: Andrea Schacht
: Gebiete sanfte Herrin mir Roman
: Blanvalet
: 9783641030629
: Alyss, die Tochter der Begine Almut
: 1
: CHF 7.20
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 416
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Start einer neuen Mittelaltersaga um Alyss, die Tochter der Begine Almut
Ein Raubmord in Köln! Die junge Alyss tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter Almut und beginnt zu ermitteln, und was sie in Erfahrung bringt, erschüttert sie in ihren Grundfesten ...

Begine Almut hat ihren Spürsinn und ihre Scharfzüngigkeit an ihre Tochter Alyss vererbt.
Spannend und gewitzt, lässt Alyss nicht locker, bis sie den Mörder eines Tuchhändlers gestellt und überführt hat.

Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

2. Kapitel
A lyss hob die linke Augenbraue, die sich wie ein schwar zes, samtiges Räupchen anmutig über die helle Stirn schwang.
»Nicht das Handelsgeschäft?«
»Nein, nicht das Handelsgeschäft«, erwiderte ihr Zwillingsbruder energisch.
Verständnisvoll betrachtete Alyss die magere, blasse Gestalt Marians, dessen Stimme derzeit das einzig Energische an ihm war. Er saß zwischen Polstern und Kissen in einem breiten Scherenstuhl, eine Pelzdecke über seinen Knien, obwohl der Mai schon recht warm geworden war. Im Kamin brannte zusätzlich ein Feuer, warmer Würzwein stand in Marians Griffnähe. Und zwei Krücken lehnten in Reichweite seiner Arme an einem Tisch.
Seit zwei Monaten war er wieder daheim – im Haus ihres Vaters, dem Stammsitz derer vom Spiegel am Alter Markt. Zwei lange Monate hatten sie alle um sein Leben gebangt, doch nun ging es ihm zumindest wieder so gut, dass er sich Gedanken um seine Zukunft gemacht hatte. Alyss verbarg ihre Erleichterung darüber hinter der strengen Frage: »Und was willst du stattdessen mit deinem Leben anfangen? Durch die Tavernen bummeln? Hasen auf den Gütern jagen? Den Mägden nachsteigen? Hat dich der Müßiggang der letzten Wochen zum Weichling werden lassen?«
»War ich nicht schon immer ein Schwächling?«
Unvermutet bitter kam das aus dem Mund des jungen Mannes, und Alyss schnaubte.
»Natürlich. Jeder Schwächling reist mit gebrochenen Gliedern und Wundfieber von Spanien nach Köln. Du bemitleidest dich selbst, seit wir es nicht mehr in gebührender Form tun.«
»Ich will kein Mitleid!«
»Kriegst du von mir auch nicht«, beschied ihn seine Schwester und zog die Pelzdecke, die bei Marians heftiger Geste nach unten gerutscht war, sanft wieder hoch. Dann lächelte sie ihn an, und ihr ernstes Gesicht erblühte in strahlendem Liebreiz.
Alyss lächelte selten.
Marian lächelte prompt zurück.
»Hast recht, Schwester mein. Ich bemitleide mich selbst, denn eigentlich habe ich Angst.«
»Weil du glaubst, dass unser Vater deinen Entschluss nicht gutheißen wird?«
Er nickte.
Die Samträupchen zogen sich über der Nasenwurzel zusammen und glitten dann rasch wieder an ihre angestammte Position zurück.
»Er hat dich als seinen Erben erzogen, Marian. Und du hast getan, was er wünschte. Du hast den Handel mit Spezereien gelernt, dich mehrmals auf lange Reisen begeben. Ich hatte den Eindruck, es gefiele dir. Täuschte ich mich so arg?«
»Nein, es gefiel mir. Bis …«
Sacht strich Alyss ihrem Bruder die rotbraunen Locken aus der Stirn, und er hob wieder seinen Kopf. Sie sah ihm in die Augen.
»Was willst du werden, Marian?«
»Ein Heiler!«, flüsterte er.
»Ich verstehe. Ja, ich glaube, ich verstehe dich. Hast du mit Mutter darüber schon gesprochen?«
»Nein, du bist die Erste. Alyss, ich muss es tun, auch wenn er mich dafür verachtet.«
»Wenn er das tut, bekommt er es mit mir zu tu