: George R.R. Martin
: Wild Cards - Das Spiel der Spiele Roman
: Penhaligon
: 9783641124687
: Wild Cards - American Heroes
: 1
: CHF 7.20
:
: Fantasy
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
The World's next SUPERHERO!
Seit sich in den Vierzigerjahren das Wild-Card-Virus ausgebreitet hat und Menschen mutieren lässt, gibt es neben den normalen Menschen auch Joker und Asse. Joker weisen lediglich körperliche Veränderungen auf, während Asse besondere Superkräfte besitzen.

Da ist zum Beispiel Jonathan Hive, der sich in einen Wespenschwarm verwandeln kann, oder Lohengrin, der eine undurchdringliche Rüstung heraufbeschwört. Doch wer ist Amerikas größter Held? Diese Frage soll American Hero, die neueste Casting Show im Fernsehen, endlich klären.

Für die Kandidaten geht es um Ruhm und um so viel Geld, dass sie beinahe zu spät erkennen, was wahre Helden ausmacht.

Alle Wild Cards-Reihen im Überblick

Wild Cards - Die erste Generation:

Band 1: Vier Asse

Band 2: Der Schwarm

Band 3: Der Astronom

Wild Cards - American Heroes:

Band 1: Das Spiel der Spiele

Band 2: Der Sieg der Verlierer

Band 3: Der höchste Einsatz

Wild Cards - Jokertown:

Band 1: Die Cops von Jokertown

Band 2: Die Gladiatoren von Jokertown

George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos »Das Lied von Eis und Feuer« wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie »Game of Thrones« verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster »House of the Dragon«, welcher auf dem Werk »Feuer und Blut« basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

Die dunkle Seite des Mondes

Melinda M. Snodgrass

Irgendwo rechts von ihr fielen Schüsse.

Überall sonst auf der Welt hätten die Leute bei diesem Geräusch die Flucht ergriffen, aber hier in Bagdad war es nur eine von vielen Stimmen in der Symphonie der Festlichkeiten. Das Rattern eines Maschinengewehrs bildete einen schrillen Kontrapunkt zum dröhnenden Bass der Raketen. Goldene Funken wurden an den Nachthimmel gesprüht und umgaben die nadelspitzen Minarette wie Heiligenscheine. Wie in Zeitlupe schienen sie herabzuschweben. Kurz beschienen die Lichter des Feuerwerks die Gesichter in der Menschenmenge. Männer wirbelten tanzend umher, glitzernde Tränen auf den Wangen. Mit weit aufgerissenen Mündern sangen sie zum Ruhm ihres Kalifen.

Kamal Faraq Aziz, der neueägyptische Präsident, war nach Bagdad gekommen, um sich dem Kalifen zu unterwerfen und sein Land mit den Nationen Syriens, Palästinas, Iraks, Jordaniens und Saudi-Arabiens zum wiedererstandenen Kalifat zu vereinigen. In Kairo, Bagdad, Damaskus, Ostjerusalem und Mekka feierten die Massen. In Libanon, Katar und Kuwait erzitterten die Führer der wenigen verbliebenen souveränen Einzelstaaten Arabiens.

Lilith zog ihren Shemagüber Nase und Mund. Zum einen, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie eine Frau war, aber auch zum Schutz gegen den von tausend trampelnden Füßen aufgewirbelten Staub, der sie zu ersticken drohte. Nur im Irak konnte man den feuchten, stechenden Geruch von Wasser und Schilf in der Nase haben, dabei auf Sand beißen und nächtliche Temperaturen vonüber fünfunddreißig Grad erleiden. Das Gewand klebte ihr am Leib, und sie spürte, wie ihr der Schweiß unangenehm die Wirbelsäule hinunterlief. Als Saddam noch im Palast lebte, hatten sich die Felder um das Gebäude inüppige Gärten verwandelt. Doch der Kalif hatte beschlossen, den irakischen Bauern kein Wasser wegzunehmen, und ließ die Gärten verdorren.

Von ihrem Aussichtspunkt nahe der Gartenmauer hatte Lilith einen guten Blick auf das massige Palastgebäude. Das Feuerwerk tauchte die weißen Marmormauern in ein Kaleidoskop aus Farben. Ein Mann in weißem Gewand und einer Kufiya auf dem Kopf trat auf einen Balkon im dritten Stock. Er ging hin und her, legte die Hand auf die gemeißelte Balustrade, sah in die Menschenmenge hinunter, ging erneut hin und her und verschwand schließlich wieder im Haus.

