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Jedes Mal, wenn Wolfgang Bergmann die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, kam die Erinnerung wieder hoch. Mit Macht. Niemand erwartete ihn. Karin nicht. Und Jenny nicht. Seine Wohnung war leer. Nach einer Weile gewöhnte er sich daran, aber das Nachhausekommen war schwer.
Im Treppenhaus roch es muffig. Niemand kam auf die Idee, ab und zu mal ein Flurfenster zu öffnen. Wenn er es tat und eine halbe Stunde später noch einmal danach sah, war das Fenster hundertprozentig wieder geschlossen. Als würde ein leiser Luftzug die Pest ins Treppenhaus wehen.
Frau Seesen im ersten Stock hatte wieder ihren Müll vor die Tür gestellt, unsortiert, und er fand es widerlich, Joghurtbecher, gebrauchte Slipeinlagen, leere Büchsen von Katzenfutter und Fischgräten durch die leicht durchsichtige Plastiktüte zu erkennen. So brauchte er nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Frau Seesen lebte. Noch nicht einmal die Blumen würde er sich von ihr gießen lassen.
Aber zum Glück hatte er keine Blumen, und Frau Seesen war er nur ganz selten auf der Treppe begegnet. Er wusste, dass sie weiße Haare hatte, aber ob sie kurz oder lang waren, konnte er nicht sagen.
Ihm gegenüber im dritten Stock wohnte Giorgio Falerni, ein »pianista«. Er legte Wert auf diese Berufsbezeichnung, dabei war er ein armseliger Alleinunterhalter, den man für Hochzeiten und Feste aller Art buchen konnte. »Die kleine Nachtmusik« spielte er zum Abendessen, mit »Hossa, hossa, hossa« läutete er den Tanz ein.
Wolfgang mochte den Italiener, der vor Heimweh fast verrückt wurde, jedes Jahr zwei Kilo abnahm, mittlerweile ein Schatten seiner selbst war und auf jedem Fest ab dreiundzwanzig Uhr nur noch italienische Sehnsuchtsschnulzen spielte, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
Giorgio bekochte sich täglich, es war seine Maßnahme gegen das Heimweh. Wenn er aß, ging es ihm besser.
Wolfgang kochte für sich selbst so gut wie nie, aber wann auch immer er bei Giorgio klingelte, tischte der ihm italienische Köstlichkeiten auf. Und Giorgio war glücklich, wenn es Wolfgang schmeckte.
Wolfgang revanchierte sich hin und wieder mit Kinokarten, einem Spaziergang durch de