: Sarah Lark
: Die Legende des Feuerberges Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732506033
: Die Feuerblüten-Trilogie
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 912
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Opotiki, Nordinsel, 1880: Aroha wächst in dem von ihrer Mutter Linda geführten Waisenhaus glücklich auf. Ein Tag im September verändert jedoch ihr Leben, als sie in Neuseelands großes Zugunglück gerät und Schreckliches erleben muss.

Auf der Schaffarm ihrer Tante, Rata Station, soll sie genesen und wieder Hoffnung finden. Mit Hilfe des träumerischen Robin und ihrer temperamentvollen Cousine March wagt sie schließlich einen großen Schritt, und es kommt zu einer Begegung, die ihrem Leben eine ungeahnte Wendung gibt ...

In sich abgeschlossener, dritter Teil der Spiegel-Bestseller-Trilogie

Sarah Lark, geboren 1958, war schon immer fasziniert von den Sehnsuchtsorten dieser Erde. Ihre fesselnden Neuseeland- und Karibikromane wurden allesamt Bestseller und finden auch international ein großes Lesepublikum. Ihre Bücher erscheinen in über 20 Ländern. Sarah Lark ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin. Unter dem Autorennamen Ricarda Jordan entführt sie ihre Leser auch ins farbenprächtige Mittelalter.

KAPITEL 1


»Ich hab schon ein bisschen Angst …«, gestand Matiu.

Der hochgewachsene Maori trug einen neuen braunen Anzug, in den seine sehnige, schlanke Gestalt noch nicht richtig hineinpasste. Sein dunkles, lockiges Haar hatte er kurz schneiden lassen und streng zurückgekämmt. Linda Lange, seine Ziehmutter, nahm an, dass er Pomade benutzte, um es zu glätten. Vielleicht, weil Naturkrause bei reinblütigen Maori selten war – bei Matiu musste es das Erbe seines Vaters sein, eines Engländers.

»Unsinn, Matiu, du fährst doch zu deiner Familie!«, erklärte Aroha fast ein bisschen ungeduldig.

Lindas Tochter hörte Matius Bedenken wohl nicht zum ersten Mal. Der junge Mann stand Aroha sehr nahe – Linda vermutete, dass die beiden verliebt waren. Sicher hatte Matiu dem Mädchen seine Ängste gestanden, während er Linda und ihren Mann Franz nur an seiner Freude über den Kontakt mit seiner Herkunftsfamilie teilhaben ließ.

»Schon. Aber ich kenne sie doch gar nicht … ich kann nicht mal richtig Maori …«

Matiu trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, während er nach dem Zug ausspähte. Auch Linda wartete ungeduldig. Auf dem Bahnsteig der kleinen Stadt Otaki war es zugig und kalt. Sie wollte sich so bald wie möglich auf den Heimweg in das altemarae machen, in dem sie mit Franz und etwa hundert Maori-Kindern lebte. Die Langes leiteten das frühere Heim für Maori-Kriegswaisen seit vierzehn Jahren gemeinsam, inzwischen war es längst in eine Internatsschule umgewandelt worden. Die Schüler kamen freiwillig oder wurden von ihren Familien geschickt. Franz’ und Lindas erste Zöglinge waren erwachsen und entweder zu ihren Stämmen zurückgekehrt, oder sie hatten sich Arbeit auf Farmen in der Umgebung oder in Unternehmen rund um Wellington gesucht. Linda freute sich darauf, einige von ihnen später zu treffen. Sie hatte auf dem Weg noch Einkäufe zu machen, drei ihrer ehemaligen Schutzbefohlenen arbeiteten in Geschäften in Otaki. Doch erst einmal musste sie jetzt Matiu beruhigen.

»Matiu, du sprichst hervorragend Maori!«, versicherte sie ihm. »Mal ganz abgesehen davon, dass dein Stamm auch alle Geduld der Welt für dich aufbrächte, wenn dem nicht so wäre. Du hast doch die Briefe gelesen. Deine Leute freuen sich darüber, dass du Kontakt zu ihnen aufgenommen hast. Sie erinnern sich gut an deine Mutter. Du hast leibliche Verwandte imiwi – und wie du weißt, betrachtet sich der ohnehin als eine große Familie. Du wirst dich vor Müttern und Großmüttern, Vätern, Brüdern und Großvätern nicht retten können.« Linda lächelte ermutigend.

Tatsächlich gehörte Matiu zu den wenigen Pflegekindern der Langes, die ihre ersten Lebensjahre nicht in einem Maori-Dorf verbracht hatten. Er war als Dreijähriger aus Patea, einer Stadt im Süden der Region Taranaki, gekommen – ein Captain der Military Settlers, den Linda aus ihrer eigenen Zeit in Patea kannte, hatte das Kind gebracht und seine traurige Geschichte erzählt. »Einer unserer Siedler hat’s mit einer Maori-Frau aus einem der eroberten Dörfer