: Xiaolong Qiu
: Tödliches Wasser Roman
: Paul Zsolnay Verlag
: 9783552055407
: 1
: CHF 8.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Oberinspektor Chen macht Urlaub in einem Erholungsheim, das am berühmten See Taihu liegt. Doch der Eindruck einer verträumten, friedvollen Gegend trügt: Der Teich ist nur noch ein stinkendes, algenverseuchtes Gewässer. Dank der Industriefabriken gibt es in der Gegend ein enormes Wirtschaftswachstum, doch die giftigen Abwässer fließen ungeklärt in den See. Kurz darauf wird der Direktor der größten Chemiefabrik ermordet. Chen untersucht undercover den Mord an dem reichen Industriellen und bringt hinter der vermeintlichen Idylle einen Umweltskandal ans Licht. Qiu Xiaolong ist mit diesem Kriminalroman ein Höhepunkt seiner beliebten Serie um Oberinspektor Chen gelungen.

Qiu Xiaolong wurde 1953 in Shanghai geboren. Er arbeitete als Übersetzer, veröffentlichte Lyrik und Literaturkritiken. Seit 1988 lebt er in den USA, wo er seit 1994 chinesische Sprache und Literatur lehrt. Seine Krimis um Oberinspektor Chen erscheinen bei Zsolnay, zuletzt Blut und rote Seide (2009), Tödliches Wasser (2011) und 99 Särge (2014).2016 ist der neue Band Schakale in Shanghai erschienen.
1 DA STAND OBERINSPEKTOR (S. 7-8)

Chen Cao vom Shanghaier Polizeipräsidium nun also vor dem Eingang des Erholungsheims für Kader in Wuxi.Der Urlaub in dieser Stadt hatte ihn völlig unerwartet getroffen. Am vergangenen Sonntagmorgen hatte Chen in Zhenjiang an einem politischen Kompaktseminar für aufstrebende Parteifunktionäre mit»neuen Aufgabenbereichen« teilgenommen, als er plötzlich einen Anruf vom Genossen Parteisekretär Zhao erhielt, dem ehemaligen Leiter der Disziplinarbehörde der Partei. Trotz seiner Pensionierung war Zhao nach wie vor eine der einflussreichsten Figuren in Peking. Zu beschäftigt, um den für ihn arrangierten Erholungsaufenthalt in Wuxi anzutreten, schickte er Chen an seiner statt in die Ferien. Und dieser hätte natürlich nie gewagt, ein so wohlgemeintes Angebot aus der Verbotenen Stadt abzulehnen.

Noch am selben Tag verließ er das Fortbildungszentrum und nahm denÜberlandbus nach Wuxi; vom Bahnhof brachte ihn ein Taxi zum Erholungsheim.Er hatte schon viel von diesem Ort gehört; eine Mischung aus Kurheim und Sanatorium, landschaftlich reizvoll gelegen und bekannt für seine Spezialangebote für höchste Kaderkreise, zu denen Chen allerdings längst noch nicht gehörte. Ihm war klar, dass er das alles nur Zhao zu verdanken hatte.In Anbetracht des Sonntags und der kurzfristigenÄnderung des Arrangements, war Qiao Longxing, der Direktor des Erholungsheims, bei Chens Ankunft nicht zugegen.

Die Dame vom Empfang brachte den Oberinspektor zu einer europäisch anmutenden Villa mit hohen Marmorsäulen, die sich hinter einem gusseisernen Zaun mit Goldspitzen und einem funkelnden Stahltor verbarg. Das freistehende Gebäude lag auf einem von Bäumen beschatteten Hügel. Die Empfangsdame behandelte ihn zwar mit ausgesuchter Höflichkeit, ließ ihn aber dennoch spüren, dass die Einquartierung in der Villa seinen Status ausmachte und nicht umgekehrt. Mangels konkreter Anweisungen von Qiao blieb ihr nichts anderesübrig, als Chen mit denüblichen einführenden Hinweisen in dem Luxusquartier unterzubringen.

»Unser Haus liegt im Yuantouzhu, dem Schildkrötenkopfpark, dessen Name auf einen in den See ragenden Felsvorsprung zurückgeht. Er wurde im Jahr 1918 angelegt und umfasst fünfhundert Hektar einschließlich der landschaftlich reizvollen Halbinsel am Nordwestufer des herrlichen Taihu. Umgeben von grünen Hügeln und dem klarem Wasser des Sees ist sie das beste Erholungsgebiet in Wuxi. Das Sanatorium im Süden der Halbinsel wurde Anfang der fünfziger Jahre für hohe Kader errichtet.«