: Claudia Keller
: Du wirst lachen, mir geht's gut Roman
: Blanvalet
: 9783641010478
: 1
: CHF 5.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 287
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Wer etwas loslässt, hat zwei Hände frei. Unter diesem Motto schickt Claudia nach 20-jähriger Ehe ihren geizigen, selbstgerechten Ehemann Victor endlich in die Wüste. Nachdem der erboste Victor ihr zunächst keinen Unterhalt zahlt, rückt Claudias Wunschtraum, einen Roman zu schreiben, in weite Ferne. Und doch genießt sie ihre neu gewonnene Freiheit. Zum erstenmal erfährt sie, was das heißt: ein Zimmer für sich allein...

Die wunderbar witzigen und ironischen Romane von Claudia Keller erobern regelmäßig und verlässlich die Bestsellerlisten, wurden in mehrere Sprachen übersetzt und erreichen eine Gesamtauflage in Millionenhöhe. Die Verfilmungen ihrer Erfolgsromane bei Blanvalet, z. B. »Ich schenk dir meinen Mann«, wurden im ZDF mit überwältigenden Zuschauerquoten ausgestrahlt. Als Spross einer echten Künstlerfamilie verbindet Claudia Keller ihr ironisches Erzähltalent mit einem unverfälschten Blick auf die großen und kleinen Ungereimtheiten des Beziehungsalltags.
Claudia Keller wurde für ihr Werk bisher mit dem »Frankfurter Fabrikschreiberpreis«, dem »Aachener Literaturpreis« und dem »Hafispreis« ausgezeichnet.
Das heilige Sonntagsfrühstück, der selbstgebackene Streuselkuchen, dieses herrliche Familienleben! (S. 171-172)

Wenn man sagt, daß der wackere Mann drei Dinge im Leben tun sollte, nämlich einen Sohn zeugen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen, so möchte ich der wackeren Frau raten, eines im Leben mindestens zweimal zu tun, damit der Aufwand sich lohnt und sie die schmerzlich gewonnenen Erfahrungen nutzbringend anwenden kann: Sie sollte sich, wenn sie schon einmal damit angefangen hat, wenigstens zweimal scheiden lassen, denn im Laufe des damit verbundenen Prozesses treten Dinge auf, an die sie vorher nicht im Traum gedacht hat.

Da gewinnt man zum Beispiel ganz neue Erfahrungen bezüglich seiner Menschenkenntnis, die auf die unrühmliche Stufe eines Dreijährigen zurücksackt, der ja bekanntlich dazu neigt, der Erbtante das Händchen zu verweigern und statt dessen den etwas schmuddligen Trinkbudenbesitzer zu küssen. Es wird sich herausstellen, daß du auf Freunde, mit denen du fest gerechnet hast, nicht zählen kannst und umgekehrt. Menschen, von denen du geglaubt hast, daß sie voll hinter dir und deinem Entschluß stehen, die Trennung nicht erst durch den Tod herbeiführen zu lassen (und auf denselben ein halbes Leben lang sehnsüchtig zu warten), wenden sich plötzlich von dir ab, als seist du gebrandmarkt.

Dafür drückt dir die ältliche Studienrätin aus der unteren Etage, die die Tugend so un übersehbar auf ihr Banner geschrieben hat, daß sie von ihren Schülern nur »der Keuschheitsgürtel« genannt wird, warm die Hand und flüstert verschmitzt, du solltest es den Kerlen ruhig heimzahlen, ihre seit 25 Jahren im Grabe ruhende Mutter und beide Schwestern würden es dir danken. Leute, die gestern noch tönten, man solle nicht das ganze Leben seinem Kinde opfern, dies könne das Kind ja gar nicht verkraften, zischen dir zu: »Du kannst ja schließlich machen, was du willst, aber dann hättest du eben auf die Mutterfreuden verzichten sollen.«

Und die reizende Dame, von der du weißt, daß sie ebenfalls geschieden ist und auf die du in freudiger Erregung, endlich eine Schicksalsgenossin gefunden zu haben, fliegenden Fußes zueilst, blickt dich eisig an und sagt mit langen Zähnen: »So toll ist das ja nun nicht, daß man sich damit brüsten müßte. Ich bin bestrebt, das häßliche Erlebnis so schnell wie möglich zu vergessen.« Etwas später erfährst du dann: Weder ihr neuer Freund noch der zum neuen Freund gehörende Freundeskreis weiß, daß sie schon einmal vor den Scheidungsrichter gegangen ist, womit sie die einzig wirklich mutige Tat ihres Lebens schamhaft unter den Tisch fallen läßt. Ganz neue Erkenntnisse gewinnt man auch über sich selbst, zum Beispiel an jenem Tag, der gewöhnlich in die erste Kampfpause fällt, und an dem man morgens die Augen aufschlägt und entsetzt feststellt, daß einem der Ehemann leid tut. (Ein interessantes Erlebnis.)

Mich überfiel es an jenem Morgen, nachdem ich zur Kenntnis genommen hatte, daß Victor nunmehr (vom Scharfrichter in die Knie gezwungen) gewillt war, das zu tun, von dem »ich mir niemals einbilden« sollte, daß er es tun würde, nämlich freiwillig zu zahlen. Mir floß bald das Herz über. Wie mochte er diesen Sprung über einen riesigen Schatten überstanden haben? Victor war es nicht gewöhnt, daß man seinem Trotz mit jener stoischen, leiden schaftslosen Gelassenheit begegnete, die ihn schließlich überwältigt hatte. Er war Debatten gewöhnt, die leise und logisch begannen und laut und unlogisch endeten und aus denen er immer als Sieger hervorging.
Die Autorin3
Inhalt8
I Aufbruch10
So wird man unglücklich!12
Kein Geld, keine Wohnung, keine Stelle, kein gesellschaftliches Ansehen oder Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern28
Zuffenhausen, vierter Stock oder Der Anfang ( wovon?)35
Punkt eins: Setzen Sie den Termin für Ihren Auszug fest!64
Ein Zimmer für sich allein – Halleluja!77
II Niederlagen92
»Bitte hier unterschreiben«94
Junge Frau, ausgeb. als Schneiderin u. Hauswirtschaftsmstr., sucht Arbeitspl.127
»Man wird dem Kind doch wohl was schenken dürfen! «145
Laß uns gute Freunde bleiben oder Komm raus, du Schlampe, sonst schlag’ ich die Tür ein!159
Das heilige Sonntagsfrühstück, der selbstgebackene Streuselkuchen, dieses herrliche Familienleben!172
»alf sah das haff, das half ja alf« und » karla sah die kahle höhe «202
Laß uns gute Freunde bleiben II219
III Weitere Aussichten: gut?230
Der Notgroschen232
»Das war so schön in diesem Vierteljahr, in dem ein Liebesnest der Hausstand war, trilli- li- li- trilli- la «249
Heute nicht, Maximilian!262