: Georg Ebers
: Uarda (Historischer Roman aus dem alten Ägypten)
: e-artnow
: 9788026842927
: 2
: CHF 1.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Uarda (Historischer Roman aus dem alten Ägypten)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Georg Ebers (1837-1898) war ein deutscher Ägyptologe und Schriftsteller. Mit seinen historischen Romanen und populärwissenschaftlichen Büchern trug er zur großen Popularität der Ägyptologie im ausgehenden 19. Jahrhundert bei. Beginnend mit Eine ägyptische Königstochter (1864) verfasste Ebers zahlreiche historische Romane, die auf großes Leserinteresse stießen. Neben Felix Dahn gilt er als der bedeutendste Vertreter des 'Professorenromans'. Die Themen der Romane wählte er teilweise aus dem Umfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit, also der ägyptischen Geschichte, aber auch aus anderen Epochen (Mittelalter). Aus dem Buch: 'Die Nacht, in welcher die Prinzessin Bent-Anat mit ihren Begleitern an die Pforte des Setihauses geklopft hatte, war vorüber. Die würzige Frische der Frühstunden wich der Glut, welche das tiefblaue, wolkenlose Himmelsgewölbe wie eine erhitzte Stahlglocke auszustrahlen begann. Das Menschenauge scheute sich zu dem überkräftigen Lichtball in der Höhe aufzuschauen, dessen Strahlen sich in dem feinen, weißlichen Staube brachen, der den gräberreichen Abhang des Gebirges überwehte, welcher die Todtenstadt nach Westen hin abschloß. Blendend hell strahlten die Kalkfelsen, die Atmosphäre zitterte wie die über Leuchtgasflammen schwebende, erhitzte Luft, die Schatten wurden immer kleiner, aber ihre Umrisse um so schärfer.'

Zweites Kapitel.


Der Tempel, in dessen erstem Vorhofe Paaker wartete, und in dem der Priester, um den Arzt zu rufen, verschwunden war, wurde das »Setihaus« genannt und gehörte zu den größten in der Todtenstadt. Nur der Prachtbau aus der Zeit der von dem Großvater des regierenden Königs entthronten Königsfamilie, welchen Thutmes III. gegründet und dessen Thor Amenophis III. mit ungeheuren Kolossen1 geschmückt hatte, überbot ihn in Bezug auf die Großartigkeit seiner Anlage; indessen gebührte in jeder andern Hinsicht dem »Setihause« der erste Platz unter den Heiligthümern der Nekropole. Ramses I. hatte es kurz nachdem es ihm gelungen war, sich mit Gewalt des ägyptischen Thrones zu bemächtigen, gegründet und sein großer Sohn Seti den Bau fortgesetzt, in welchem man den Todtenkultus für die Manen der Mitglieder des neuen Königshauses und die hohen, den Göttern der Unterwelt zu feiernden Feste begehen sollte. Große Summen waren für seine Ausstattung, den Unterhalt der Priesterschaft dieses Heiligthums und die Erhaltung der mit ihm verbundenen Institute ausgesetzt worden. Diese letzteren sollten mit den uralten Stätten der Priesterweisheit von Heliopolis und Memphis gleichen Schritt halten, waren nach ihrem Muster eingerichtet und hatten die Aufgabe, die neue oberägyptische Residenzstadt Theben auch in Bezug auf wissenschaftliche Leistungen über die Hauptstädte von Unterägypten zu erheben.

Unter den erwähnten Instituten2 zeichneten sich einige Lehranstalten rühmlich aus. Da war zunächst die hohe Schule, in welcher Priester, Aerzte, Richter, Mathematiker, Astronomen, Grammatiker und andere Gelehrte nicht nur Unterricht genossen, sondern auch, nachdem sie Einlaß in die höchsten Grade der Erkenntniß erworben und die Würde der »Schreiber« erlangt hatten, eine Freistätte fanden, in der sie auf Kosten des Königs ernährt wurden und sich, vor äußeren Sorgen geschützt und im Verkehr mit ebenbürtigen und ähnlichen Interessen ergebenen Mitarbeitern, wissenschaftlichen Forschungen und Spekulationen hingeben konnten.

Eine große Bibliothek, in der Tausende von Schriftrollen aufbewahrt wurden und an die sich eine Papyrusfabrik schloß, stand den Gelehrten zur Verfügung, von denen einige mit dem Unterricht der jüngeren Schüler betraut waren, die in der gleichfalls zum Setihause gehörenden Elementarschule herangebildet wurden. Diese letztere stand jedem Sohne eines freien Bürgers offen und wurde von mehreren hundert Knaben besucht, die hier auch Nachtquartier fanden. Freilich waren die Eltern gehalten, entweder Kostgeld zu zahlen oder die für den Unterhalt der Kinder nothwendigen Speisen in die Schule zu senden.

In einem besondern Gebäude wohnten die Tempelpensionäre, einige Söhne der vornehmsten Familien, die hier gegen hohe Entschädigungssummen von den Priestern erzogen wurden.

Seti I., der Gründer dieser Anstalt, hatte seine eigenen Söhne, ja selbst den Thronfolger Ramses in ihr erziehen lassen.

Die Elementarschulen waren stark besucht und der Stock spielte in ihnen eine so große Rolle, daß ein Pädagog der Anstalt den Satz: »Die Ohren des Schülers sind auf seinem Rücken; er hört, wenn man ihn schlägt,« aussprechen konnte.

Diejenigen Jünglinge, welche aus den Elementarklassen in die hohe Schule überzugehen wünschten, hatten sich einem Examen zu unterziehen. War dieses bestanden, so konnte sich der junge Studirende unter den Gelehrten der höheren Grade einen Meister wählen, der seine wissenschaftliche Führung übernahm und dem er sein Leben lang wie der Klient dem Patron ergeben blieb. Durch ein zweites Examen war der Titel eines »Schr