: Georg Ebers
: Die Schwestern - Geheimnis des Serapis-Tempels Historischer Roman aus dem alten Ägypten
: e-artnow
: 9788026842934
: 2
: CHF 1.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 394
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Die Schwestern - Geheimnis des Serapis-Tempels' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Georg Ebers (1837-1898) war ein deutscher Ägyptologe und Schriftsteller. Mit seinen historischen Romanen und populärwissenschaftlichen Büchern trug er zur großen Popularität der Ägyptologie im ausgehenden 19. Jahrhundert bei. Beginnend mit Eine ägyptische Königstochter (1864) verfasste Ebers zahlreiche historische Romane, die auf großes Leserinteresse stießen. Neben Felix Dahn gilt er als der bedeutendste Vertreter des 'Professorenromans'. Die Themen der Romane wählte er teilweise aus dem Umfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit, also der ägyptischen Geschichte, aber auch aus anderen Epochen (Mittelalter). Aus dem Buch: 'König Euergetesin dieser Nacht gegen das Leben eines Gesandten des römischen Staates unternommen. Das eine Schreiben ist an meinen Vater, das andere an Popilius Laenas gerichtet, und beide sind schon auf dem Wege nach Rom. Sie sollen, das hab' ich verordnet, eröffnet werden, wenn ich sie in drei Monaten, von heut' an gerechnet, nicht zurückverlangt habe. Du siehst, daß es Dir an der Erhaltung meines Lebens und der Erfüllung dessen, was ich von Dir fordern werde, gelegen sein muß.'

Erstes Kapitel.


An den großen und stattlichen Quaderbau des griechischen Serapistempels und die ihm benachbarten kleineren Heiligthümer des Asklepius, Anubis und der Astarte im Wüstengebiet der Todtenstadt von Memphis schließt sich wie eine Schaar von Bettelkindern, die ein geschmückter König an der Hand führt, eine Reihe von langen, niedrigen Häusern aus ungebrannten Ziegeln.

Je heller und glänzender die glatten gelben Sandsteinwände des Tempels in der Morgensonne leuchten, je unscheinbarer und struppiger nehmen sich seine grauen Nebenbauten aus. Wenn der Wind sie umweht und die Strahlen der Sonne sie treffen, so werden sie von Staub umflogen wie trockene Wege, die ein Windhauch streift. Selbst die Innenräume, die sie enthalten, sind ungetüncht, und da die Nilziegel, welche die Wände bilden, mit geschnittenem Stroh vermischt sind, das überall mit kleinen harten Spitzen aus den Mauern hervorragt, so ist es ebensowenig erfreulich für die Hand, sie zu berühren, wie für das Auge, sie zu betrachten.

Als sie vor Zeiten zwischen dem eigentlichen Tempel und der ihn umgebenden Umfassungsmauer, die mit ihrer Ostseite den Akazienhain des Serapis in zwei Hälften zerschneidet, erbaut worden waren, verbarg sie die Hinterwand eines Säulenganges an der Ostseite des großen Vorhofes dem Blick der Besucher des Heiligthums, jetzt aber ist ein Stück der Kolonnade zusammengestürzt und man übersieht durch diese Bresche einen Theil der Ziegelbauten und mehrere dem Tempel zugewandte Thüren und Fenster, oder besser eine Reihe von kunstlosen Oeffnungen zur Ausschau und zum Eintritt. Wo sich Thüren befinden, sieht man keine Fenster, und wo Fenster die Wand durchbrechen, keine Thore, und doch ist keines der Gemächer dieses lang hingestreckten, schmalen und einstöckigen Gebäudes mit dem andern verbunden.

Durch die Bresche im Säulengange führt ein schmaler, viel betretener, mit grauem Staub bestreuter Pfad über Geröll und an Steinen und Säulenstücken vorbei, die für einen Neubau bestimmt sind, der nur in der Nacht geruht zu haben scheint, denn Brecheisen und Hebel liegen auf und neben den Werkstücken. Dieser Weg leitet zu dem grauen Hause und endet bei einer kleinen verschlossenen Holzthür, die so roh gezimmert ist und so schlecht in den Angeln hängt, daß sich zwischen ihr und der Schwelle, die den Boden nur wenige Finger breit überragt, eine hübsche graue Katze mit gesenktem Kopf und die Erde fegend hindurchdrängen kann.

Sobald das geschmeidige Thier sich wieder auf seine Füße gestellt hat, glättet und säubert es sein glänzendes Fell, krümmt seinen Rücken und blickt mit den grünen funkelnden Augen nach dem Hause hin, das es eben verlassen und hinter dem in diesem Augenblicke die Morgensonne hervortritt. Geblendet von dem hellen Lichte, wendet es sich um und steigt mit vorsichtigen, unhörbaren Schritten in den Tempelhof.

Das Gemach, aus dem die Katze heraustrat, ist klein und gar spärlich ausgestattet; ja es würde völlig dunkel sein, wenn sein durchlöchertes Dach und die Spalten in der Thür dem Lichte nicht Einlaß in den bescheidensten aller Räume gewährten.

An seinen rauhen grauen Wänden steht nichts als eine hölzerne Kiste und neben dieser auf dem Boden ein paar irdene Becken, eine Wasserflasche aus porösem Thon, ein hölzerner Becher und ein zierlich gearbeiteter Krug von echtem, glänzendem Golde, der sich in seiner ärmlichen Umgebung gar sonderbar ausnimmt. Im äußersten Hinte