: Tove Alsterdal
: Sturmrot Die Nr. 1 aus Schweden
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644011748
: Die Eira-Sjödin-Trilogie
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Auftakt der Eira-Sjödin-Trilogie - ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis 2020 und dem Skandinavischen Krimipreis 2021. Olof Hagström fährt an der malerischen Nordküste Schwedens entlang, als er einem Impuls folgt und in die Kleinstadt abbiegt, in der er aufgewachsen ist. Und in der er seit über zwanzig Jahren nicht mehr war. Vor dem Haus seiner Kindheit überfällt ihn Unruhe. Er findet den Schlüssel, der noch immer unter dem vertrauten Stein liegt. Im Haus erwarten ihn ein panischer Hund, schrecklicher Gestank und Wasser, das sich auf dem Boden sammelt. Im Badezimmer findet er seinen Vater, den er seit fast zwei Jahrzehnten nicht gesprochen hat. Tot. Erstochen mit einem Jagdmesser. Polizistin Eira Sjödin hat Stockholm verlassen und ist in die nordschwedische Region Ådalen zurückgekehrt, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern. Als Eira den Tod eines älteren Mannes untersuchen soll, werden die Albträume ihrer Kindheit wieder wach. Sie war erst neun, als der damals vierzehnjährige Olof Hagström gestand, ein Mädchen namens Lina Stavred vergewaltigt und ermordet zu haben. Zu jung, um verurteilt zu werden, wurde Olof in einem Jugendheim untergebracht und nie wieder in der Stadt gesehen. Bis jetzt. Eira Sjödin macht sich auf die Suche nach dem Mörder, die sie zurück zum Fall Lina führt. Und zu Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, die die Stadt bis ins Mark erschüttern. Inspiriert von realen historischen Fällen, die das Vergewaltigungsgesetz und den Umgang der Polizei mit verdächtigen Kindern veränderten, ist «Sturmrot» ein unerbittlich spannender und großartig geschriebener Kriminalroman über Schuld und Erinnerung. Der erste Fall einer neuen Krimireihe um Polizistin Eira Sjödin - für die Fans von Ragnar Jónasson, Johanna Mo und Åsa Larsson.

Tove Alsterdal, 1960 in Malmö geboren, zählt zu den renommiertesten schwedischen Spannungsautor:innen, ihre Romane erscheinen in 25 Ländern und wurden vielfach ausgezeichnet. Mit der Trilogie um Ermittlerin Eira Sjödin gelang ihr in Schweden ein Sensationserfolg, für «Sturmrot» erhielt sie den Schwedischen Krimipreis 2020 und den Skandinavischen Krimipreis 2021, ebenso wie «Erdschwarz» stand der Roman wochenlang auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste. Auch in Deutschland stiegen die Romane sofort in die Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste ein. Die Filmrechte sicherte sich eine Hollywood-Produktionsfirma.

Weiter vorn erhob sich der gewaltige Schatten des Skuleberget, des Räuberbergs. Eine Tankstelle tauchte auf, dann wieder Fichten. Schon seit mehr als zweihundert Kilometern musste er pinkeln.

An der nächsten Abzweigung fuhr er rechts ran und stolperte aus dem Wagen, stakste über die blühenden Wildpflanzen am Straßenrand.

Drehte sich zum Wald und gab dem Druck endlich nach.

Irgendetwas war mit diesem Geruch, diesen Blumen. Das feuchte Gras, die neblige Abendluft, die Butterblumen und Weidenröschen und der Wiesen-Kerbel, der hier meterhoch stand. Vielleicht war es auch irgendein Gras, er hatte keine Ahnung, irgendwo hatte er es schon mal gesehen.

Der Asphalt war voller Schlaglöcher und ging allmählich in eine Schotterpiste über. In zwanzig, dreißig Kilometern konnte er links abbiegen und wieder auf die E4 auffahren, es wäre kein großer Umweg. Vor ihm öffnete sich die Landschaft, grüne Hügel und wogende Täler, so schön wie die Rundungen einer warmen, molligen Frau.

