: Benedict Jacka
: Der Geist von London Roman
: Blanvalet
: 9783641290719
: Alex Verus
: 1
: CHF 8.00
:
: Fantasy
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Besessen von einem bösen Geist? Der neunte Roman der SPIEGEL-Bestseller-Serie von Benedict Jacka.
Die Weißmagier und die Schwarzmagier Englands stehen sich unversöhnlich gegenüber. Ein übernatürlicher Bürgerkrieg scheint unausweichlich. Der Hellseher Alex Verus tut sein Bestes, um das zu verhindern, während andere Mitglieder des Rats der Weißmagie genau das herbeizusehnen scheinen. Einig ist man sich nur, dass man den Anführer der Schwarzmagier - Alex' ehemaligen Mentor Richard Drakh - beseitigen muss. Die Wächter stellen ihm eine Falle. Doch Alex ist sich nicht sicher, wer wirklich die Fäden in der Hand hält. Dabei hat der Hellseher ein noch viel drängenderes Problem: Seine Freundin Anne hatte mit einem Ringgeist Kontakt und könnte von diesem besessen sein. Und dann wäre nicht nur sie in größter Gefahr, sondern auch alle, die sie liebt.


Die Alex-Verus-Bestseller von Benedict Jacka bei Blanvalet:
1. Das Labyrinth von London
2. Das Ritual von London
3. Der Magier von London
4. Der Wächter von London
5. Der Meister von London
6. Das Rätsel von London
7. Die Mörder von London
8. Der Gefangene von London
9. Der Geist von London
Weitere Bände in Vorbereitung.

Benedict Jacka (geboren 1980) ist halb Australier und halb Armenier, wuchs aber in London auf. Er war 18 Jahre alt, als er an einem regnerischen Tag im November in der Schulbibliothek saß und anstatt Hausaufgaben zu machen, Notizen für seinen ersten Roman in sein Schulheft schrieb. Wenig später studierte er in Cambridge Philosophie und arbeitete anschließend als Lehrer, Türsteher und Angestellter im öffentlichen Dienst. Das Schreiben gab er dabei nie auf, doch bis zu seiner ersten Veröffentlichung vergingen noch sieben Jahre. Er betreibt Kampfsport und ist ein guter Tänzer. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Skateboard und spielt Brettspiele.


1


Die Fabrik hatte sich in fünf Jahren nicht sonderlich verändert. Das Gebäude war immer noch braungrau, Dreck auf Backstein, und die rostigen Klingendrahtrollen drängten sich wie eh und je auf den Mauerkronen. Vom Dach aus blickte ich auf den ehemaligen Parkplatz und in die Fenster der Fabrik hinab. Nichts regte sich, aber das war egal: Ich wusste, was sich im Innern befand. Rechts ragten die Wolkenkratzer von Canary Wharf in die Nacht auf, glitzernde gelbweiße Nadelspitzen auf dem dunklen Wasser der Themse, und darüber die Zwillingswarnleuchte des pyramidenförmigen Turms. Das Brummen eines Schiffsmotors vermischte sich mit dem leisen Rauschen der Wellen, verschmolzen zum Klang Londons.

Es war Juni, und doch war die Nacht nicht warm. Eine Brise vom Wasser her kühlte die Luft und sorgte dafür, dass meine Rüstung angenehm auf der Haut lag. Sie besteht aus Platten und Meshgewebe und ist ein durchwobener Gegenstand, der auf seine Art lebendig ist. Wenn ich mich auf sie konzentrierte, spürte ich ihre Präsenz, aufmerksam und wachsam. In meiner Tasche befand sich ein weiterer durchwobener Gegenstand – ein Traumstein –, und ein dritter war in dieser Fabrik verborgen. Was die drei Gegenstände anging, war ich nur froh über meine Rüstung. Sie war vielleicht nicht besonders mächtig, doch ich hatte gelernt, ihr zu vertrauen, denn ihr reaktives Mesh hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet. Sie konnte Messer und Geschosse ablenken, vielleicht sogar einen Zauber von einem Kampfmagier.

Vorausgesetzt, dem Kampfmagier blieb vorab keine Zeit, die Rüstung zu untersuchen und herauszufinden, wie viel Macht er genau aufwenden musste, um sie zu durchbohren.

Hinter mir erklang eine Stimme. »Hey.«

»Korrekte Anredeform, bitte«, erwiderte ich abwesend. Normalerweise laufe ich bei Kollegen unter Verus und bei Freunden unter Alex. Vor acht Monaten hatte ich jedoch einen neuen Titel erworben.

Der Mann hinter mir verzog das Gesicht, dachte, ich könnte ihn nicht sehen. Er war jung, mit kurz geschnittenem Haar und schmalem Gesicht; die letzten paar Minuten hatte er auf meinen Rücken gestarrt. Sein Name war Chimaera, er war der neueste und jüngste Wächter, der mit mir zusammen für diesen Auftrag abgestellt worden war.

»Ratsmitglied«, sagte Chimaera widerwillig. »Gehen wir rein?«

»Geduld«, antwortete ich. Sergeant Little würde anrufen, jedoch erst in zwei bis fünf Minuten. Daher war ich hier hinaufgegangen, um die Aussicht zu genießen und abzuwarten, ob Chimaera etwas gegen mich unternehmen würde. Bisher hatte er sich unauffällig verhalten, aber ich hatte Möglichkeiten aufflackern sehen, in denen er etwas tat, also stand ich weiter mit dem Rücken zu ihm und wartete, ob er der Versuchung doch noch erliegen würde. Ich fragte mich, ob Chimaera sich freiwillig gemeldet oder ob jemand ihn hierher beordert hatte. Das würde ich überprüfen, sobald ich die Zeit hätte.

Während ich so dastand, musste ich daran denken, wie ich zum ersten Mal bei der Fabrik gewesen war. Damals hatte ich einen Barghest gejagt, und danach hatte ich mich mit Luna hier oben auf dem Dach getroffen und sie davor gewarnt, dass die Wächter, die heute noch mit uns zusammenarbeiteten, morgen schon unsere Feinde sein könnten. Ich hatte geglaubt, ich wäre erfahren; rückblickend war ich auf meine Art ebenso naiv gewesen wie sie. Damals hatte ich den Rat als Einheit betrachtet, mit der man arbeitete oder der man misstraute. Doch er war alles andere als das: Er bestand aus tausend Individuen, jedes mit eigenen Motiven und Agenden. Vertrauen spielte da keine Rolle; man arbeitet mit den Werkzeugen, die man bekam.

Mein Kommunikator würde gleichping machen, und die kurzfristigen Zukünfte waren r