: Alexander Gorkow
: Draußen scheint die Sonne 28 Interviews
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462301229
: 1
: CHF 13.00
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alexander Gorkow: Seine besten Interviews aus der legendären Reihe im SZ WochenendeWer auch nur eines von ihnen liest, bemerkt sofort: Diese Interviews sind anders als andere - intensiver, lustiger, inniger, überraschender, offener.Seine Auswahl ist total subjektiv, aber dann wagt Alexander Gorkow alles. Wo andere mit vollgeschriebenen Notizblöcken anrücken, paukt sich der Leiter des »SZ Wochenende« die Biographien seiner Gesprächspartner ein und rückt dann mit einem Notfall-Zettel an, auf dem höchstens fünf Fragen stehen - für den Fall peinlicher Pausen. Sein Credo lautet: »Wenn ich ständig auf meine Fragen schaue statt in die Augen meiner Gesprächspartner, ergibt sich kein Gespräch.« Der Verlauf seiner Interviews gibt ihm recht: Entweder geht alles flamboyant in die Hose (wie mit Lou Reed), oder Weltstars wie Jeanne Moreau, Sylvester Stallone oder Eric Clapton reden so offen wie selten zuvor. Oft färbt Gorkows Spontaneität auf die Interviewpartner ab, sodass plötzlich Dinge gesagt werden, die sonst der inneren Selbstzensur zum Opfer fallen - wie im Interview mit Steve Martin, bei dem Gorkow  kurzfristig als Ersatz für eine Kollegin einsprang und ganz ohne Fragen dastand.Dieser Band versammelt eine Auswahl seiner besten Interviews. Gorkow redet mit der hinreißenden Amira Casar über Europa, mit Lou Reed über Hass, mit der Underground-Filmikone Klaus Lemke über Jungs und mit dem Konzertagenten Marek Lieberberg über Ereignisse. Mit David Gilmour geht es um Erfolg, mit Louis Begley ums Schreiben, mit Sylvester Stallone um Werte und mit Mick Jagger um Klasse. Auch seine jüngsten Interviews finden sich hier: mit Helen Mirren, die über Image spricht, mit Neil Diamond, den Gorkow in seinem Studio in L.A. besuchte, und mit dem Ex-»Monty-Python«-Star Michael Palin, mit dem Gorkow über die Eigenarten der Engländer sprach.Eines ist dabei immer klar: Während Gorkow und seine Auserwählten drinnen über den Ernst des Lebens sprechen, macht die Welt draußen weiter, was sie will. Oder, wie Gorkow im Studio von Neil Diamond in L.A. seufzt: »Und draußen scheint die Sonne.« »Bezaubernd klug, nachdenklich heiter, anmutig konkret, unauffällig welthaltig. Wer die gegenwärtig beschworene Total-Krise des deutschen Journalismus beklagen möchte, der müsste vorher Gorkows Interviews sorgfältig lesen. Dann könnte er es nicht mehr.«Joachim Kaiser

Alexander Gorkow, geboren 1966, arbeitet seit 1993 bei der Süddeutschen Zeitung. Buchveröffentlichungen: »Kalbs Schweigen« (2003), »Mona« (2007),  »Draußen scheint die Sonne. Interviews« (2008), »Hotel Laguna« (2017). Als Herausgeber: Till Lindemanns »In stillen Nächten« (2013) und »100 Gedichte« (2020).
Inhaltsverzeichnis

Interview mitSteve Martin


Steve Martin

»Wissen Sie, warum die Liebe erfunden wurde? Sie wurde erfunden, damit wir ficken.«

 

Steve Martin wurde 1945 in Texas geboren. Den Durchbruch als einer der großen Komiker der Gegenwart schaffte er Mitte der Siebziger mit Auftritten in der »Johnny Cash Show« und bei »Saturday Night Live«. Zu seinen zahlreichen Filmen gehören »Tote tragen keine Karos«, »Solo für zwei«, »L.A. Story« und »Im Dutzend billiger«. Aufsehen erregte er mit dem traurigen Film »Shopgirl« 2005. Die Slapstick-Neuverfilmung des »Rosaroten Panthers« kam 2006 in die Kinos. Steve Martin ist außerdem ein gefeierter Schriftsteller, Bühnenautor und Essayist. Mit Leidenschaft widmet er sich seiner angesehenen Sammlung moderner Kunst. Seine Affäre mit der Künstlerin Cindy Sherman zerbrach ebenso wie seine erste Ehe. Heute lebt Steve Martin mit seiner neuen Lebensgefährtin in Los Angeles und New York.

Man weiß von Journalisten, die er übel hat abfahren lassen – und ist nervös. Das Zusatzproblem: Ich erfahre von meinem Interviewtermin nicht, wie sonst, lange vorher. Sondern 15 Minuten vorher. Während ich mit einem Kollegen im Berliner Einstein Unter den Linden eine Kummerproblematik wälze, erhalte ich den Anruf einer Kollegin, die sich angeblich wegen einer Fischvergiftung auf dem Boden ihrer Berliner Wohnung krümmt. Ob ich bitte schnell das Interview übernehmen könne. Ich habe keine einzige Frage dabei, als ich – schweißüberströmt und exakt sieben Minuten zu spät – in die Suite 424 des Berliner Regent hetze. Steve Martin sitzt dort und lächelt. Er sieht aus, wie die wohlhabende Intelligenz in denUSA nun mal aussieht: beige Hose, blaues Hemd, Sneakers. Er antwortet schnell und mitunter nur knapp – alte Schule der Stand-up-Comedians. Dass es ihm aber ernst ist mit dem Leben, dafür könnten seine so verletzlichen Augen ein Indiz sein. Vor ihm steht ein Eistee. Er wird ihn nicht anrühren. Er wundert sich, dass s