit Schokoladencreme und«, sein Blick blieb an einem mit einer Haube verdeckten Teller hängen,»was ist das?«

»Ein neues Werk von unserem Pralinenkreateur, Hoheit«, antwortete einer der Diener und verbeugte sich.»Er nennt sie›Wärmende Wintersonne‹.« Theatralisch zog er den Sichtschutz weg und gab den Blick auf einen kleinen Berg Konfekt aus dunkler Schokolade frei.

Perdór fischte sich mit leuchtenden Augen eine der Süßigkeiten aus dem Stapel, steckte sie in den Mund und schloss erwartungsvoll die Augen.

Der Hofnarr kannte die Zeremonie zur Genüge. Es würde Minuten dauern, bis der König wieder gewillt war, etwas zu sagen. Also wartete Fiorell geduldig, bis die Sinne seines Herrn wieder zurück in die Gegenwart kamen.

»Köstlich«, seufzte der König nach einer Weile undöffnete langsam die Augen.»Ganz köstlich. Halbbitterschokolade mit süßem Orangenlikör, einem Stück Orange und Marzipan. Das zergeht auf der Zunge und gibt nach und nach sein Aroma frei. Diesen Meister, nein, diesen begnadeten Künstler, diese Ausgeburt an höchster Kreativität in meine Dienste zu nehmen, war die beste Idee seit langem.« Er nahm sich eine weitere vom Tablett.»Solch ein Genuss wäre mir fast einen Krieg wert.«

»Dann sind wir ja bei der richtigen Materie angelangt«, unterbrach der Hofnarr die schwärmerischen Ausführungen, während er sich ebenfalls eine Praline griff, sie in die linke Backentasche beförderte und höchst ungenießerisch zerkaute.»Mh, wirklich nicht schlecht.«

Missmutig sah Perdór zu seinem Spaßmacher hinüber.»Du ehrst das Können des Pralinenmeisters keinesfalls angemessen, Bursche. Du zelebrierst nicht, du stopfst.«

»Eure Gäste ehren meine Künste auch eher selten, Hoheit«, gab der Hofnarr zurück.»Wie soll ich demnach das für andere aufbringen, was mir vorenthalten wird? Ich fühle mich nicht sehr geschmeichelt, wenn man mir eine Katze zuwirft, während ich jongliere, nur um zu sehen, ob ich das Tier zusammen mit den Bällen in der Luft halten kann.«

Der Herrscher schmunzelte.»Du hast es aber geschafft