Kapitel 2
Am nächsten Tag um halb neun waren sie startbereit. Ihre Autos ließen sie stehen, denn heute, am Ostersamstag, würden die Straßen verstopft sein. An diesem Tag füllten die Leute für gewöhnlich ihre Vorräte auf, als würde morgen der Krieg ausbrechen.
Die Sonne war noch nicht über den Berg gestiegen, und es war empfindlich kühl. Zunächst liefen sie an der Enz entlang. Das Wasser erschien Lisa an manchen Stellen fast schwarz. Beim Aufstieg zum Bannwald wurde ihr schnell warm, sie zog den Anorak aus und stopfte ihn in ihren Rucksack. Die Wanderschuhe waren gut eingelaufen, sie spürte keine Druckstellen.
Steidle sprach von der Arbeit. Seine Dienststelle war kürzlich nach Rottweil verlegt worden, aber er erledigte vieles von Hohenstadt aus, wo er weiterhin wohnte.
»Könntest du dir nicht in Rottweil etwas suchen?«, fragte Lisa.
»Ist schwer, dort was Passendes zu finden. Aber die Strecke ist über die Autobahn in zwei Stunden zu schaffen. Ich bin nur an drei Tagen in der Woche dort, das ist zu verschmerzen. Und wie geht es dir beruflich, Lisa?«
»Ich bin inzwischen freie Journalistin. Wohne in Derendingen, bin aber viel unterwegs. Für denSchwarzwaldkurier arbeite ich weiterhin. Nebenher schreibe ich ein Buch über den Schwarzwald.«
»Wie schön, dann bist du also unter die Autorinnen gegangen«, meinte er. »Und wie kommst du finanziell klar?«
Lisa räusperte sich. Hatte er bei seinen Worten ein süffisantes Grinsen aufgesetzt? Ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass er es ernst gemeint hatte.
»Wie du weißt, sind meine Eltern recht vermögend. Momentan leben sie wieder in Stuttgart in ihrer Villa. Sie haben mir einen Teil d