: Gea Nicolaisen
: Mord am Schleiufer Ein Schleswig-Krimi
: Midnight
: 9783958190382
: 1
: CHF 3.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 245
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gerade hat Lucie die schrecklichen Ereignisse des Frühjahrs vergessen und mit Freunden und Familie ihre Verlobung mit Ragnar gefeiert, da geschehen unheimliche Dinge. Lucie ist auf dem Heimweg, als plötzlich ein Wagen auf sie zu rast und einfach nicht bremst. In letzter Minute rettet sie sich in den Graben der Landstraße. War das ein Mordanschlag? Aber wer sollte sie umbringen wollen? Kurz darauf wird die Leiche eines Mannes am Flussufer angespült, ausgerechnet vor Ragnars Werft. Es scheint, der Tod kommt zurück an die Schlei, und bald schon schwebt Lucie erneut in Lebensgefahr.

Gea Nicolaisen wurde in Bremerhaven geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend auf Sylt. Nach dem Studium in Kiel zog sie in die Nähe von Schleswig, wo sie seitdem mit ihrer Familie und einigen Pelzträgern auf Samtpfoten lebt. Sie schreibt mit Leidenschaft Krimis, Thriller und Abenteuer, die sie am liebsten zu ihrer eigenen Melange vermischt und mit Romantik garniert.

Kapitel Eins


Die Bremsen kreischten nicht. Sie blieben stumm, erschreckend stumm. Dafür jaulte der Motor umso lauter. Plötzlich, aggressiv, ein Angriff aus heiterem Himmel – und heiter war dieser Freitagabend Ende August.

Es dämmerte bereits, als Lucie heimwärts radelte. Sie war in Fahrdorf gewesen, bei Neele Lorenzen, die dort ein kleines Geschäft betrieb, in dem man alles bekam, was das Einrichtungsherz höherschlagen ließ. Dadurch hatten sie sich Anfang des Sommers auch kennengelernt. Lucie hatte ins Schaufenster geguckt und war spontan in den Laden gegangen, wo ihr Neele gleich vier Müslischalen verkauft hatte. Seitdem war aus der Bekanntschaft und wegen Lucies Begeisterung für Neeles Krimskrams Freundschaft geworden.

An diesem Spätnachmittag hatten sie sich richtig festgequatscht, Lucie hatte schon vor Stunden fahren wollen, weil sie eigentlich von der arbeitsreichen Woche erledigt war, aber es hatte viel zu bekakeln gegeben. Nun radelte sie endlich heimwärts, einen grüngemusterten Teller mit Apfeldekor im Gepäckträger, den sie nicht wirklich brauchte. Ragnar würde lästern … der Teller zerscherbte vernehmlich, als Lucie mit ihrem Rad umkippte. In das Scheppern mischte sich der brummende Automotor. Aber kein Bremsgeräusch.

Lucie landete auf Händen und Knien, der Lenker bohrte sich schmerzhaft in ihren Bauch, egal. Sie rappelte sich auf, kroch im ersten Moment, hechtete irgendwie zur Seite, dann kam sie auf die Füße. Neben ihr war das Auto, unter dem Auto ihr Fahrrad. Der Motor jaulte. Lucie wankte auf die Wand eines Maisfeldes zu, die ihr gewöhnlich ein Stirnrunzeln entlockte. Sie debattierte oft mit Neele, ob es sich lohnte, eine Anti-Vermaisungskampagne zu starten.

Jetzt sah der Mais wunderschön aus, starke, dichte, grüne Halme, übermannshoch. Sie versperrten die Sicht und sie gewährten Schutz. Lucie sprang hinein, schnitt sich die Hände an den scharfen Blättern, spürte das kaum. Sie tauchte ein in den Maisdschungel und draußen, an der Straße, verklang der jaulende Motor. Lucie sah kaum mehr als einen Schemen, der mit Vollgas in der Dämmerung verschwand.

Der Fahrer hatte nicht angehalten. Er ließ das zerbeulte Rad am Straßenrand liegen. Und er ließ Lucie im Maisfeld zurück, wo sie stand, zitternd, schwer atmend. Geschockt.

Die Bremsen waren stumm geblieben.

***

Wie ein scheues Reh, das auf die Lichtung tritt, kam Lucie aus dem Maisdschungel. Langsam, nach allen Seiten sichernd. Wo war das Auto? Wenn es zurückkam … sie würde sich im Maisfeld verstecken. Die dicht bei dicht stehenden Halme boten Schutz, Lucie hatte es in einem alten Fil