: Daniela Gesing
: Venezianische Verwicklungen Luca Brassonis erster Fall
: Midnight
: 9783958190061
: Ein Luca-Brassoni-Krimi
: 1
: CHF 4.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Luca Brassoni - Kaffeeliebhaber, geschieden und der Ermittler mit dem besten Gespür bei der Polizei von Venedig - wird zu dem Fundort einer Leiche gerufen. Vor der Gallerie dell'Accademia am Südufer des Canal Grande liegt unter einer Plane der deutsche Kunstexperte Konstantin Becker. Der Professor reiste in Begleitung seiner jungen Mitarbeiterin und mit einem lukrativen Auftrag. Er sollte die Echtheit eines Picassos klären, der in der Sammlung Guggenheim aufgetaucht ist. Ein Gemälde, das viele Begehrlichkeiten weckt. Luca Brassoni lässt sich von der eleganten Kunstwelt nicht blenden, dazu kennt er die Menschen, vor allem seine Venezianer, viel zu gut. Von Daniela Gesing sind bei Midnight in der Ein-Luca-Brassoni-Krimi-Reihe erschienen: Venezianische Verwicklungen Venezianische Delikatessen Venezianische Schatten Venezianisches Verhängnis Venezianische Intrigen Venezianische Rache

Daniela Gesing, Jahrgang 65, hat nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin Komparatistik und Pädagogik studiert und bei einer örtlichen Familienzeitung gearbeitet. Die Autorin lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund in Bochum. Die Leser lieben ihre Venedigkrimis mit dem sympathischen Ermittler Luca Brassoni.

Kapitel 1


»Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du im Schlaf so laut wie ein Bär schnarchst?«

Luca Brassoniöffnete schlaftrunken seine Augen, blinzelte zweimal vorsichtig gegen das helle Morgenlicht an, das durch dieÖffnungen der Fensterläden schien und den Beginn eines neuen, verheißungsvollen Sommermorgens verkündete. Dann drehte er sich mürrisch auf die andere Seite seines Kissens, um sich aber gleich darauf aufrecht hinzusetzen und auf seine Uhr zu schauen.

»Verdammter Mist, schon halb acht! Warum hast du mich nicht eher geweckt?«

»Madonna, was schimpfst du mit mir, du hast geschlafen wie eine Baby, da wollte ich dich nicht wecken!«

Maria zog die Bettdecke etwas höherüber ihre nackte Brust, rollte mit ihren dunklen Augen, wickelte sich schließlich komplett in das Laken, stand auf und marschierte mit gespieltem Beleidigt sein Richtung Badezimmer.

»Ich gehe mich duschen, du kannst ja schon mal einen Espresso aufsetzen. Ein Cornetto wäre auch nicht schlecht!«

Sie hauchte ihm einen Luftkuss durch den Türrahmen zu und verschwand hinter der Badezimmertür.

Der Commissario brummte verstimmt, schnappte sich dann aber seine Jeans und sein Hemd und schlüpfte in seine Schuhe. Nun musste er auch noch Cornetti beim Bäcker besorgen. Das hatte er davon, dass er sich mit einer Kollegin eingelassen hatte. Maria Grazia Malafante war die Sekretärin seines Chefs, bildhübsch, aber leider auch verheiratet und ausgestattet mit sehr viel Selbstbewusstsein. Ständig kommandierte sie ihn herum und hatte Sonderwünsche.

Ihr Mann Stefano, ein Anwalt, war für zwei Tage auf einer Fortbildung, so waren sie gestern Abend nach einem romantischen Essen am Canale Grande in seiner Wohnung gelandet.

Luca Brassoni konnte Marias Reizen einfach nicht widerstehen, aber er befürchtete, dass das Ganze zu keinem guten Ende führen würde.

Der Commissario war zweiundvierzig, geschieden, von kräftiger Statur, aber attraktiv. Zur Vollendung seines guten Aussehens fehlte ihm jedoch der kleine Finger der linken Hand, den er im Alter von zwölf Jahren in der Metzgerei seines Onkels Paolo verloren hatte, als sein Cousin Marco ihm demonstrieren wollte, dass er schon ebenso gut wie sein Vater große Fleischstücke mit dem Hackmesser zerteilen könnte.

Brassonis Hand hatte zu allem Unglück ein Stück zu nah neben dem Schweineschinken gelegen. Das war inzwischen vergeben und vergessen.

Seufzend schloss er die Wohnungstür im ersten Stock seines Apartments im Stadtteil Dorsoduro hinter sich zu. Er wohnte in der Calle del Degolin, einer ruhigen Straße nahe dem Zattere, der beliebtesten Uferpromenade der Venezianer.

Freundlich grüßte er die Nachbarin aus dem zweiten Stock, die ihr Einkaufswägelchen umständlich hinter sich herzog und wahrscheinlich auf dem Weg zum Billa-Supermarkt war, wie der Commissario vermutete.

»Guten Morgen, Signora Vasconti. Was für ein schöner Tag heute!«

Die alte Frau hob abwehrend die Hand.

»Diese Hitze, Commissario, in meinem Alter verträgt man das nicht mehr so gut. Deswegen gehe ich frühmorgens einkaufen. Den Juli und den August verbringe ich fast nur in der Wohnung. Sie sind noch jung, wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde ich jeden Tag zum Lido rausfahren!«

Luca Brassoni schmunzelte.

»In meinem Alter hat man keine Zeit für den Strand. Die Arbeit ruft, und das sechsmal die Woche. Aber ich wünsche Ihnen trotzdem einen schönen Tag!«

Die alte Frau nickte ihm kurz zu und verschwand dann hinter der nächsten Calle.

Brassonis Laune hatte sich dank des kurzen Gesprächs und des herrlichen Wetters plötzlich um einhundert Prozent gebessert. Pfeifend betrat er den Bäckerladen, bestellte drei Cornetti und ein großes Baguette, plauderte angeregt mit Laura, der dicken blonden Verkäuferin,über die neuesten Artikel in der Tageszeitung und machte sich beschwingt auf den kurzen Rückweg zu seiner Wohnung. Immer wieder schaute er in den wolkenlosen blauen Himmel, atmete die unvergleichliche, würzige Luft Venedigs ein und sagte zu sich selbst, dass er ein glücklicher Mann war, hier leben zu dürfen.

Eine leichte Brise strich ihm zärtlichüber den haarlosen, rasierten Kopf, während er auf sein Wohnhaus zulief. Er steckte den Schlüssel in die Haustür, ging durch den schmalen Flur die Treppe rauf in die erste Etage,öffnete seine Wohnungstür, zog sich die Schuhe aus, legte den Schlüssel auf die Ablage und betrat die Küche.

Aus dem Bad hörte er leise Musik. Dann wurde der Föhn angemacht, und Brassoni widmete sich wieder dem Frühstück. Für Maria Grazia machte er einen Espresso mit aufgeschäumter Milch, für sich selber schwarz mit viel Zucker. Die beiden Tassen, die Hörnch