: Karin Fossum
: Stumme Schreie Roman
: Piper Verlag
: 9783492982382
: Konrad Sejer
: 1
: CHF 7.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dem abgelegenen Flecken Elvestad sieht sich der wortkarge und sensible Kommissar Konrad Sejer mit dem Fall einer grausam zugerichteten Frauenleiche konfrontiert. Niemand kennt die Fremde. Sejers Ermittlungen führen in eine geschlossene Gemeinschaft, die von guten Absichten und zerstörerischem Hass geprägt ist. In meisterhafter Sprache erzählt Karin Fossum vom Mord an der schönen Inderin Poona. Ein poetischer und fesselnder Roman, der zum Besten gehört, was die norwegische Kriminalliteratur zu bieten hat.

Karin Fossum, geboren 1954 in Sandefjord/Norwegen, lebt in Sylling bei Oslo. Ihre international erfolgreichen Romane um Kommissar Konrad Sejer sind vielfach preisgekrönt und wurden fürs Kino und Fernsehen verfilmt. In Deutschland erschienen von ihr unter anderem »Stumme Schreie«, ausgezeichnet mit dem Los Angeles Times Book Award 2008, »Dunkler Schlaf«, »Schwarze Sekunden«, von der Schwedischen Akademie mit dem Preis des besten ausländischen Kriminalromans ausgezeichnet, und zuletzt »Wer anders liebt« und »Böser Wille«.

Der Anblick des gebrochenen Mannes ließ ihm keine Ruhe. Der Moment, als Jomann endlich aufgegeben hatte. Seine Stimme, als er darum gefleht hatte, seine tote Frau sehen zu dürfen. Ich muß doch Rechte haben, hatte Jomann gefragt. Können Sie mir das wirklich verweigern?

Das konnte Sejer nicht. Er konnte ihn nur bitten, sich das nicht anzutun. »Sie hätte nicht gewollt, daß Sie sie so sehen«, sagte er eindringlich. Gunder war nur ein Schatten seiner selbst, als er den Flur entlangging. Eine Polizistin sollte ihn nach Hause fahren. In ein leeres Haus. Wie sehr er auf Poona gewartet haben mußte! Sicher hatte er sich wie ein Kind gefreut! Sejer dachte an den Trauschein, den er ihnen voller Stolz gezeigt hatte. Dieses wichtige Dokument, das seinen neuen Status unter Beweis stellte.

»Sie heißt Poona Bai«, sagte Sejer später, als er in der offenen Tür zum Wachzimmer stand. »Kommt aus Indien. War zum ersten Mal in Norwegen.«

Soot, der wieder am Hinweistelefon saß, riß die Augen auf.

»Soll die Presse das erfahren?«

»Nein. Wir haben keine Papiere. Aber ein Mann aus Elvestad hat sie erwartet. Sie haben am 4. August in Indien geheiratet. Sie war unterwegs zu ihm.«

Er beugte sich vor und schaute auf den Bildschirm.

»Was hast du da?«

»Eine junge Frau«, sagte Soot aufgeregt. »Hat eben angerufen. Du mußt jemanden hinschicken. Linda Carling, sechzehn Jahre alt. Ist am 20. mit dem Fahrrad an Hvitemoen vorübergefahren, abends, um kurz nach neun. Am Straßenrand stand ein rotes Auto, und ein Mann und eine Frau waren auf der Wiese zugange.«

»Zugange?« fragte Sejer.

Er war plötzlich hellwach.

»Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden«, sagte Soot. »Sie dachte, die wollten eine Nummer schieben. Sie liefen hintereinander her, wie bei einem Spiel. Danach sind sie ins Gras gefallen. Später hat sie sich überlegt, daß sie vielleicht Opfer und Mörder gesehen haben kann. Daß sie zuerst Sex hatten, und daß er sie dann umgebracht hat. Die beiden haben sie nicht bemerkt.«

»Sie hatten keinen Sex«, sagte Sejer rasch. »Aber er kann es ja versucht haben. Was ist mit dem Auto?«

Ohne es zu merken, hatte er die Fäuste geballt.

»Ein rotes Auto. Ein interessantes rotes Auto«, sagte Soot. »Karlsen hat sich schon umgeschaut. Ein Typ in einem roten Volvo hat heute abend am Tatort gehalten. Und geglotzt. Sicherheitshalber haben sie seine Personalien aufgenommen. Hat sich seltsam verhalten.«

»Name?« fragte Sejer.

»Gunder Jomann.«

Im Wachzimmer wurde es sehr still. »Das ist ihr Mann«, erklärte Sejer. »Und er kann es eigentlich nicht gewesen sein.«

»Können wir uns da so sicher sein?«

»Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat er zur Tatzeit im Zentralkrankenhaus gesessen. Da liegt seine Schwester. Ich werde das überprüfen. Du, Skarre, fährst zu Linda Carling. Da mußt du ansetzen. Sie hat das Auto gesehen.«

»Alles klar«, sagte Skarre. »Aber es ist verdammt spät.«

»In diesem Fall wird niemand geschont. Sonst noch was?« Er sah Soot an.

»Nichts Entscheidendes.«

»