Kapitel 1
Gendarm Rudi Lechner, eigentlich ein vorbildlicher Staatsdiener, wollte gerade seinen Computer herunterfahren, als das Telefon unaufhörlich zu klingeln begann.
Den ganzen Tag über war es wohltuend ruhig gewesen, so wie eigentlich an jedem anderen Tag auch.
Und nun das!
Blöd, dass sich ausgerechnet heut der Anrufbeantworter nicht einschalten ließ, ging es dem Rudi sogleich durch den Schädel. Sonst hätte er den Anrufer aufs Band sprechen lassen können und heimlich mitgehört, ob es auch wirklich dringlich war. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als an den verhassten Apparat zu gehen. Lustlos, wie er den ganzen Tag über schon war, ließ er die rechte Hand über sein Stoppelkinn gleiten und überlegte, was er tun sollte.
Rangehen oder nicht? Das war die entscheidende Frage, die darüber bestimmen würde, ob mit Segen oder Drama zu rechnen war.
Es war kurz vor fünf Uhr.
Wer oder was muss ausgerechnet um diese Zeit noch anrufen?, grübelte er. Schließlich wussten doch die Dörfler, dass hier pünktlich Feierabend gemacht wurde und der Rudi nichts mehr hasste, als nach Dienstschluss belästigt zu werden, weil er da normalerweise in seinen Sportverein ging. Und an einem Freitagnachmittag ging das schon gar nicht.
»Nicht einmal da herin hat man seine Ruhe«, lästerte er leise vor sich hin. Reichte doch schon aus, dass er draußen dauernd von irgendeinem Urlauber oder sonst einem Wichtigtuer angesprochen wurde. Nur widerwillig nahm er das Gespräch an.
»Polizeidienststelle Niederoberpfaffenheim«, brummte Lechner kurz angebunden in den Hörer, weil ihm sein rechter Hax‘n so wehtat. Er war ni