: Sabine Thiesler
: Zeckenbiss Thriller
: Heyne
: 9783641215576
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Großstadt, ein Moloch, Brutstätte des Verbrechens. Faruk lernt von Kindesbeinen an, dass man als Krimineller am besten fährt. Er ist Mehrfach- und Intensivtäter, kommt aber immer wieder mit geringen Strafen davon. Bis irgendwann etwas Schreckliches geschieht.

Wenig später mordet ein Mann scheinbar wahllos, sucht sich komplett unterschiedliche Opfer. Und erst allmählich wird klar, dass er mit all seinen Taten einen grausamen Plan verfolgt ...

Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a.Das Haus am Watt,Der Mörder und sein Kind,Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman »Der Kindersammler« war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf der Bestsellerliste.

13

Jedes Mal, wenn Wolfgang Bergmann die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, kam die Erinnerung wieder hoch. Mit Macht. Niemand erwartete ihn. Karin nicht. Und Jenny nicht. Seine Wohnung war leer. Nach einer Weile gewöhnte er sich daran, aber das Nachhausekommen war schwer.

Im Treppenhaus roch es muffig. Niemand kam auf die Idee, ab und zu mal ein Flurfenster zu öffnen. Wenn er es tat und eine halbe Stunde später noch einmal danach sah, war das Fenster hundertprozentig wieder geschlossen. Als würde ein leiser Luftzug die Pest ins Treppenhaus wehen.

Frau Seesen im ersten Stock hatte wieder ihren Müll vor die Tür gestellt, unsortiert, und er fand es widerlich, Joghurtbecher, gebrauchte Slipeinlagen, leere Büchsen von Katzenfutter und Fischgräten durch die leicht durchsichtige Plastiktüte zu erkennen. So brauchte er nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Frau Seesen lebte. Noch nicht einmal die Blumen würde er sich von ihr gießen lassen.

Aber zum Glück hatte er keine Blumen, und Frau Seesen war er nur ganz selten auf der Treppe begegnet. Er wusste, dass sie weiße Haare hatte, aber ob sie kurz oder lang waren, konnte er nicht sagen.

Ihm gegenüber im dritten Stock wohnte Giorgio Falerni, ein »pianista«. Er legte Wert auf diese Berufsbezeichnung, dabei war er ein armseliger Alleinunterhalter, den man für Hochzeiten und Feste aller Art buchen konnte. »Die kleine Nachtmusik« spielte er zum Abendessen, mit »Hossa, hossa, hossa« läutete er den Tanz ein.

Wolfgang mochte den Italiener, der vor Heimweh fast verrückt wurde, jedes Jahr zwei Kilo abnahm, mittlerweile ein Schatten seiner selbst war und auf jedem Fest ab dreiundzwanzig Uhr nur noch italienische Sehnsuchtsschnulzen spielte, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen.

Giorgio bekochte sich täglich, es war seine Maßnahme gegen das Heimweh. Wenn er aß, ging es ihm besser.

Wolfgang kochte für sich selbst so gut wie nie, aber wann auch immer er bei Giorgio klingelte, tischte der ihm italienische Köstlichkeiten auf. Und Giorgio war glücklich, wenn es Wolfgang schmeckte.

Wolfgang revanchierte sich hin und wieder mit Kinokarten, einem Spaziergang durch de