Idiot, dachte Lilith.So erwischt dich noch ein Querschläger.

Sie wartete, bis besonders spektakuläre Feuerwerkskörper den Nachthimmel erleuchteten und alle mit täppischem Staunen die Köpfe in den Nacken warfen. Dann schlang sie die Falten ihrer Dishdasha und Dschallabija um sich und spürte dieses seltsame innerliche Reißen, während sich der Staub und Beton unter ihren Sandalen in weniger Staub auf poliertem Marmor verwandelte.

Prinz Siraj starrte sie mit offenem Mund an. Er sah gut aus, doch das glatte runde Gesicht und der Bauch, der sich unter dem Gewand wölbte, zeigten, dass ein reichliches Nahrungsangebot für einen Beduinen auch gewisse Risiken barg. Und da half es nicht, dass die königliche Familie Jordaniens schon seit vier Generationen nicht mehr in der Wüste lebte. Zweitausend Jahre spärliche Kost steckten ihnen tief in den Knochen, und bei jeder Mahlzeit flüsterte ihnen eine Stimme ins Ohr, dass dies auf lange, lange Zeit der letzte Bissen sein könnte.

»Hat…« Er hustete und fing noch einmal von vorn an.»Hat Noel Sie geschickt?«

»Ja, zum Glück für Sie.« Lilith trat ins Zimmer. Eine Brise vom Tigris bauschte den weißen Stoff des Moskitonetzesüber dem Bett. Der Boden war mit einem aufwendigen Mosaik aus vielen bunten Steinen bedeckt. Es zeigte König Nebukadnezar beim Jagen von Wasservögeln im Schilf. Klar, Saddam war ja auch ein weltlicher Herrscher gewesen. Lilith fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis die islamistischen Tugendwächter des Kalifen dieses Kunstwerk zerstörten.

»Ich habe Kleider für Sie.« Siraj griff nach dem schwarzen Stoff, der auf dem Bett lag, und drückte ihr Abaya und Burka in die Hand.

Sie zog den Shemag vom Kopf, und ihr hüftlanges schwarzes Haar fiel herab. Siraj starrte sie an. Mit ihren knapp eins achtzigüberragte Lilith den Prinzen um einige Zentimeter. Sorgen machte sie sich nur wegen ihrer silbernen Augen, dem Vermächtnis der Wild Card, doch zum Glück schrieb der Islam den Frauen ja vor, stets züchtig den Blick zu senken.

»Noel sagte, Sie seien zusammen in die Schule gegangen?«, fragte sie, während sie das zeltartige Kleidungsstücküber ihren Körper stülpte. Mit einer ihrer Klingen schnitt sie unauffälligeÖffnungen in den Stoff, durch die sie hindurchgreifen konnte.

»Ja. In Cambridge. Wir waren dicke Freunde. Er liebt unsere Kultur.« Die Sätze brachen wie hektische kleine Geräuschexplosionen aus ihm hervor.

»Würde ein Freund Sie in eine solche Situation bringen?«, fragte Lilith. Es irritierte sie, durch das Stoffgitter schauen zu müssen, und der Schleier engte ihr Sichtfeld ein. Unter den Kleiderschichten fühlte sie sich dennoch nackt.

»Ich kann eine Brücke sein«, sagte der Prinz, während er im Zimmer auf und ab ging. Ständig verschränkte er die Hände und löste sie wieder.»Zwischen unseren beiden Welten.«

»Es gibt nur eine Welt«, sagte Lilith und fügte dann hinzu:»Haben Sie die Karte?«

»Ja.« Er reichte ihr ein Stück Papier, und als sich ihre Finger berührten, zog er hastig die Hand zurück.

Das wunderte Lilith nun doch. Er war in England ausgebildet worden und hatte lange im Westen gelebt. Vielleicht war er nur deshalb so nervös, weil er sich in der Nähe des Kalifen befand. Sie sah auf das Blatt Papier hinab. Darauf war so etwas wie ein Wabenmuster abgebildet.»Ein Tipp wäre ganz hilfreich. Sie wissen ja«, sagte Lilith mitübermäßig betontem britischen Akzent,»dass hier lauter durchgekn