Kleine Geschichte unserer Energiebilanz
Vor etwa einer halben Million Jahren machten sich unsere Vorfahren zum ersten Mal das Feuer zunutze. Erst, um sich zu wärmen oder um wilde Tiere und Feinde zu vertreiben, dann auch zum Kochen. Der Energieverbrauch eines Menschen vor der Nutzung des Feuers betrug in etwa 10000 Kilojoule bzw. 2400 Kilokalorien pro Tag. Das entspricht 2,8 Kilowattstunden. Mit der Entdeckung des Feuers verdoppelte er sich dann ungefähr. Allerdings auf eine Menge, die gerade einmal zwei Prozent des heutigen Verbrauchs eines durchschnittlichenUS-Bürgers beträgt. Jäger und Sammler nutzten damit lediglich die drei- bis sechsfache Menge ihres täglichen Grundumsatzes. Neben der Nahrung selbst stammte auch alle übrige Energie ausschließlich aus Biomasse, sprich: aus der Verbrennung von Holz. Um einen Menschen zu ernähren, benötigten altsteinzeitliche Kulturen zwischen 40 und 4000, unter besonders ungünstigen Bedingungen auch schon mal 10000 Hektar Fläche. Gleichwohl lag der Energiequotient eines Menschen – das ist das Verhältnis von eingesetzter zu gewonnener Energie – damals noch relativ niedrig, nämlich je nach klimatischen Bedingungen zwischen 1,25 und 3,3.
Der tägliche Energieverbrauch unserer frühen Vorfahren entspricht dem einer 100-Watt-Birne in zwei Tagen, dem eines Kühlschranks in etwa zwei Wochen. Wir erreichen heute den Energieverbrauch eines Steinzeitmenschen allein mit unserem privaten Stromverbrauch. Der beträgt nämlich in Deutschland rund 4,5 Kilowattstunden pro Tag und Einwohner. Wohlgemerkt: für 82 Millionen Einwohner. In der Steinzeit bevölkerten gerade einmal fünf bis zehn Millionen Menschen die gesamte Erde.
Im Vergleich zur Frühzeit ist bereits der Energieverbrauch von Agrargesellschaften ziemlich beeindruckend. Denn dort nutzt jeder Mensch pro Tag schon das 18- bis 24-Fache seines eigenen Grundumsatzes, also zwischen 31 und gut 46 Kilowattstunden. Das entspricht dem Brennwert von drei bis viereinhalb Litern Heizöl. Um 1000 Liter Wasser, also je nach Fassungsvermögen fünf bis sieben Badewannen, von 10 auf 37 Grad zu erwärmen, werden rund 30 Kilowattstunden Heizenergie benötigt. Die gleiche Menge an Strom verbraucht übrigens auch eine herkömmliche Lichterkette während der Weihnachtszeit. Während ein älteres Durchschnittshaus heute pro Quadratmeter und Jahr zwischen 150 und 250 Kilowattstunden verbraucht, sind 30 Kilowattstunden die Zielmarke für ein Niedrigenergiehaus.
Agrargesellschaften sind – energetisch betrachtet – nicht mehr zwingend nachhaltig. Die Arbeitsteilung in der Gesellschaft nimmt zu, ebenso die relativ energieintensive Viehhaltung. Die Menschen bauen, ihre Siedlungen wachsen mit merklicher Geschwindigkeit, ihre Gebäude werden ebenso größer und vielfältiger wie ihre Produktion, in kühleren Breiten heizen sie – und sie fangen an, sich professionell zu bekriegen.
Schon in der Antike beginnt deshalb der Raubbau an der Natur. Einen Quadratkilometer Wald kann eine recht kleine Gruppe von Männern mit passablen Äxten und Sägen innerhalb weniger Wochen abholzen. Um nachzuwachsen, braucht es dann fünfzig bis achtzig Jahre – ein Menschenalter. Folglich begleiten Holzmangel, Kahlschlag, Verkarstung und Versteppung die Menschheit beinahe seit Beginn der Zivilisation. Nicht so sehr zum Verfeuern, sondern für zweifelhafte gesellschaftliche Errungenschaften wie den Bau von Kriegsflotten haben schon Griechen und Römer fast die gesamte ägäische Inselwelt entwaldet.
Aufgrund verbesserter Versorgung nimmt die Bevölkerung langsam, aber stetig zu. Durch neue, im Lauf der Geschichte verbesserte Techniken,