Er fuhr an schlafenden Höfen und verlassenen Häusern vorbei, einem Teich so blank, dass das Spiegelbild des Waldes darin wie der Wald selbst erschien. Eine Fichte glich der anderen. Einmal hatte er auf einem Berg gestanden und über die Wälder Ådalens geschaut und begriffen, dass es da kein Ende gab.

Alles war wie ausgestorben. Auch an der Weggabelung in Bjärtrå war weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Er erkannte das gelbe Holzhaus direkt gegenüber wieder. Durch die staubigen Schaufenster war lediglich Gerümpel zu sehen, doch das Schild hing noch da, es war einmal ein Lebensmittelgeschäft gewesen. Olof erinnerte sich an die Süßigkeiten am Samstag, an den Geschmack von Weingummifröschen und Salzigen Heringen. Er bog falsch ab, fuhr weiter Richtung Inland. Auch so würde er es noch schaffen, vor dem Morgen in den nördlichen Vororten Stockholms zu sein. Der Boss schlief um die Uhrzeit noch, niemand schaute so genau auf die Zeit oder auf den exakten Benzinverbrauch. Fünfzig Kilometer mehr oder weniger spielten keine Rolle. Olof konnte es auf die Wohnwagen schieben, auf die vielen Baustellen, jeder wusste, was im Sommer auf den schwedischen Autobahnen los war.

In diesen Wochen. Im späten Juni.

Diese Gerüche, dieses Licht, sein Mund wurde trocken, und die Beine wurden taub, alle Sinne erinnerten sich, dass es genau um diese Zeit gewesen war. Als die Schule aus war und die Langeweile begann, die endlosen Tage, als er aus der Zeit geworfen wurde. Ein fahlgraues Halbdunkel, so erschien es ihm im Nachhinein, obwohl es genauso hell gewesen sein musste wie heute, eine typische Sommernacht, blasse Mitternachtsstunden, in denen die Sonne lediglich kurz unter den Horizont tauchte.

Er kam an Orten vorbei, die er vergessen oder an die er nicht mehr gedacht hatte. Dennoch waren sie die ganze Zeit da gewesen. Das große gelbe Haus, wo die Feriengäste mit den Kindern gewohnt hatten, die nicht auf der Landstraße Fahrrad fahren durften. Das Amerikahaus mit der seltsamen Veranda und den Koppeln, auf denen die Rennpferde in Grüppchen zusammenstanden und auf die Straße glotzten. Die in weißes Plastik eingeschlagenen Heuballen in Lägdorna, auf die man hinaufklettern und König spielen konnte, und die Hängebirke zur Linken, an der er jetzt vom Gas ging und abbog. Sie war wahnsinnig gewachsen. Die Zweige neigten sich tief herab, Wolken aus grellgrünem Laub verbargen die Briefkästen.

Er wusste genau, welcher der richtige war, graues Plastik, der dritte von links. Eine Zeitung ragte aus dem Schlitz. Olof wand sich aus dem Auto und stieg aus, um den Namen zu lesen.

Hagström.

Er wedelte die Mücken fort und zog dieTidningen Ångermanland heraus, darunter lagen zwei weitere Ausgaben der Zeitung, deshalb hatte sie nicht ganz hineingepasst. Ein Blättchen, das für einen Glasfaseranschluss warb, eine Rechnung von der Stadtverwaltung Kramfors. Jemand lebte noch hier, bekam Post, eine Zeitung, jemand bezahlte Wasser- und Abfallgebühren oder was auch immer. Ein Schauer lief über seinen Körper, als er den Namen des Empfängers las.

Sven Hagström.

Olof stopfte alles in den Briefkasten zurück. Wieder im Auto, zog er eine Tafel Schokolade aus der Tüte, die auf dem Boden lag, um etwas zu kauen zu haben. Er stürzte einen Energydrink hinunter und erschlug die Mücken, die hereingeschlüpft waren. Eine hatte sich bereits mit Blut vollgesogen, ein roter Fleck breitete sich auf dem Lederbezug aus. Er rieb ihn mit Speichel und einem Stück Klopapier for