2. Kapitel
Olaf Warburg stand, die Flasche Champagner in der einen Hand, den Korb mit den Sektgläsern in der anderen, vor seinem neuen Haus. An der schief in den Angeln hängenden Gartenpforte blieb er stehen. Seine Frau Inka, die ihm mit dem Werkzeugkoffer folgte, stolperte beinahe in ihn hinein. Wie gebannt wanderte sein Blick über die bröckelnde Backsteinfassade hinauf zu dem kaputten Eternitdach. Die Vögel hatten Moos und verrottete schwarze Blätter aus der verbogenen Dachrinne auf den Weg aus Waschbetonplatten geworfen.
»Es sieht schlimmer aus, als ich es in Erinnerung habe«, sagte er leise.
»Kannst du bitte weitergehen, Olaf?«, fragte Inka und drängte sich an ihm vorbei. »Es fängt gleich an zu regnen.«
Das heruntergekommene Bauernhaus mit den dunklen Fensteröffnungen schien ihn höhnisch anzustarren. Jetzt gehöre ich dir. Du hast es so gewollt. Viel Vergnügen mit deinem Vorhaben!
Inka ging zielstrebig auf die braun gestrichene Eingangstür zu. Die Glaseinsätze hatte ein wohlmeinender Mensch vor geraumer Zeit mit Pappe zugenagelt, nachdem die Scheiben zerbrochen waren. »Schlüssel!« Inka streckte die freie Hand in seine Richtung.
Er hasste es, wenn sie in Einwortsätzen zu ihm sprach. Wortlos legte er den Schlüsselbund hinein, den der Makler ihnen am Vormittag mit einem süffisanten Lächeln, wie Olaf es empfunden hatte, überreicht hatte.
Inka drehte den Schlüssel im Schloss, rüttelte an der Klinke und stieß die Haustür auf. Putz rieselte aus den Fugen über der Tür. Sie trat ein, und er folgte ihr. Als sie sich in dem dunklen Flur gegenüberstanden, blickte sie ihn mit glänzenden Augen an. »Na dann, willkommen!«
»Wo wollen wir auf dein neues Haus anstoßen? In der Küche?«
»Es ist auch dein Haus, Schatz!«
Er nickte. Aber du wolltest es unbedingt haben, ergänzte er in Gedanken.
Inka stieg über einen alten Federrahmen und zwei umgeworfene Stühle hinweg und öffnete die morsche Kassettentür, die in die Küche führte. Hatte er beim letzten Besichtigungstermin wirklich gedacht, dass man die noch restaurieren könnte? Der Unrat, der auf allen freien Flächen verteilt lag, ließ sogar Inka einen Moment lang ratlos dastehen.
Er hatte sich vorgestellt, wie sie in dem blühenden, von Kletterrosen umrankten Garten auf ihr neues Haus anstoßen würden. »Hier geht das irgendwie nicht.« Olaf kehrte in den Flur zurück und suchte sich einen Weg durch das Labyrinth aus Wänden mit vergilbten Tapeten, alten Möbeln und blauen Müllsäcken. Er erreichte die von drei Seiten bunt verglaste Veranda. Hier war es heller und der Geruch nach Schimmel, feuchten Steinen und etwas noch Ekligerem, das er nicht näher einordnen konnte, weniger aufdringlich.
Inka war ihm gefolgt. Sie nahm ihm die Flasche ab und ließ den Korken gegen die Decke knallen. Sie schenkte die zwei Sektkelch