: Ulrike Renk
: Seidenstadt-Leichen Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839257289
: 2
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 257
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hauptkommis ar Jürgen Fischer ist gerade von Münster nach Krefeld versetzt worden, als mehrere Schaufensterpuppen in der Stadt wie Mordopfer an einem Tatort arrangiert werden. Da ist ein Spaßvogel am Werk, denkt die Polizei, bis an der Mühle am Engelsberg eine echte weibliche Leiche liegt. Die Szene erinnert an die Schaufensterpuppen. Gibt es einen Zusammenhang? Eine weitere Frau wird als vermisst gemeldet. Für Fischer beginnt ein Rennen gegen die Zeit durch die Seidenstadt.

Ulrike Renk, Jahrgang 1967, ist eine erfolgreiche und vielseitige Autorin. Sie ist in Dortmund aufgewachsen und studierte in den USA und an der RWTH Aachen Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes zog Ulrike Renk an den Niederrhein und schreibt seit mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert in der Samt- und Seidenstadt Krefeld. Mit ihrem historischen Roman »Die Australierin«, der auf wahren Begebenheiten beruht, avancierte sie zur Bestsellerautorin.

Kapitel 20


Stephan Mertens scrollte mit der Maus weiter nach unten. Fasziniert las er die verschiedenen Einträge.

Das Internet mit seinen Suchmaschinen war eine unglaubliche Wissensquelle und manchmal fragte er sich, wie die Kollegen vorher ohne zurechtgekommen waren.

»Möchtest du einen Kaffee?«

Erschrocken hob er den Kopf. Sabine stand vor ihm, zwei Tassen Kaffee in den Händen.

»Ich habe dich gar nicht kommen hören.«

»Das habe ich gemerkt.« Sie lächelte. Unter ihren Augen waren immer noch dunkle Ringe, und zwei scharfe Falten zogen sich von der Nase zu den Mundwinkeln. Die waren früher nicht zu sehen gewesen, da war er sich ganz sicher.

Er mochte seine Kollegin, hatte sie schon immer gemocht. Nein, wenn er ehrlich war, war es sogar mehr. Er war sich allerdings nicht sicher, ob nur ein Beschützerinstinkt reagierte. Vielleicht wollte er es auch nicht so genau wissen.

»Nach was suchst du denn da?«

Sie trat hinter ihn und blickte auf den Bildschirm. »Gute Güte, bist du zu den Wissenschaftlern abgewandert? Was ist das?«

»Das sind Formeln von Polymeren. Glasfaserverstärkter Polyester.«

»Kunststoff?«

»Ja, im Grund ist es Kunststoff.«

»Weshalb schaust du dir das an?«

»Hmm … es ist nur eine Idee, ein Gedanke. Es hat etwas mit den Schaufensterpuppen zu tun. Schau mal hier.« Er öffnete ein neues Fenster und ein eingeschlagener Kopf war zu sehen.

»Der tote Körper in der Kunst? Was ist das denn?« Sabine zog sich den zweiten Stuhl heran und setzte sich neben ihn. Interessiert las sie den Text unter dem Bild.

»Die Puppe ist nichts anderes als ein totes Ding, aber durch ihre anthropomorphe Gestalt weist dieses Ding auf den Menschen hin. Sie verweist sowohl auf den, der sie herstellt, als auch auf den, der sie in ihrer Eigenart erfasst. Dieses harmlose Spielzeug Puppe mutiert so gelegentlich zum Fetisch und wird zur Inkarnation unüberwindbarer Obsession beziehungsweise zur Projektion sexueller Zwangsvorstellung.« Leise murmelnd las sie den Text. »So viele schwierige Worte.«

Nachdenklich nippte sie an ihrem Kaffee.

»Schau dir mal diese Bilder an.« Stephan öffnete ein weiteres Fenster.

»Die Schaufenste