: Dora Heldt
: Drei Frauen, vier Leben Roman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423438391
: Die Haus am See-Reihe
: 1
: CHF 8.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 608
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Fortsetzung des SPIEGEL-Bestsellers>Drei Frauen am See< 'Was ist mit den Briefen?' 'Das sind die Einladungen für Jule, Alexandra und Friederike zum Pfingstwochenende am See ...' Ein tiefes Zerwürfnis hatte die drei Freundinnen seit Kindertagen über Jahre getrennt. Erst der Tod der Vierten im Bunde, Marie, ein Jahr zuvor hatte sie schließlich wieder zusammengebracht. Jetzt steht das nächste Pfingsttreffen an. Seit ihrem Wiedersehen ist viel passiert: Alexandra hat gerade ihren Job als Verlegerin verloren. Jules Tochter Pia ist ungewollt schwanger. Und Friederike muss sich nun wohl endgültig von ihrem Lebenstraum verabschieden. Doch ihr Treffen im Haus am See setzt Kräfte frei, die ihrer aller Leben in gänzlich unerwartete Richtungen lenken.

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a.>Urlaub mit Papa<,>Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder>Drei Frauen am See<,>Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

1.


In jedem Job gibt es gute und schlechte Tage. Dieser, dachte Alexandra, schien zu den schlechten zu gehören. Am besten war es wohl, sich jetzt schon damit abzufinden und das Gespräch hier in ihrem Büro ganz schnell zu vergessen. Es würde sowieso nichts ändern.

Sie verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch und sah Sebastian an. Der redete jetzt schon seit einer halben Stunde auf sie ein und geriet dabei immer mehr in Rage. »Ich bin Bestsellerautor – und werde am Set von so einer dicken, dämlichen Praktikantin betreut? Ich wette, die hat noch nie ein Buch von mir gelesen! Und der Herr Regisseur hat gerade keine Zeit. Pah. Keine Zeit! Und dann dieser Pascal Brenner. Hast du den mal gesehen? Ist einen Kopf kleiner als ich, ein alter, schrumpeliger Zwerg und soll die Hauptrolle spielen? In meinem Buch? Wir müssen diesen Film abbrechen, ich will nicht, dass diese Stümper mein Buch so verhunzen. Du musst …«

Das Telefon vor Alexandra klingelte, irritiert starrte Sebastian Dietrich auf den Apparat und schüttelte den Kopf. Den Blick auf ihn gerichtet, nahm Alexandra den Hörer hoch. »Jetzt nicht«, und legte wieder auf, ohne die Antwort abzuwarten. Sie wandte sich wieder Sebastian zu. »Mein Lieber, du hast den Film-Vertrag unterschrieben. Und du hast gewusst, dass …«

Wieder klingelte das Telefon, mit einem Blick aufs Display stöhnte Alexandra auf und nahm ab: »Ulrike, wenn das jetzt nichts Lebenswichtiges ist, lass uns bitte später darüber reden, ich bin ja gerade in einer Besprechung.«

Mit gerunzelter Stirn hörte sie zu, dann hob sie die Augenbrauen. »Ja, Sebastian Dietrich ist gerade hier. Ist es wirklich so dringend?« Während sie die Antwort ihrer Assistentin abwartete, drehte sie sich auf dem Bürostuhl und griff nach ihrem Tischkalender. »Nein, hier steht nichts. Ich weiß von nichts. Keine Ahnung, das wird irgendeinen anderen Grund haben. Wir reden später, okay?« Sie beendete das Gespräch und sah Sebastian wieder an. »Entschuldige, wo waren wir stehen geblieben?«

»Wie nett, dass du dich mal wieder auf mich konzentrierst.« Sebastian presste die Lippen zusammen. »Alexandra, ich habe wirklich ein Problem mit der Verfilmung! Ich bin doch nicht irgendein Praktikant bei euch, ich bin Bestsellerautor, ich hole euch doch die Kohle rein. Du weißt, es gibt genug andere Verlage, die mich umgarnen.« Er lenkte seinen Blick bedeutungsschwer aus dem Fenster. »Abgesehen davon ist euer Kaffee grauenhaft. Hast du keinen Champagner im Kühlschrank? Oder wenigstens einen Weißwein? Ich muss jetzt mal was Richtiges trinken.«

In den vielen Jahren, in denen Alexandra Weise im Verlagsgeschäft tätig war, hatte sie den Umgang mit allen Typen von Autoren gelernt. Nie sah man ihr an, was sie gerade dachte, sie hatte ihren Blick und ihre Gesichtszüge perfekt im Griff, solange ihr Gegenüber im Raum war. Und es wäre ihr im Leben nicht eingefallen, zu sagen, was sie wirklich dachte. Ihre Aufgabe als Verlegerin war es, die Autoren bei Laune zu halten, dafür zu sorgen, dass ihre Texte die bestmögliche Behandlung bekamen – und so viele Leser wie möglich glücklich machten. Nicht mehr und nicht weniger.

Sie lächelte Sebastian an. »Nein, leider nicht. Aber wir können zu Pedro gehen, da ist jetzt noch nichts los und wir können in Ruhe reden. Ich würde nur rasch Bescheid geben, dass ich für heute weg bin, okay?«

Er richtete seinen Seidenschal und fuhr sich mit einer Hand durch die ohnehin schon wirre Frisur, was ihn noch verwegener aussehen ließ. »Na gut«, seufzte er. »Ich habe zwar noch keinen Hunger, aber bitte. Dann trinke ich eben nur was.«

Alexandra biss sich in Gedanken in beide Fäuste, während sie aufstand und zur Tür ging. »Bin gleich wieder da«, rief sie ihm zu und schloss die Tür hinter sich. Draußen lehnte sie sich einen Moment an den Rahmen und atmete tief durch. Was