: Daniel Glattauer
: Theo Antworten aus dem Kinderzimmer
: Deuticke im Paul Zsolnay Verlag
: 9783552061514
: 1
: CHF 7.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Theo ist der Neffe von Bestseller-Autor Daniel Glattauer. Bei seiner Geburt fasste sein Onkel den Entschluss, das Kind beim Älterwerden zu beobachten und zu beschreiben, wie es die Welt der Erwachsenen für sich erobert. Einmal jährlich erschienen Porträts des Ein-, Zwei- und Dreijährigen. Mit drei gab Theo sein erstes Exklusivinterview. Danach war bald klar, dass sein Mitteilungsbedürfnis noch lange nicht gestillt sein würde. Nach Theos vierzehntem Geburtstag wurden die Rollen getauscht und das gemeinsame Projekt würdig abgeschlossen: Theo führte ein Revanche-Interview mit Onkel Daniel. Eines der witzigsten, herzerwärmendsten Bücher, das je über Kinder geschrieben wurde.

Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Autor und ehemals Journalist. Bücher (u.a.): Die Ameisenzählung (2001), Darum (2003), Die Vögel brüllen (2004), Der Weihnachtshund (Neuausgabe 2004), Theo. Antworten aus dem Kinderzimmer (2010). Mit seinen beiden Romanen, Gut gegen Nordwind (2006) und Alle sieben Wellen (2009), gelangen ihm zwei Bestseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch zum Erfolg wurden. Im Deuticke Verlag sind auch die Romane Ewig Dein (2012) und Geschenkt (2014) sowie die Komödie Die Wunderübung (2014) erschienen. Im Herbst 2018 folgt sein neues Theaterstück Vier Stern Stunden.
"Theo in Bibione (S. 145-146)

Den Sommerurlaub verbrachte Theo in Italien. Die Großeltern durften mitfahren (weil sie brav waren). Die Eltern wurden daheim gelassen– nicht weil sie schlimm waren, sondern weil in Theos Wohnwagen nicht Platz für alle war. Ja, richtig, es war ein sogenannter Campingurlaub.»Wohnen mit Lenkrad« statt»Zimmer mit Frühstück«. Für Theo also ein echter Abenteuerurlaub.

Die verwandten Pädagogen hatten diesem Naturereignis schon Monate vorher entgegengefiebert, vor allem jene, die dann gar nicht mitfuhren.»Theo in Bibione« muss für sie so etwas wie»Der erste Mensch auf dem Saturn« bedeutet haben. Dementsprechend früh (vermutlich gleich nach der Geburt) wurde damit begonnen, Theo auf den Campingurlaub vorzubereiten.Sagen wir es hart, wie es ist: Theo durfte in Italien nicht in die Hose machen. Entweder haben die dort keine Windeln, oder es verträgt sich nicht mit dem maritimen Klima, oder es herrscht ein landesweites Wickelverbot, oder was weiß Theo. Jedenfalls musste er daheim wochenlang auf der Schüssel, die sie liebevoll»Topferl« nennen, trainieren.

Da waren sie wieder einmal beinhart, die beiden Oberhäupter. Mit der Schüssel hat sich Theo also lange genug herumgeärgert.Hier nur in aller Kürze: 1. Sie sieht nicht gut aus. 2. Sie hat kein Lenkrad. 3. Wenn man sich draufsetzt, sitzt man fest und kommt nicht mehr heraus, sodass man Gefahr läuft, sie bis an sein Lebensende mit sich herumzutragen. 4. Es genügt weder neben nochüber der Schüssel zu stehen, wenn man muss. 5. Man hat vielmehr eine Körperhaltung einzunehmen, die so unangenehm ist, dass man sie nur ein paar Sekunden durchhält. Wenn es dann so richtig losgeht, muss man leider aufstehen.

Auf diese Weise gelangt man zu schlechten Trefferquoten. 6. Wenn man dem Papa die Schüssel mit der Beifügung»fertig« auf den Schreibtisch stellt, gebärdet er sich wie ein Wilder.Trotz widriger Bedingungen hat Theo den Trainingskurs erfolgreich abgeschlossen und war Anfang Juni 1997 ausgebildeter Topferl-Geher ohne die leiseste Windelentzugserscheinung– und somit bereit, Italien zu erobern.Eine Sache wäre da noch, bevor wir die Grenze passieren. Die Pädagogen nennen sie»Trennungsschmerz«. Kleine Kinder sind besonders anfällig– Eltern zu haben, die davon betroffen sind. Um mit der Abschiedssituation vor dem Campingurlaub ein bisschen besser zurechtzukommen, begannen Theos Oberhäupter schon früh, sich ihr Problem von der Seele zu reden."